Grünwalder Stadion und Fröttmaninger Arena:Stadt verschärft Regeln für Fußballfans

Heimspieldebut nach Rückkehr des TSV 1860 München ins Grünwalder Stadion, 2017

Wenn die Löwen-Fans zu ihrem Stadion marschieren - hier ein Bild aus Vor-Corona-Tagen - dürfen sie künftig keine Glasflaschen mehr dabei haben.

(Foto: Florian Peljak)

Künftig wird jede Partie im Grünwalder Stadion behandelt wie bisher ein Risikospiel. Glasflaschen beim Anmarsch sind verboten, die Befugnisse der Polizei werden ausgeweitet.

Von Heiner Effern

Der traditionelle Fanmarsch der Löwen vom Candidplatz hinauf zum Stadion könnte künftig eine trockene Angelegenheit werden. Bierflaschen aus Glas, die bisher als Stärkung auf dem Weg häufig mitgeführt wurden, sind künftig verboten. Dafür und für weitere Verschärfungen der Regeln rund um das Grünwalder Stadion und auch um die Fröttmaninger Arena hat der Stadtrat am Dienstag die Verordnungen geändert. Allerdings nicht ganz so kräftig, wie von Kreisverwaltungsreferat (KVR) und Polizei beabsichtigt, betonte die Koalition aus Grünen und SPD. Herausgekommen sei nach langem Ringen "ein Kompromiss", meinte die Mehrheit im Stadtrat, mit dem auch KVR-Chef Thomas Böhle "gut leben" kann.

Für die Fans des TSV 1860 München bedeutet das nicht nur, dass sie künftig den Berg hinauf zum Plastikbecher oder zur Dose greifen müssen, um den Bierdurst zu stillen. Die Polizei kann nun beim Mitführen von gewaltverherrlichenden oder rassistischen Symbolen und Spruchbändern sowie von Pyrotechnik leichter einschreiten. Das Durchstecken jeglicher Gegenstände durch den Zaun ins Stadioninnere soll unterbunden werden. Das Vermummungsverbot wird zur konstanten Regel. Diese Verschärfungen gelten im Großen und Ganzen auch für die Arena des FC Bayern in Fröttmaning.

Die bisherige Verordnung galt für das Stadion an der Grünwalder Straße nur, wenn die jeweilige Begegnung als sogenanntes Risikospiel eingestuft war. Künftig wird sie bei jeder Partie in Giesing gelten. Die Kriterien für die Einstufung seien schwammig, zudem ändere sich der Status eines Spiels öfter auch kurzfristig, kritisierte die Polizei die bisherigen Regeln. Die Ausweitung der Verordnung auf alle Spiele hatte die Fans der Löwen aber auch deren Präsident Robert Reisinger als "Überregulierung" empfunden.

Auch deshalb wurde der ursprünglich 2020 geplante Beschluss im Mai 2021 nochmals verschoben. Nun wurden als "Kompromiss", wie die Politik die neuen Verordnungen nannte, zwei wichtige Orte herausgenommen: der Candidplatz als Treffpunkt der Löwen und der Grünspitz oben am Stadion. Das hatte auch der zuständige Bezirksausschuss im Vorfeld in großer Eintracht gefordert. Dazu wurde ein umstrittener Passus aus den Verordnungen entfernt: das Verbot, sich zu "gemeinschaftlichen friedenstörenden Handeln zusammenzuschließen". Solch ein pauschaler und nicht definierter Tatbestand sei unnötig, sagten Grüne und SPD.

Für die Fans des FC Bayern und vor allem auch die Anhänger der Gästemannschaft wird die Verordnung in einem größeren Gebiet angewandt. Die neue Fußgängerbrücke von dem Fußweg an der Fröttmaninger Heide über die U-Bahngleise hin zum neuen Gästeeingang im Norden und das neue Gästeparkhaus machten die Überarbeitung nötig. Dazu wollte die Polizei die Busparkplätze, den Rettungsweg Ost sowie den nördlichen Übergang von der U-Bahnstation Fröttmaning zur Esplanade mit im Geltungsbereich haben. Dem entsprach die Politik mit einer Ausnahme, nämlich dem Standort des Busses des Fanprojekts, das die Arbeiterwohlfahrt trägt. Die Stadion-Verordnungen gelten nur an den Spieltagen: Beginn ist vier Stunden vor der Partie, Ende zwei Stunden danach.

Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) zeigte sich ebenso zufrieden wie ein Großteil des Stadtrats. "Die Fanszene ist ein lebendiger Teil unserer Stadtkultur. Es ist mir ein großen Anliegen, hier nicht mehr als nötig und bereits gesetzlich geregelt zu reglementieren."

Den auch von ihr gelobten Kompromiss findet die CSU falsch. Wie die Belange der Anwohner hier missachtet würden, sei "eine Sauerei", ärgerte sich Stadtrat Thomas Schmid. Das Gremium der Anwohner, der Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching, hatte sich allerdings mit den Stimmen seiner Parteikollegen ganz anders geäußert. Es kritisierte die nun umgesetzte Regel, alle Partien wie Risikospiele zu handhaben. Man hätte die Stadion-Verordnungen gerne noch einmal in Ruhe besprochen, auch mit Anliegern und Fan-Vertreten. Diese hatten von Beginn an erklärt, dass die Gründe für die Verschärfung nicht stichhaltig wären.

Dass die Verordnungen im Hauruck-Verfahren geändert wurden, kann man aber auch nicht behaupten. Sie verzögerten sich wegen der Kritik daran so sehr, dass die angeführten Umstände tatsächlich nicht mehr zutreffen. Ursprünglich hätten sie für die Spiele der Europameisterschaft in der Fröttmaninger Arena gelten sollen. Dazu ging die Verwaltung von drei Mannschaften aus, die ihre Drittliga-Spiele im Grünwalder Stadion austragen. Inzwischen ist aber die zweite Mannschaft des FC Bayern abgestiegen und Türkgücü weicht ins Olympiastadion aus.

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