Außerordentliche Bürgerversammlung:Schwierige Suche nach neuem Standort

Außerordentliche Bürgerversammlung: Wenn für den Funkmast der Standort am Sportplatz verworfen wird, könnte es sein, dass die Mobilfunkbetreiber stattdessen die kleinen Antennen im Ortskern ausbauen wollen - das wollen viele Ickinger Bürger aber verhindern.

Wenn für den Funkmast der Standort am Sportplatz verworfen wird, könnte es sein, dass die Mobilfunkbetreiber stattdessen die kleinen Antennen im Ortskern ausbauen wollen - das wollen viele Ickinger Bürger aber verhindern.

(Foto: Manfred Neubauer)

Wird der umstrittene 5G-Mast auf dem Sportplatz in Icking abgelehnt, droht der Ausbau kleinerer Masten im Ortskern. Ein Jurist warnt bei der Versammlung davor, die Mobilfunkbetreiber zu provozieren.

Von Susanne Hauck

Der neue Mobilfunkstandard 5G polarisiert. Auch in Icking geht die Strahlenangst um. Weil sie sich zu schlecht über den künftigen Ausbau informiert fühlt, hatte die Initiative "Schutz vor Elektrosmog" eine außerordentliche Bürgerversammlung durchgesetzt. Das Interesse fiel jedoch eher dürftig aus: Weniger als ein Viertel der 200 Unterzeichner war am Mittwoch in die Grundschulaula gekommen, um sich anzuhören, was Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) und Experten beider Seiten zu sagen hatten.

Im September muss die Gemeinde entscheiden, ob sie einem 35 Meter hohen 5G-Masten am Sportplatz zustimmt. "Sollen wir es machen oder bleiben lassen?", fragte Reithmann in die Runde. "Es gibt nur Ja oder Nein." Noch ist viel in der Schwebe. Weil der Gemeinderat "unbegeistert" vom Standort Tennisclub gewesen sei, habe man dem Betreiber vorgeschlagen, diesen näher an die Waldkante zu rücken. Ist er damit nicht einverstanden, hat das Konsequenzen. "Der Betreiber hat bereits formuliert, die bestehenden Masten auf der Tankstelle und beim Bauhof aufzurüsten", sagte die Bürgermeisterin. Ein Schritt, den die Gemeinde wegen der stärkeren Strahlenbelastung vermeiden möchte.

Konkret zur Standortfrage wollte sich Wilfried Kühling nicht äußern. Der Referent der Bürgerinitiative und Professor für Raum- und Umweltplanung an der Universität Halle war live zugeschaltet, genauso wie Rechtsanwalt Frank Sommer und Gutachter Hans Ulrich. Kühling empfahl der Kommune einen neuen Ansatz, nämlich im Flächennutzungsplan bestimmte Schutzgebiete wie rund um Kitas zu definieren und dort eigene, niedrigere Grenzwerte festzuschreiben. Freilich sei dies eine Frage, "die gerichtlich durchgefochten werden muss".

Rechtsanwalt Sommer sprach den eigenmächtig festgelegten Grenzwerten jede Erfolgsaussicht ab. "Es ist Sache des Bundes, die Gemeinde ist dazu nicht ermächtigt." Auch weil mit einem solch niedrigen Grenzwert der Versorgungsauftrag nicht ansatzweise zu erfüllen sei, würden sich Mobilfunkbetreiber nicht zu einseitigen Verpflichtungen zwingen lassen. Er warnte eindringlich vor dem Risiko, "den Bogen zu überspannen" und die Betreiber "zu provozieren". Wenig Zweifel ließ er daran, dass Icking am Ende den Kürzeren ziehen würde: "Sonst kriegen wir einen Masten, wo wir ihn nicht haben wollen." Sommer empfahl der Gemeinde, wie bisher im sogenannten Dialogverfahren möglichst verträgliche Standorte zu suchen und diese im Teilflächennutzungsplan zu definieren.

Dass das Ganze am Ende kontraproduktiv ausgehen könnte, befürchtete auch Physikingenieur Hans Ulrich, der die große Gefahr vor allem darin sah, dass die bestehenden kleinen Masten im Ortskern aufgerüstet werden könnten. "Die Belastung würde um den Faktor 80 steigen." Auch wenn er die Kritik am geplanten Maxi-Mast wegen des Ortsbilds verstehen könne, in puncto Strahlenbelastung gibt es für ihn nur eine richtige Antwort: "Jeder Meter mehr ist besser."

Die für den Abend angekündigte Abstimmung über die weiteren Schritte wurde im Einvernehmen mit der Bürgermeisterin auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Antragsteller Michael Welle wollte die Informationen erst "sacken lassen". Reithmann hatte eingangs eine Übersicht über den aktuellen Stand beim Mobilfunkausbau in Icking gegeben. "Wir reden über bis zu sechs Masten", sagte sie. Bedingt sei das durch die Versorgung der Autobahn, S-Bahn und Bundesstraße. "Daher kommt es, dass wir so belagert werden." Der Standort bei Meilenberg werde wohl noch in diesem Jahr realisiert, ebenso zügig werde Wadlhausen ausgebaut. Der - sehr umstrittene - Standort hinter dem Gymnasium werde nicht kommen, weil der Grundeigentümer nicht zum Vermieten bereit sei. Der Mast bei Schlederloh liege bei den Betreibern derzeit auf Eis.

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