Schwanthalerhöhe:Ein Netz knüpfen für die Inklusion

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Wo fehlt's, wer braucht welche Hilfen: Bei einem ersten Treffen der verschiedensten Akteure wird der Finger in manche Wunde gelegt

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Auch unter Migranten und Geflüchteten besteht Unsicherheit, ob sie sich impfen lassen sollen. Um sich aber überhaupt entscheiden zu können, fehlt es ihnen oft an Informationen in ihrer Sprache, das erzählen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter. Im Evangelischen Migrationszentrum im Griechischen Haus an der Bergmannstraße wird unter anderem diese Problematik aufgegriffen, auch mal mit schneller Hilfe, etwa dem Hinweis auf die Homepage des Robert-Koch-Instituts, wo in zig Sprachen, darunter Farsi, Urdu und Türkisch über eine Covid-19-Impfung aufgeklärt wird. Viele Menschen finden diesen Weg aber gar nicht. "Uns ist immer wieder aufgefallen, dass Veranstaltungen oft von direkten Nachbarn gar nicht wahrgenommen werden", schildert Katrin Schindler vom Migrationszentrum. Sie ist eine von 37 Teilnehmerinnen beim ersten Online-Treffen, das die sozialen Vernetzerinnen von Regsam einberufen haben, um die "Inklusion in der Schwanthalerhöhe" voranzutreiben.

Erstmals greifen Regsam und das Sozialreferat das Thema als Schwerpunkt in der Stadt für einen Bezirk auf, in Kooperation mit Sozialbürgerhaus Laim/Schwanthalterhöhe, Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe und Regionaler Arbeitsgemeinschaft Soziales (RAGS) als fachübergreifendes Steuerungsgremium einer Region. Und viel mehr noch: mit Akteurinnen und Akteuren von Einrichtungen und Initiativen im Gebiet.

Drei Jahre lang gilt es jetzt zu ergründen, woran es überhaupt in welchen Bereichen mangelt, wer was braucht und wie sich Hilfen flächendeckend umsetzen lassen. Dass gleich zum ersten virtuellen Treffen über 30 Engagierte gekommen sind, sich zweieinhalb lange Stunden auszutauschen, zeugt vom großen Bedürfnis, bestehende Barrieren zu überwinden. Alle waren sie da, von der Chefin des Sozialbürgerhauses, Vertreterinnen und Vertretern von Stadtbibliothek, Artists for Kids, IG Feuerwache, Alten- und Servicezentrum bis zur Familienhebamme und Stadtteilpolitikerinnen. In einem "Kooperationsgremium", wie Regsam-Moderatorin Nuria Weberpals es nennt, sollen sich feste Teilnehmerinnen regelmäßig treffen, darunter auch "Delegierte" von Schulen, Kitas, Kirchengemeinden und aus der Bürgerschaft. Das Gremium soll einen Ziel- und Maßnahmenkatalog entwickeln.

Bereits beim ersten Treffen werden reichlich Ideen vorgetragen. Darunter so vermeintlich simple Dinge wie gut lesbare Öffnungszeiten an Ladentüren, aber auch der Vorstoß, Wirtshäuser zeitweise für Jugendliche als Treffpunkt freizuräumen - ohne Alkoholausschank, versteht sich, wie überhaupt "inklusive Freizeitangebote" zu schaffen. BA-Chefin Sibylle Stöhr (Grüne) legt den Fokus auf die Vielfalt im Bezirk: "Uns geht's auch stark darum, Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen, wir haben 25 verschiedene Nationen in unserm kleinen Stadtteil." Und laut Anna Riese vom Sozialreferat soll der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund den Statistikern zufolge in der Schwanthalerhöhe von 32,8 Prozent im Jahr 2017 auf 35,4 Prozent im Jahr 2040 steigen. Ebenso wird das Durchschnittsalter steigen, die Zahl der Jugendlichen geht den Demoskopen zufolge bis 2040 leicht zurück. Inklusion, hat zuvor bereits Ursula Liebermann als Leiterin des Sozialbürgerhauses festgestellt, "ist kein Thema für eine bestimmte Gruppe, sie zieht sich durch alle Gesellschaftsgruppen."

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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