Podcast "Wild Wild Web - Die Kim Dotcom Story":Alles gratis

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(Foto: Foto: BR)

Das Geschäft mit digitalen Raubkopien: Der Podcast "Wild Wild Web" erzählt die Geschichte des streitbaren Unternehmers Kim Dotcom - sie ist noch nicht zu Ende.

Von Stefan Fischer

Die Welt, um die es in diesem Podcast geht, gibt es so nicht mehr. Wild Wild Web - Die Kim Dotcom Story erzählt von Anfängen der Digitalisierung, als das Internet noch eine Sache für Spezialisten war. Und von den Wildwestjahren des Netzes, als daran ein ungebrochenes Freiheitsversprechen geknüpft war und sich eine wahnwitzige Gratiskultur etabliert hat.

Im Zentrum dieser Geschichte steht Kim Schmitz. Ein Mann, so drückt es Janne Knödler aus, "dessen Leben sich immer wieder kreuzt mit den ganz großen Momenten des Internets". Knödler präsentiert diesen Podcast und hat ihn mit Benedikt Dietsch, Simon Garschhammer und André Dér-Hörmeyer für den Bayerischen Rundfunk recherchiert.

Ihre Hauptfigur, Schmitz, hat sehr früh eines sehr klar begriffen: Mit dem kostenlosen Tausch digitaler Dateien, vor allem Liedern und Filmen, lässt sich Anfang des Jahrtausends viel Geld verdienen. Sehr viel Geld. Wenn auch nicht unbedingt auf legalem Weg. Heute, da viele Menschen bereit sind, für Streamingdienste zu bezahlen, wirkt die Geschichte um Kim Schmitz und sein Unternehmen Megaupload wie ein Anachronismus.

Aber diese Geschichte ist noch nicht zu Ende. Schmitz, 1974 in Kiel geboren, lebt inzwischen in Neuseeland und nennt sich Kim Dotcom. Anfang 2012 erfolgte eine Razzia auf seinem Anwesen, der Unternehmer wurde verhaftet, sein Vermögen beschlagnahmt. Seither kämpft Kim Dotcom, der gegen Kaution frei ist, mit wechselndem Erfolg vor neuseeländischen Gerichten - um die Wiedererlangung seines Besitzes, vor allem aber gegen seine Auslieferung an die USA.

Die Film- und die Musikindustrie haben eine immense Rechnung offen mit Kim Dotcom

Die Film- und die Musikindustrie dort haben noch eine Rechnung offen mit ihm. Deren Vertreter sehen in Megaupload einen wesentlichen Faktor dafür, dass ihnen durch illegale Downloads und unrechtmäßiges Filesharing Millionensummen entgangen sind. Heute ist das kein großes Problem mehr für die Branche. In der - vorerst - finalen Folge stellt Janne Knödler die Frage, ob Kim Dotcom womöglich der letzte Kriegsgefangene sei in einem Krieg, der längst beendet ist.

Nun, zum einen ist Dotcom auf freiem Fuß. Zum anderen spielt für die Bewertung seines zweifelhaften Geschäftsmodells keine Rolle, dass es heute nicht mehr funktioniert. Aber an Stellen wie dieser wird besonders deutlich, wie viel Mühe sich Wild Wild Web gibt, ausgewogen zu berichten. Es wäre einfach, sich lustig zu machen über Kim Dotcom, über seine vielen Anmaßungen, seine lächerlichen Selbstinszenierungen, darüber, dass er als Teenager nie der erfolgreiche Hacker war, als der er sich immer dargestellt hat.

Doch es geht hier um die Frage, ob der Unternehmer tatsächlich illegal gehandelt oder nur juristische Graubereiche für sich genutzt hat. Ob der Schaden, für den er verantwortlich gemacht wird, tatsächlich so groß ist, wie seine Gegner behaupten. Und ob in den Verfahren gegen ihn das Recht gebeugt wird. Zumindest der Verdacht steht im Raum, dass die Entscheidung Hollywoods, nach der Herr der Ringe- auch die Hobbit-Filmtrilogie in Neuseeland zu drehen, verbunden war an ein Übereinkommen mit der dortigen Regierung, Dotcom trotz seines Aufenthaltsstatus' an die USA auszuliefern.

Ein Sequel ist nicht ausgeschlossen - sollte es tatsächlich zu der Auslieferung kommen und Dotcom in den USA der Prozess gemacht werden. Oder er sich doch noch bereit erklären, dem Podcast-Team seine Version zu erzählen. Es ist vieles in Bewegung in dieser alten Geschichte.

Wild Wild Web - Die Kim Dotcom Story, ARD-Audiothek, auch bei Deezer und Podcast.de

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