Erster ökologischer Platz Deutschlands:Schluss für den Golfklub Bergkramerhof

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Der Besitzer des Areals verlängert den Pachtvertrag mit Betreiber Josef Hingerl nicht, 2022 wird letztmals dort abgeschlagen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Golfklub Bergkramerhof in Wolfratshausen steht vor dem Aus. Wie dessen Präsident Josef Hingerl auf Anfrage bestätigt, hat der Besitzer des Geländes über dem Bergwald, Helmut Danhuber, den Pachtvertrag nicht verlängert. Er läuft Ende 2022 aus. Damit geht die "erste ökologische Golfanlage in Deutschland", wie sich der Bergkramerhof stolz auf der eigenen Website nennt, im kommenden Jahr in seine letzte Saison. "Wir haben bisher nur die Mitglieder informiert", sagt Hingerl. Mehr zur Sache wollte er am Montag in einem Schreiben an die Golfer der Region München kundtun, das bis Redaktionsschluss jedoch noch nicht vorlag.

Der Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Hingerl leitet seit 2007 den Betrieb der Golfanlage, die zum Großteil auf Wolfratshauser Wasserschutzgebiet liegt. Angelegt wurde das Grün bereits 1994, zunächst mit neun Loch. Schon drei Jahre später musste die Golfanlage Wolfratshausen GmbH unter dem damaligen Betreiber Hubertus Angstl Konkurs anmelden. Alle Anteile und die Pachtrechte gingen dann an die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen über, 1999 wurde die Anlage um neun zusätzliche Bahnen erweitert. 2013 wurden in den Schächten auf dem Gelände erstmals Spuren von Keimen und Pestiziden gefunden. Weil ein Grundbucheintrag Düngemittel auf dem Gelände faktisch verbietet, hatte Landrat Josef Niedermaier (FW) schon damals vom "Aus für den Golfplatz" gesprochen. Hingerl aber stellte die Platzpflege um: Auf dem Gelände werden keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr verwendet, und seit 2016 nur noch Handmäher eingesetzt. Schädliche Pilze werden mit UV-C-Licht abgetötet, das abends mit Scheinwerfern auf den Rasen gestrahlt wird.

Der "erste ökologische Golfplatz in Deutschland" war zuletzt öfter in den Schlagzeilen, allerdings wegen Hingerls Gebaren: Der "Golf-Rebell", wie ihn die Bild-Zeitung nannte, erregte Aufsehen, als er den Spielbetrieb trotz Verbots im Lockdown zuließ und dafür ein saftiges Bußgeld vom Landratsamt und Kritik vom Bayerischen Golfverband kassierte.

Von Verpächter Danhuber war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten. Der Eigentümer plant schon länger, aus dem ehemaligen Hof, in dem Klub und Gasthof untergebracht sind, ein Hotel zu machen. Hingerl hatte die Pläne begrüßt und dennoch Interesse an einer Pachtverlängerung bekundet. Dazu aber ist es nun nicht gekommen.

© SZ vom 27.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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