SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 13:Bitte kein Kabelsalat!

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Wie sicher sind Geldgeschäfte im Netz? Darüber gehen die Ansichten bei Kunden und Experten weit auseinander. (Foto: Peter Endig/dpa)

Julia Rettenberger über Pflegekräfte und Elektroniker.

Protokoll: Johanna Feckl

Die Berufe von Pflegekräften und Elektronikern könnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein - aber eine Gemeinsamkeit gibt es dann doch: Einen Haufen farbiger Schläuche und Kabel oder Markierungen mit Farbcodes, die es auseinanderzuhalten gilt. Und auch eine Frage ist in beiden Branchen ständige Begleiterin, sie lautet: Wie lässt sich eine stundenlange Strafarbeit der Knoten-Entwirrerei vermeiden?

In der Pflege gibt es allein zwölf Kabel, die zum zentralvenösen Katheter oder ZVK führen. Bei einem Patienten nach einer Reanimation kommen dazu etwa zwei Beatmungsschläuche, eine Monitorüberwachung, die etwa EKG umfasst, arterielle Blutdruckmessung, Temperaturkabel und Sauerstoffsättigung. Dann gibt es den Blasenkatheter, eine Ernährungssonde und noch einiges mehr. In Summe hat ein Intensivpatient bei uns gut 25 Kabel.

Die Kabel und Schläuche haben alle eine prägnante Optik, sodass das Auseinanderhalten leicht fällt: Beatmungsschläuche sind sehr dick, das EKG hat eine Kombi aus rot, gelb und grün. Die arterielle Blutdruckmessung ist rot. Das hilft zur Orientierung, reicht aber nicht aus für Ordnung. Denn muss ich schnell den arteriellen Zugang erreichen, ist das Wissen zwar schön, dass ich nach Rot Ausschau halten muss. Aber wenn drumherum ein Schlauchsammelsurium ineinanderverwurstelt ist, hilft mir das am Ende auch nicht viel.

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Also mache ich folgendes: Alle abführenden Leitungen, wie zum Beispiel den Blasenkatheter, richte ich nach unten hin aus, vom Patienten wegführend. Die zuführenden Leitungen wie Infusionen platziere ich am Kopf. Zudem gibt es - Gott sei Dank - diverse Halterungen, die ich am Bett anbringen kann. So sortiere ich dann etwa alle Beatmungskabel zusammen, in einer anderen Halterung alle zum ZVK zugehörigen Kabel. Nichts darf unter dem Kopfkissen verwurschtelt sein, unter den Decken sollen keine Schläuchen liegen - alles muss schnell einseh- und zugreifbar sein.

Heißt es, "Der Patient muss zum CT!", beginnt die eigentliche Herausforderung, denn die 25 Anhängsel müssen alle mit. Für solche Wege gibt es einen sogenannten Transportturm, an den alles angebracht und sortiert werden kann. Soweit so gut. Wenn der Patient auf die CT-Liege und danach wieder ins Krankenbett umgebettet wird, dann war es das trotzdem mit der Ordnung. Stattdessen: ein Konglomerat aus verschlungenen Kabeln und Schläuchen. Das Aufräumen geht von vorne los.

Gefährlich ist dieses Wirrwarr für den Patienten nicht. Es sind keine festen Knoten, sondern eher lockere Schlaufen. Nicht ideal, lässt sich aber bei Umlagerungen nicht vermeiden. Die 25 Kabel und Schläuche unserer Intensivpatienten sind übrigens im Vergleich zu denen an Uni-Kliniken nichts - da ist noch viel Luft nach oben! Ob da das Repertoire eines Elektronikers mithalten kann?

Julia Rettenberger ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 27-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte finden Sie unter sueddeutsche.de/thema/Auf_Station.

© SZ vom 02.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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