Videokonferenzen:Zoom kauft Callcenter-Firma

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"Was kann ich für Sie tun?" Vielleicht sehen sich in Zukunft Hotline-Mitarbeiter und Kunden auch im Video. (Foto: Xavier Lorenzo/Imago)

Hallo, hören Sie mich? Mit 15 Milliarden Dollar wettet der Videokonferenz-Dienst Zoom auf die Zeit nach der Pandemie.

Nach der Rückkehr in die Büros finden manche dort noch Weihnachtsgrußkarten, für die sie sich so viele Monate später wohl auch nicht mehr bedanken. Dass die Firmengebäude wieder häufiger angesteuert werden, hat noch weitere soziale Folgen: Es werden - wie früher! - wohl wieder mehr Meetings in echten Räumen stattfinden. Zwar gehören Videokonferenzen voraussichtlich zum Portfolio jener digitalen Dinge, die auch nach der Corona-Pandemie zum Arbeitsalltag gehören. Aber ihre Nutzung könnte seltener werden als in den Corona-Monaten.

Das sind schlechte Aussichten für den US-Konzern Zoom. Der Anbieter von Videokonferenz-Software hatte enorm davon profitiert, dass so viele Absprachen ins Home-Office verlegt worden waren. Um auch in der Nach-Corona-Zeit wachsen zu können, übernimmt das Unternehmen nun für 14,7 Milliarden Dollar per Aktientausch einen Callcenter-Anbieter namens Five 9. Dem bisher größten Zukauf der Firmengeschichte müssen die Aktionäre noch zustimmen.

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Von Thomas Öchsner

Das Callcenter-Geschäft von Five 9 ist cloudbasiert, also über Server im Internet organisiert, was insofern zum Tech-Konzern Zoom passt. Mit Kunden zu kommunizieren, ist jedoch natürlich etwas anderes, als eine stabile Videoleitung zu liefern. Ziel der Übernahme ist es, Geschäftskunden mehr bieten zu können. Zu den Kunden von Five 9 gehören nach eigenen Angaben Konzerne wie die Sportartikelhersteller Under Armour und Lululemon, das Softwareunternehmen Citrix sowie die Kamerafirma Olympus.

Kundendaten und die Kontaktaufnahme per Video kombiniert zu verwalten, liege wegen der fortschreitenden Digitalisierung nahe, sagte die Analystin Carolina Milanesi von Creative Strategies dem Finanzdienst Bloomberg anlässlich der Übernahme. Daten über mehrere Firmenbereiche hinweg zu bearbeiten, vom Vertrieb bis zur Beschwerde-Hotline, könne einfacher sein, wenn man nur eine Plattform zu bedienen habe. Aufregend neu sei die Kombination von Videokonferenzen und Callcentern aber nicht, merkte die Analystin an: Zoom-Konkurrent Cisco hat seine Videosoftware Webex ebenfalls bereits mit einem Callcenter-Angebot verknüpft. Innovativer erscheint das Karlsruher Start-up Kites, das Zoom erst vor wenigen Tagen gekauft hatte: Dessen Software ups kann in Echtzeit Untertitel erstellen und diese in andere Sprachen übersetzen.

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