Maskottchen von Olympia:Alles für die Winkekatz

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Nicht nur in Plüschform, sondern auch als Gewächs-Variante omnipräsent: Miraitowa und Someity, die offiziellen Olympia-Maskottchen, sind freundliche, aber auch etwas langweilige Verwandte der Gremlins. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Eine nur scheinbar nachrangige Frage für den gestandenen Olympiareporter: Wo kriegt man die verdammten Maskottchen her, wenn man die Geschäfte in Tokio noch nicht besuchen darf? Zum Glück gibt es einen Automaten.

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Im olympischen Pressezentrum gibt's auch einen Laden, in dem man Maskottchen kaufen kann, tags bedienen einen dort Menschen, nachts bedient einen der Maskottchenautomat, Gott sei Dank. In normale Geschäfte da draußen darf der Olympiareporter coronabedingt schließlich nicht rein, und so quälte ihn eine nur scheinbar nachrangige Frage schon vor Abflug: Wo kriegt man da das verdammte Maskottchen her?

Olympia ist schließlich ein Fest der Rituale: Flaggenhochziehen, Hymnenabspielen, (neuerdings) auch Speichelprobenhinterlegen. Und, ganz persönlich: der Maskottchenkauf. Zuhause kommt es dann zu den Maskottchen früherer Spiele in den Maskottchenschrank, dort lassen sie gemeinsam das in ihnen gespeicherte Restglück wirken, so hat man immer einen schönen Vorrat.

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Leider ist der Maskottchenladen im Pressezentrum von Tokio sehr überlaufen, nur wenn ein Kunde rausgeht, darf jemand anderes rein, das zieht sich, lohnt sich aber doch. Nicht wegen der offiziellen Maskottchen, Miraitowa und Someity sind freundliche, aber auch etwas langweilige Verwandte der Gremlins.

Faszinierend, wie subtil sich das Wappentier den Besonderheiten des Events anpasst

Die Japaner haben aber noch ein Nebenmaskottchen ins Programm aufgenommen, eine Winkekatze, Maneki-neko. Katzen dieser Art sind imstande, das Glück herbeizuwinken. In Deutschland stehen sie manchmal auf der Theke im Asia-Imbiss neben den Gewürzflaschen; die Winkekatze ist also, wie so vieles andere auch, im Kapitalismus trivialisiert worden, dabei ist sie ein Kulturgut. Man sollte sie ehren, wenn man auf Glück hofft. Und weil bei diesen Olympischen Spielen erhebliche Mengen an Glück nötig sein werden, damit alles soweit klargeht, sitzt die Winkekatze - und nur die Winkekatze - zurecht im Schaufenster des Maskottchenladens.

Winkekatzen sind normalerweise aus hartem Material, oft haben sie eine Mechanik drin, dann winkt die Katze zum Beispiel Kundschaft rüber, für einen Händler sind Kunden das reine Glück. Die olympische Winkekatze allerdings ist aus Plüsch, ein weiches, kompaktes Tier, ihr Winkearm ist zwar gehoben, aber leider unbeweglich, sie winkt also in dem Sinn nicht.

Und während man, in der Schlange stehend, die Katze im Schaufenster betrachtet, fällt einem auf, wie subtil sich hier das Wappentier dann doch den Besonderheiten des Events angepasst hat. Ein Match, könnte man sagen: Das Maskottchen dieser Olympischen Spiele vor leeren Rängen ist eine Winkekatze, die jäh aufgehört hat zu winken, weil ja niemand da ist, dem sie winken könnte. So blickt sie still ins Leere. Was für eine Geschichte.

Dafür sind 2200 Yen, rund 17 Euro, nun wirklich nicht zu viel verlangt.

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