Kallmann-Museum:Fließende Grenze

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Wo hört die Straße auf, wo beginnt der Garten? Peter Braunholz' Beitrag zur Ausstellung "Entgrenzungen". (Foto: Peter Braunholz)

Eine Ausstellung widmet sich der Trennung von Öffentlichem und Privatem

Von Udo Watter, Ismaning

Beim Sex scheint die Sache klar. In den eigenen vier Wänden dürfen zwei Partner im Prinzip machen, wozu sie Lust haben, auf einer Wiese im Stadtpark würde ihnen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eine Anzeige drohen. So einfach ist die Trennlinie zwischen privat und öffentlich freilich nicht immer zu ziehen. Und selbst eine eher private Angelegenheit wie Sexualität (oder Familie) ist ja bei genauerer Betrachtung auch immer politisch, da sie vom öffentlichen Denken geprägt ist. Darauf bezieht sich der feministische Slogan "Das Private ist politisch". Wo verlaufen aber eigentlich die Grenzen zwischen dem privaten und öffentlichen Bereich? Dieser hochaktuellen Frage, die durch die Corona-Pandemie zusätzlich an Bedeutung gewonnen hat, geht die internationale Gruppenausstellung "Entgrenzungen" nach, die von diesem Freitag an im Kallmann-Museum gezeigt wird. Nach der Einzelausstellung der Kallmann-Preisträgerin Lena von Goedeke ("Soil's Song"), die am 18. Juli zu Ende ging, sind es diesmal gleich 13 künstlerischen Positionen, welche die öffentlichen und private Sphären sowie deren unscharfe Trennlinien aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Gezeigt werden Arbeiten von Peter Braunholz, Mahdi Fleifel, Korpys/Löffler, Zilla Leutenegger, Melanie Manchot, Simon Menner, Alice Musiol, Gabriele Stötzer, Clemens von Wedemeyer, Marianne Wex, Gernot Wieland, Michael Wolf und Ina Wudtke. Es geht dabei darum, wie viel Privatheit es im öffentlichen Raum gibt und wer diesen Raum überwachen darf. "Untersucht wird auch, wie man sich im öffentlichen Raum verhält, wie sich öffentliche Ereignisse in das Leben des Einzelnen einschreiben und wie umgekehrt der Einzelne gesellschaftlich wirken kann", so Rasmus Kleine, Leiter des Kallmann-Museums, der mit Luca Daberto die Ausstellung kuratiert hat. "Es geht aber auch um Stereotype heimischer Behaglichkeit, um die Gefährdungen des Privatraums sowie um die gebaute Grenze zwischen der privaten Wohnung und der Straße." Die Ausstellung "Entgrenzungen. Von öffentlichen und privaten Sphären" im Kallmann-Museum wird am Freitag, 30. Juli, um 19 Uhr eröffnet.

Eine Woche später, am Freitag, 6. August, ist das Kallmann-Museum überdies zu Gast im benachbarten barocken Ismaninger Schlosspavillon mit der Ausstellung "Garten Arbeiten". In ihr zeigen sechs Studenten der Akademie der Bildenden Künste München ihre Werke. Die Skulpturen, Papierarbeiten, Videos, Aktionen und Land-Art-Arbeiten, die eigens für diese Werkschau entstehen, setzen sich auf abwechslungsreiche Weise mit dem Garten, der Natur und der Gartenarbeit des Menschen auseinander. Sie wurden bei einem Wettbewerb durch den Akademieverein München ausgewählt. Für die Studentinnen und Studenten dürfte diese erste Museumsausstellung ein wichtiger Schritt in der Karriere sein. Mit Arbeiten von: Tornike Abuladze, Julie de Kezel, Ludwig Dressler, Lionel Nymphius, Sebastian Quast und Julia Walk.

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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