Bundestagswahlkampf:Unnötige Aufwertung der AfD

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Bei der Podiumsdiskussion der VHS Haar sollten die Kandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien zu Wort kommen. (Foto: imago images/Future Image)

Mit ihrer Absage für eine Podiumsdiskussion begehen die Vertreter von SPD, Grünen und Linken einen fatalen Fehler.

Kommentar von Lars Brunckhorst

Die Volkshochschule Haar hat völlig richtig gehandelt. Nachdem Grüne, SPD und Linke ihre Teilnahme an der für Mittwoch geplanten Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten abgesagt hatten, hat die VHS umgehend die einzig mögliche Entscheidung getroffen: die Veranstaltung abzublasen. Eine Diskussionsrunde allein mit den Kandidaten von CSU, FDP und AfD wäre eine Farce gewesen.

Keine Farce, sondern eine Blamage ist, was Grüne, SPD und Linke aufführen. Mit ihrer Absage ermöglichen sie der AfD, sich einmal mehr als einzige Alternative zu den etablierten Parteien zu stilisieren. Anstatt auf dem Podium Farbe bekennen zu müssen zu seiner Beteiligung am sogenannten Trauermarsch von Rechtsradikalen um Björn Höcke in Chemnitz und der Verherrlichung der Reichstagsstürmer, kann der AfD-Bundestagsabgeordnete Gerold Otten sich als Opfer gerieren. Eine Aufwertung, für die Grün-Rot-Rot die Verantwortung trägt.

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Auf dem Podium mit AfD-Mann? Grüne, SPD und Linke haben das abgelehnt und rechtfertigen ihre Absage. CSU und FDP reagieren verständnislos. Und die VHS Haar? Verteidigt die Einladung des rechten Kandidaten.

Von Martin Mühlfenzl

Sicher: Die AfD ist eine Partei voller völkisch-nationaler, fremdenfeindlicher Chauvinisten, die mit Demokratie und Rechtsstaat nichts am Hut haben. Fakt ist aber auch: Die Partei mag undemokratisch sein, aber sie ist demokratisch gewählt. Ob man nun mag oder nicht, Leute wie Gauland, Weidel, Chrupalla und Otten sitzen im Bundestag und werden voraussichtlich auch am 26. September wieder dorthin gewählt.

Statt vor ihnen zu kneifen, hätten die Kandidaten von Grünen, SPD und Linken die Chance gehabt, sie auf dem Podium in Haar zusammen mit Florian Hahn von der CSU und Axel Schmidt von der FDP zu stellen und Gerold Otten seine Maske des Biedermanns vom Gesicht zu reißen. Diese Chance ist vertan und damit leider auch die Chance für die Wählerinnen und Wähler, sich selbst ein Bild zu machen.

© SZ vom 19.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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