Mitten in Fürth:Der berühmte Herr Müller

Der Fürther Wirtschaftsreferent und CSU-Mann Horst Müller hat vor 15 Jahren die Bespitzelungsaffäre um die damalige Landrätin Gabriele Pauli ins Rollen gebracht und war in vielen Nachrichten. Jetzt ist er abermals im Amt bestätigt worden

Glosse von Olaf Przybilla

Für 15 Minuten ist ja laut Andy Warhol jeder mal berühmt, aber so wie bei Horst Müller dürften sich das die wenigsten vorgestellt haben. Und übrigens auch die wenigsten wünschen.

Am 21. Dezember 2006 ist Müller beim Radiohören beinahe "die Zahnbürste aus dem Mund gefallen". Quellenmäßig ist das sehr gut belegt, Müller hat es später der SZ gestanden, nachdem er soweit stabilisiert war, dass er die Zahnhygiene wieder unfallfrei in Angriff nehmen konnte.

Was für eine Vorstellung: Man betritt das Badezimmer. Schaltet das Radio an, mal sehen, was Topmeldung ist. Hat zuvor ausgiebig geschlafen, ohne besondere Vorkommnisse - wie auch tags zuvor. Und hört als erstes den eigenen Namen.

Gut, "Müller" ist keine auffällige Aneinanderreihung von Konsonanten, mit der manch anderer geschlagen ist. Und auch "Horst Müller" kommt relativ häufig vor. Aber einen Wirtschaftsreferenten dieses Namens? Gibt's in Fürth nur einen.

Andererseits: Muss einer, der für die CSU ein Amt bekleidet, nicht immer darauf gefasst sein, eine Topmeldung abzugeben? Klare, die Relevanz von Fürth keineswegs verkennende Antwort: nö.

Müller steht also da, putzt und sieht vermutlich im Spiegel, wie ihm der Mund offen stehen bleibt, mit einschlägigen Folgen für den Putzvorgang. Gemeldet wird, dass er, Müller, Kronzeuge für die Stoiber-Spitzel-Affäre sei. Guten Morgen auch!

Es war so: Tatsächlich hatte Müller Tage zuvor einen Anruf bekommen von einem Stoiber-Mann. Thema: die Landrätin von Fürth, Gabi Pauli. Müller hatte dies als "Aushorchen auf einem Niveau, das nicht das meine ist" empfunden. Und hat Pauli informiert, vertraulich natürlich: Da braut sich was zusammen, hier rufen schon Stoiberianer an. So ungefähr.

Vertraulichkeit? War Frau Pauli jetzt nicht primär wichtig. Sie ist in den CSU-Vorstand marschiert und hat Stoiber damit konfrontiert, er lasse sie bespitzeln. So führte der Weg ins Nachrichtenradio.

Kurz war Müller damit berühmt, unfreiwillig. Abgestritten hat er trotzdem nie, dass Pauli die Wahrheit gesagt hat, auch wenn das alles nicht abgesprochen war. Aber Müller wollte in der CSU eh nichts werden, nur Wirtschaftsreferent von Fürth bleiben. Seit 23 Jahren ist er das. Neulich wurde er für vier weitere Jahre gewählt. Im Radio kam davon nichts.

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