Humor-Festival am Starnberger See:Lachen als Therapie

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Demonstrieren lässig gute Laune beim Humorfestival in Bernried (von links): Josef Steigenberger, Bürgermeister Georg Malterer, Reinhard G. Wittmann, Peter Gaymann und Kultusminister Bernd Sibler. (Foto: Georgine Treybal)

Kultusminister Bernd Sibler eröffnet in Bernried das "Forum Humor". Bis zum Herbst sollen hier neue Sichtweisen auf den Ernst des Lebens gepflegt werden - los geht es mit gackernden Bäumen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

"Ha-ha-hi-hi", schallt es aus den Bäumen vorm Bernrieder Dampfersteg. Ein zweites Lachen kommt hinzu, dann sogar die Stimme eines Schimpansen oder das Gackern von Hühnern. Knapp drei Minuten dauert das Gelächter im Lach-Wald von Bernried, mal wiehernd oder gackernd, mal hoch und mal tief - bis zum befreienden Finale mit zehn verschiedenen Lachern. Manchem Besucher mag das Gelächter irgendwie bekannt vorkommen. War das etwa Kabarettist Gerhard Polt? Oder Maxi Schafroth und Luise Kinseher?

Der Musiker und Kabarettist David Berlinghof hat die Klanginstallation für das "Forum Humor" am Start des Humorparcours am Seeufer erdacht. Lachen ist hochansteckend und für einen kleinen Moment rücken Corona oder die Hochwasserkatastrophe, auf die Kunstminister Bernd Sibler (CSU) in seiner Rede bei Eröffnung des Humorfestivals am Samstag in Bernried eindringlich hinwies, in den Hintergrund. "Kunst, Humor und vielleicht auch Galgenhumor helfen, mit der Situation fertig zu werden", sagte Sibler. Denn Humor habe auch therapeutische Facetten. Auf jeden Fall zauberte die Veranstaltung den geladenen Gästen am Seeuferweg, der von 30 wetterfesten Karikaturen gesäumt ist, ein Lächeln ins Gesicht. Auch die Exponate in der Galerie der Künstler im Rathaus und der Skulpturenpark im Garten der Missionsbenediktinerinnen im Kloster Bernried machen Spaß.

Ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden Spaziergängern die schallend „lachenden“ Bäume am Seeufer. (Foto: Georgine Treybal)

Das Münchner Forum Humor will in trüben Corona-Zeiten mit diversen Veranstaltungen gute Laune verbreiten. Ursprünglich sollten die Pläne nach Angaben des Vorsitzenden Reinhard Wittmann in der Viehmarktbank in München verwirklicht werden. Doch da ginge bis heute nichts vorwärts, bedauerte er. Minister Sibler habe ihm daraufhin den Rat gegeben sich in der ländlichen Region umzusehen: In vielen Klöstern stehe genügend Raum zur Verfügung. Als Wittmann las, dass die Gemeinde Bernried das Kloster kaufen will, habe er sich an Bürgermeister Georg Malterer gewandt. "Ein Glücksfall", freute sich Wittmann. Denn der Rathauschef hatte sofort zugesagt.

Innerhalb von nur wenigen Monaten wurde die Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Musik und Kabarett auf die Beine gestellt. Wegen Corona hat die Gemeinde im Vorjahr die Feier zum 900-jährigen Bestehen des Klosters verschoben. Dieses Jahr wird das Jubiläum nachgeholt und nach Ansicht von Bürgermeister Georg Malterer passen die Veranstaltungen des Forums Humor bestens dazu. "Humor ist befreiend, gerade in Corona-Zeiten", sagte er. "Humor funktioniert überall, aber in Bernried besonders gut."

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Im Rathaus ist ebenfalls Schmunzeln angesagt. Dort hängen Werke namhafter Karikaturisten und Illustratoren, etwa von Pepsch Gottscheber...

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...Reinhard Michl...

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...und Steffen Haas.

Ziel der Ausstellungen ist es, Dorf, Kloster und Buchheim-Museum miteinander zu verbinden. Alle machten mit: Gemeindeverwaltung und Bauhof halfen bei der Organisation, die Missionsbenediktinerinnen öffneten das Kloster. Im Buchheim-Museum ist eine Ausstellung des Cartoonisten Peter Gaymann zu sehen. Gaymann ist auch beim Forum Humor dabei und unterstützte Wittmann bei der Umsetzung. Zudem konnte er zahlreiche Künstler gewinnen, die ihre Werke für den Humorparcours kostenfrei zur Verfügung zu stellen, verriet Kollege Sven Hartmann. Jetzt säumen 27 wetterfeste Cartoons in stilisierten Goldrahmen den Seeuferweg.

Beim Betreten des Open-Air-Skulpturenparks im Klostergarten gackern die Hühner, im Klosterweiher räkelt sich eine Hühnernixe - beobachtet von einem Spanner-Gockel mit Fernglas. Gaymann stellt 35 seiner insgesamt 70 Hühnerskulpturen aus, die er 2020 zu seinem 70. Geburtstag geschaffen hat.

Begleitet werden sie von den "Vollpfosten"-Figuren der Ruhpoldinger Keramikkünstlerin Mia Böddecker: Sie hatte dem ersten dieser 18 nachdenklichen, hochmütigen, verschämten oder zufriedenen Charakterköpfe einen Stoß mit der Faust ins Gesicht versetzt, weil er nicht gelungen war. Die Nase wurde eingedrückt und es sah aus, als wäre die Figur mit dem Gesicht gegen einen Pfosten gelaufen - daher "Vollpfosten". Der Klostergarten hat täglich von 9 bis 18 Uhr offen, alle Ausstellungen werden bis 26. September gezeigt.

© SZ vom 19.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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