Kommentar:Mehr Kreativität bitte!

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Warum nicht die Impfung als Beigabe zum Wurstsalat servieren oder vor dem Besuch eines Gottesdienstes piksen?

Von Sabine Wejsada

Nun ist Kreativität gefragt: Weil die Impfbereitschaft in Deutschland abnimmt, aber die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus seit Tagen stetig steigt, müssen sich die Behörden etwas einfallen lassen, um nach wie vor viele Skeptiker und Abwartende zu überzeugen, sich den wohl lebensrettenden Piks abzuholen. Was liegt näher, als nicht länger darauf zu hoffen, dass die Menschen in Impfzentren und Arztpraxen fahren, und stattdessen auch im Landkreis München mobile Teams einzusetzen? Na, endlich, möchte man sagen.

Während andernorts seit einigen Wochen unkomplizierte Sonderaktionen stattfinden - etwa am Ammersee, wo sich Spaziergänger, Sonnenanbeter und Badegäste spontan impfen lassen können, oder in Berlin Kunden auf dem Parkplatz eines schwedischen Möbelhauses - hat der Landkreis München in dieser Hinsicht ziemlich behäbig und wenig erfindungsreich gewirkt. Dabei hilft nur eins: Die Impfquote muss nachhaltig gesteigert werden. Deutschlandweit sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) aktuell 46,7 Prozent der impffähigen Bevölkerung voll immunisiert, im Kreis München sind es nur knapp 41,3 Prozent.

Gewiss: Bis vor kurzem waren die Vakzine so knapp, dass die Impfzentren kaum Termine anbieten konnten. Jetzt aber gibt es die begehrten Seren fast im Überfluss, und diese sollten möglichst schnell unter die Leute gebracht werden. Zumal die Sommerferien vor der Tür stehen, viele in den Urlaub reisen und die vierte Welle, wie Experten warnen, bereits zu rollen beginnt. Warum also nicht noch weitere unkonventionelle Wege gehen? Zum Beispiel im Biergarten als Beigabe zur natürlich alkoholfreien Mass und zum Wurstsalat gleich noch die Spritze servieren oder vor dem Besuch eines Gottesdienstes piksen.

Impfen ist ein Akt der Solidarität - und je mehr mitmachen, desto größer sind die Chancen, dass im Herbst nicht wieder alles heruntergefahren und geschlossen werden muss. Ganz nebenbei werden so auch jene geschützt, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen nicht immunisiert werden können.

© SZ vom 21.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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