Billigfleisch:Ausgerechnet Aldi

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Der Discounter nimmt Produkte der niedrigsten Haltungsstufe aus dem Sortiment. Leser hoffen nun auch auf politische Vorgaben.

Proteste gegen Dumping-Preise für Fleisch und andere Lebensmittel vor dem Bundeskanzleramt in Berlin 2020. (Foto: dpa)

Zu " Weniger Fleisch kostet mehr Geld", 1. Juli, und " Fleisch und gut", 26./27. Juni:

Endlich zählt nicht nur der Preis

Leider kennen die meisten Menschen nur den Preis, aber nicht den Wert einer Ware. Daher war und ist es trotz intensiver Aufklärung über Tierleid, Umweltbelastung durch Massentierhaltung und neben allen bisherigen Fleischskandalen bedauerlicherweise immer noch gängige Praxis, diesen Wahnsinn weiter durch Konsum von Billigfleisch zu unterstützen. Auch versagt die Politik hier regelmäßig mit entsprechenden Gesetzesänderungen.

Als Tierfreund kann man da seit Jahren nur ohnmächtig zusehen. Auch wenn es erst ein kleiner Anfang ist, aber dass nun ausgerechnet diejenigen, welche durch Tierleid seit Jahrzehnten viel Geld verdienen, endlich freiwillig umschwenken, um nicht weiter Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu werden, ist sehr löblich!

Jörg Rappold, Unterschleißheim

Aldi als Vorbild für die Politik

Aldi macht es vor und die kommende Bundesregierung sollte es nachmachen. So wie die beiden Aldi-Konzerne die Tierhaltung der Stufe 1, die sich an den gesetzlichen Mindestanforderungen orientiert, zum Auslaufmodell erklären und Fleischprodukte dieser Haltungsstufe ab 2025 aus ihren Verkaufsregalen verbannen, so muss die Bundesregierung endlich die skandalös niedrigen Mindeststandards bei der Tierhaltung schrittweise anheben.

Die verschiedenen Stufen der Tierhaltung bieten sich dabei als Fahrplan für eine nachhaltige Agrarpolitik an: Ab 2025 sind von den tierhaltenden Betrieben die Standards der Stufe 2 und ab 2030 die Standards der Stufe 3 einzuhalten. Natürlich ist die Anhebung des Mindeststandards mit Kosten verbunden. Die Gesellschaft muss die Landwirte bei der Umrüstung der Ställe unterstützt. Die dafür eingesetzten Steuergelder sind jedoch sinnvoll und nachhaltig angelegt. Im Gegensatz dazu zeichnet sich der von Landwirtschaftsministerin Klöckner verfolgte Weg durch Mutlosigkeit und Ineffizienz aus. Bei dem von ihr propagierten Tierwohllabel sollen Tierhalter Fördermittel erhalten, wenn sie freiwillig einen höheren Haltungsstandard praktizieren. Bei diesem Förderansatz muss das Tierwohl Jahr für Jahr aufs Neue vom Steuerzahler erkauft werden. Läuft die Förderung aus, kehren Landwirte womöglich zu alten Haltungsmethoden zurück, bis dato ausgereichte Fördermittel wären wirkungslos verpufft. Ineffizienter können Steuergelder nicht eingesetzt werden.

Roland Sommer, Diedorf

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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