Bayern:Die Polizei als Tierbändiger

Zwergziegen

Eine Ziege hatte sich in einem vollgelaufenen Kanalrohr verirrt - die Polizei musste ausrücken.

(Foto: dpa)

Kamel auf der Straße, Ziege im Kanalrohr, Schildkröte im Skatepark - es gibt viel Arbeit für die Polizei. Dabei ist das Sommerloch noch gar nicht da.

Glosse von Maximilian Gerl

Eine Skateanlage ist aus Polizeisicht immer einen Besuch wert, wer weiß, wer sich da herumtreibt. Auch die Beamten, die am Montagabend in Augsburg auf Streife waren, wurden an einem solchen Szenetreff fündig. Eine Schildkröte kroch über die Anlage. "Das schaut man sich natürlich näher an", sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presseagentur. Zur Feststellung der Personalien ging es für die Echse aufs Revier.

Ja, ist denn wieder Sommerloch, mag man angesichts solcher Meldungen fragen. Die Antwort ist: nein. Und das ist vielleicht das Schlimmste an der Sache, jedenfalls für die Polizei. Denn nicht nur in Augsburg, auch anderswo in Bayern wird sie momentan von Tieren auf Trab gehalten; in einer Manier, die in nachrichtenärmeren Zeiten für größere Schlagzeilen gut wäre. Ein Auszug: In Hauzenberg blockierte ein Kamel die Fahrbahn. In Simbach suchte sich eine Ringelnatter den Innenhof der Dienststelle als Revier aus. In Nördlingen tauchte ein Beamter in ein Kanalrohr, um eine feststeckende Ziege zu befreien. Und die Kollegen in Donauwörth kämpften mit einer Brieftaube, die den Weg zurück in die Niederlande nicht fand, dafür den in die Polizeiinspektion.

Die Liste ließe sich fortsetzen, mit variierendem Getier und anderen Orten - nur Ausbaden müssen es stets die Damen und Herren in Blau. Wenn das so weitergeht, sollte Innenminister Joachim Herrmann darüber nachdenken, die bayerische Polizei offiziell in Haus-, Hof- und Wildtierranger umzufunktionieren. In irgendeiner Kiste werden sich die alten, farblich passenden grünen Leiberl und braunen Hosen schon finden.

Wie soll das alles erst werden, wenn das Sommerloch wirklich da ist? Gerüchteweise schickt bereits der eine oder andere Dienststellenleiter sorgenvolle Gebete nach oben, frei nach dem Sankt-Florians-Prinzip: Schütz meine PI, gib der anderen die Schnappschildkröte. Vielleicht aber wird es ja eh eine Nummer größer. Wie die Tiroler Landesregierung am Mittwoch bestätigte, ist für einen Schafsriss in St. Anton am Arlberg eindeutig ein Bär verantwortlich. Sollte der seinen Weg in die bayerischen Alpen finden, dürften sich die betroffenen Dienststellen schnell eine Schildkröte wünschen. Manche können zwar ordentlich zubeißen, aber wenigstens sind sie nicht ganz so schnell.

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