Untermenzing/Obermenzing:Vermintes Gelände

Schulen Allach Untermenzing

Die Schülerinnen und Schüler des Louise-Schroeder-Gymnasiums in Allach-Untermenzing, hier ein Gebäudetrakt, sollen für Jahre nach Obermenzing pendeln. Das stößt bei vielen Eltern auf Unverständnis und Empörung.

(Foto: Florian Peljak)

Eine Diskussion zur Schulentwicklung im Münchner Nordwesten zeigt, dass sich die Interessen verschiedener Gruppen kaum miteinander vereinbaren lassen

Von Anita Naujokat, Untermenzing/Obermenzing

Die Bedürfnisse von Grundstückseigentümern dürften nicht über das Wohl von 1000 Kindern gestellt werden, lautet ein Plädoyer. Wo, bitteschön, sei der Unterschied fürs Klima, ob dort nun ein Erdbeerfeld oder ein Sportplatz sei, wollte jemand wissen. Und wenn es schon um den oft beschworenen Erhalt der "Frischluftschneise" gehe - "Für wen? Die Innenstadt?" -, dann sollte man die Lärmschutzwände der Bahn wegreißen, welche die Luftströme verhinderten, schlägt ein Teilnehmer vor.

Bisher sind in der Debatte um die Freihaltung des Areals zwischen Weinschenkstraße und der Straße Im Wismat im Zuge der Schulentwicklung in Münchens Nordwesten eher die Gegner einer (Schul-)Bebauung wirkungsvoll in der Öffentlichkeit aufgetreten. Eine zweistündige öffentliche Online-Veranstaltung der Stadt mit Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) und Vertretern städtischer Referate und der Berufsfeuerwehr, in der Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend via Chat live mitdiskutieren konnten, hat aber gezeigt, dass es auch ganz andere Meinungen gibt.

Dem Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing schwebt fern jeglicher weiterer Nutzung ein Würmpark auf dem Erdbeerfeld vor. Deren Kollegen in Allach-Untermenzing wollen, dass eine Realschule samt Kita und Sporthalle auf dem Gelände des SV Untermenzing errichtet wird und der Sportverein komplett auf die Erdbeerwiese zieht, um das im Stadtbezirk einzige Gymnasium im Schulcampus an der Pfarrer-Grimm-Straße zu erhalten. Das ist der Inhalt eines sofortigen Gegenantrags zum jüngsten Vorschlag der Stadt. Der sieht vor, das Louise-Schroeder-Gymnasium (LSG) für mehrere Jahre in einen zu errichtenden Neubau an den Dreilingsweg in Obermenzing auszulagern, um Grund- und Realschule auf dem Campus erweitern zu können. Die außerdem notwendige neue Feuerwache soll an die Von-Kahr-Straße auf ein Teilgelände des Sportvereins, der dafür ein Rasenspielfeld auf der Erdbeerwiese erhält. Später soll das LSG wieder zurück nach Untermenzing. So weit die derzeit offiziellen Positionen.

Dass das Planungsreferat damit von seiner vorherigen Variante, die im Gegenantrag aus Allach-Untermenzing wieder auflebt, abgerückt ist, erklärte Matthias Beck mit den Vorbehalten wegen der Erdbeerwiese und der Chance am Dreilingsweg. Es müsse kein neuer Standort sein, wenn man einen schon geplanten nutzen könne.

Zudem seien nicht alle Flächen der Erdbeerwiese in städtischem Eigentum. Zugeschaltet waren (künftige) Eltern, Lehrer, Elternbeiräte, Lokalpolitiker, betroffene Anwohner, alteingesessene Bürger, die sich in knapp 1000 Chat-Beiträgen äußerten. Neben fehlender Infrastruktur, weitem Schulweg oder der Verkehrsbelastung, die angesprochen wurden, hielt es ein guter Teil auch für "Steuerverschwendung", das LSG unlängst teuer saniert zu haben und dann abreißen zu wollen. Bernd Bayer vom Baureferat versicherte, dass natürlich untersucht werde, inwieweit Gebäude erhalten bleiben können. Zudem ist noch lange nicht sicher, ob auch die Stadtbibliothek an der Pfarrer-Grimm-Straße eventuell ausgelagert wird oder an ihrem Standort verbleiben kann. Was den künftigen Schulweg zum Dreilingsweg anbelangen könnte, der viele Eltern umtreibt, rechnete Beck vor, dass die Fahrzeiten mit Bussen und S-Bahnen jeweils um die 30 Minuten dauerten, mit dem Fahrrad seien es 2,5 Kilometer. Knackpunkt ist allerdings, dass diese Berechnungen die Pfarrer-Grimm-Straße als Ausgangspunkt haben.

Noch ist alles in einer frühen Phase, gibt es keine Beschlüsse, die dem Stadtrat obliegen. Und es wird nicht die letzte Veranstaltung dazu für die Öffentlichkeit gewesen sein. Bürgermeisterin Dietl sagte, sie sei besorgt, wie die Situation für Kinder und Eltern wahrgenommen werde. Sie sicherte zu, sich das alles ganz genau noch einmal anschauen zu wollen. "Aber wir werden nicht alle glücklich machen können."

Die Veranstaltung kann unter www.muenchen-mitdenken.de/dialoge/schulplanung-west verfolgt werden. Dort finden sich auch die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: