Doping:Wada relativiert jüngste Enthüllungen

Die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll ist überzeugt, dass die Erkenntnisse aus der jüngsten ARD-Dokumentation ("Wie Sportler ungewollt zu Dopern werden können") gravierende Folgen haben können. "Was da alles möglich wäre mit diesen neuen Erkenntnissen, das bringt das ganze System ins Wanken. Der saubere Athlet ist dem schutzlos ausgeliefert und hat keine Chance mehr, sich zu rechtfertigen", sagte sie in der ARD.

In einem Experiment der ARD-Dopingredaktion und des Instituts für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln wurde zwölf Probanden durch minimale Berührungen an Hand, Nacken und Arm verschiedene Anabolika mittels einer Trägersubstanz über die Haut verabreicht. Bei allen Probanden ergaben die Erstauswertungen der Proben durch das Kölner Doping-Kontrolllabor einen massiven Betrugsverdacht. Die verbotenen Substanzen waren im Experiment in Minimaldosen verabreicht worden und zum Teil eine Stunde nach der Applikation und bis zu 15 Tage lang nachweisbar.

Aus Sicht der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) sind die ARD-Recherchen kein Grund für grundsätzliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Antidopingsystems. Der Wada sei diese Möglichkeit "gut bekannt", heißt es dazu in einem Statement. Dies werde aber "als ein sehr seltenes Ereignis betrachtet, basierend auf der geringen Anzahl solcher Fälle, die in der Vergangenheit aufgetreten sind". Die Wada betonte, das Potenzial sei "wissenschaftlich auf eine sehr kleine Anzahl von verbotenen Substanzen beschränkt", die durch die Haut aufgenommen werden könnten. Man sei im Austausch mit den Filmemachern und begrüße die Begutachtung der Forschung durch weitere Wissenschaftler, "um zu beurteilen, ob neue Daten ans Licht gebracht wurden". Die Wada erklärte, dass ein Verstoß nicht automatisch zu einer Sanktion führe und fügte an, dass "die Manipulation von Athletenproben, wie in der Dokumentation hervorgehoben, ein krimineller Akt" sei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: