Party-Exzesse Jugendlicher:Alkoholverbot am Wörthsee

Wörthsee: Alkoholverbot

Kaum beschlossen, schon aufgestellt: Die Gemeinde Wörthsee hat die Verbotsschilder am Donnerstag montieren lassen.

(Foto: Nila Thiel)

Sie machen laute Musik, trinken bis zum Umfallen und hinterlassen Berge von Müll: Die Gemeinde will den ausufernden Partys junger Leute ein Ende setzen.

Von Christine Setzwein

Feiern dürfen die jungen Leute auch weiterhin am Wörthsee - aber nur ohne laute Musikanlagen und am Abend nur noch mit alkoholfreien Getränken. Der Gemeinderat Wörthsee hat in seiner Sitzung am Mittwochabend ein Alkoholverbot an allen Badeplätzen sowie auf dem Weg vom S-Bahnhof Steinebach zum See erlassen. Es gilt von 22 bis fünf Uhr und ist befristet bis zum 31. Oktober. Nicht betroffen davon ist der Badeplatz Rossschwemme in Walchstadt, weil von der S-Bahn dorthin ein längerer Fußmarsch nötig ist. Die meisten feierwütigen Kids, die an den Badeplätzen zum Problem werden, sind unter 18 und kommen, beladen mit Bierträgern und Schnapsflaschen, mit der Bahn.

Sie machen laute Musik, trinken bis zum Umfallen und hinterlassen Berge von Müll. Für die Anlieger am Badeplatz Birkenweg in Steinebach ist das Maß voll. "Das ist eine Nummer zu viel", beschwerte sich eine Wörthseerin in der Gemeinderatssitzung. Sie habe vollstes Verständnis für die jungen Leute, "aber die Auswüchse sind enorm", sagte Bürgermeisterin Christel Muggenthal. Lärm, Müll, Glasscherben und Zigarettenkippen auf der Wiese und auf dem Spielplatz, das gehe zu weit. "Und warum muss man ein Tor aufbrechen, wenn man auch darüber springen kann?"

Die Gemeinde müsse mit dem Alkoholverbot ein Zeichen setzen. Es liege nur am Alkohol, wenn sich die Jugendlichen so aufführen, meinte Peter Hopmann (Wörthsee-Aktiv). Er selber erlebe es immer wieder am Park gegenüber vom Rathaus, dass junge Mädchen und Jungen so betrunken seien, dass sie nicht mehr ansprechbar seien. Es gehe nicht um Alkoholgenuss, sondern um Alkoholmissbrauch.

Dem ausufernden Geschehen müsse Einhalt geboten werden, sagte Thomas Bernhard (Freie Wähler). Dem Pächter des "Il Kiosko", Generoso Aurigemma, der im SZ-Interview eindringlich geschildert hatte, wie viel Müll und Scherben er jeden Morgen wegräumen müsse und wie sich 13, 14 Jahre alte Mädchen zudröhnten, "muss geholfen werden". Das Recht der einen höre da auf, wo das Recht der anderen beginnt, sagte Benedikt Gritschneder (SPD). Und das Recht der ganz Kleinen sei es, auf einem sauberen Spielplatz spielen zu können. "Ein Alkoholverbot nimmt dem die Spitze."

Nicht alle Gemeinderäte waren dieser Meinung. Robert Wihan (Freie Wähler) sieht in einem Alkoholverbot von 22 Uhr an keinen Sinn, "wenn die sich nachmittags schon betrinken". Er schlug vor, öfter einen Security-Dienst zu beauftragen. Florian Tyroller (Grüne) sagte, die Jugend sei jetzt zwei Jahre eingesperrt gewesen und die Clubs hätten immer noch zu. "Die brauchen das soziale Miteinander und wir wollen sie nur vergrämen."

Auch Dirk Bödicker (Wörthsee-Aktiv) sah im Alkoholverbot einen "Verdrängungswettbewerb" der Gemeinden entlang der S 8. Herrsching untersagt schon seit längerem den Alkoholgenuss beim Kurparkschlösschen. Jakob Aumiller (CSU) meinte, die Anlieger des Badeplatzes, die privilegiert am See wohnten, "können nicht schon um 22 Uhr die absolute Ruhe verlangen".

Schließlich stimmten acht Gemeinderäte für und sechs gegen das Alkoholverbot. "Ich fühle mich auch nicht wohl dabei, aber es muss ein", sagte Muggenthal. Sie bot an, mit einem ortsansässigen Security-Dienst zu sprechen, der die kommenden Abende am Birkenweg aufpasst. Der Gemeinderat war einverstanden.

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