Gröbenzell:Dialog mit der Jugend

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Bei Grillwürsten und Saftschorle sucht der Bürgermeister das Gespräch mit den mehr als 20 Jugendlichen. Viele sind Stammgäste des Jugendzentrums JBS und offenbar sehr zufrieden mit ihrer Gemeinde

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Gegen 18 Uhr am Freitagabend steht Gröbenzells Bürgermeister am Grill. Bedächtig wendet Martin Schäfer an diesem - noch - sonnigen Sommerabend Würstchen, Steaks und Gemüsespieße auf dem Forumsplatz am Freizeitheim. Dort, wo sich fast jeden Abend junge Leute treffen, stehen um den Gasgrill fünf Biergarnituren, mehrere Strandstühle und ein Pavillon, darunter weitere Grillutensilien, mittig eine Feuerschale. Alles ist gut präpariert für die Jungbürgerversammlung an diesem Abend. An einem der Tische sitzen sechs, sieben Buben in dunkelblauen T-Shirts: die Jugendfeuerwehr. Und allmählich besetzen Jugendliche mit Jogginghosen einer bekannten Marke einen andern Tisch: Stammgäste von Forumsplatz und dem Jugendzentrum JBS.

Etwa eine halbe Stunde lang trudeln nach und nach weitere Leute ein, junge sowie die Mitarbeiter der JBS, Jugendreferentin Karin Spangenberg und ihre Kollegen im Gemeinderat von der SPD-Fraktion, Andrea Schuster und Gregor von Uckermann. Während sich alle irgendwo platzieren und mit ihrer Peergroup austauschen, ist die erste Ladung auf dem Grill durchgegart. Der Bürgermeister und die Jugendreferentin verteilen sie, in Semmeln eingepackt an die jungen Besucher. Gegen Durst stehen im Schatten drei Träger voll mit Saftschorlen und Mineralwasser. Mit dem Essen - einem Angebot, das es bei der "normalen" Bürgerversammlung eine Woche zuvor nicht gab - "servieren" die Erwachsenen auch Zettel und Stifte: für Fragen, Wünsche, Anregungen, Kritik. Das gab es vorige Woche im Freizeitheim auch.

Lockere Runde mit coronagemäßem Abstand: die Jugendbürgerversammlung auf dem Forumsplatz des Freizeitheims. (Foto: Leonhard Simon)

Es ist inzwischen bestimmt halb sieben, erster Tag der Sommerferien, der immer noch kräftigen Sonne nähert sich von Westen eine mächtige dunkle Wolke. Die Zettel sind eingesammelt und Schäfer sucht noch den besten Platz für seinen Vortrag, den er, wie er den Jugendlichen verspricht, auf das Wichtigste beschränkt.

Der Bürgermeister wählt den Brunnen ohne Wasser in der Mitte des Platzes, in dessen stilisierte steinerne Blütenblätter er sich fläzt. Das ist nicht nur bequem, wie er versichert. Von dort aus ist er mit den sitzenden Jugendlichen auf Augenhöhe, beziehungsweise blickt die inzwischen auf etwa ein Dutzend angewachsene Fraktion der JBS-Besucher von der Kante des Pavillon auf ihn herab. Das Jugendzentrum ist auch eines von Schäfers ersten Themen. Ob sie Öffnungszeiten und Angebote kennen, fragt er in die Runde. Vom Pavillon kommt Zustimmung. Und später der Wunsch, dort Pizza zu backen. Der Bürgermeister verweist auf freie Plätze beim Parcoursworkshop des Ferienprogramms. Und berichtet, dass die losen Holzbretter am Boden des Pavillons, "eurem Wohnzimmer" im Herbst repariert werden.

"Habt ihr schon einen Ausbildungsplatz?", ruft Schäfer in Richtung der JBS-Fraktion. "Ja, schon", schallt es mehrfach zurück. Trotzdem weist der Redner auf die jedes Jahr im August stattfindenden Ausbildungserlebnistage hin; Schüler ab 13 Jahren können dabei in drei Betrieben erste Eindrücke sammeln. Vereinzeltes Interesse unter den Zuhörern macht sich bemerkbar, bevor Schäfer die Wortmeldungen auf den Zetteln vorliest, zunächst die eines Mädchens: "Alles super in Gröbenzell. Sie machen alles richtig."

Noch Fragen, Wünsche, Anregungen? Bürgermeister Martin Schäfer verteilt die dafür vorgesehenen Zettel an die jungen Gäste. (Foto: Leonhard Simon)

Es folgen Fragen nach einem Treffpunkt für Jugendliche ("gibt es tatsächlich nicht"), Haltegriffe an Ampeln für Fahrradfahrer, Kunstrasen für den Spielplatz am Friedhof und E-Roller für Gröbenzell. Der Bürgermeister verspricht bei allen Punkten, man werde sich drum kümmern. Nur bei den E-Rollern fragt er: "Wollen wir das wirklich hier? Wenn man in München schaut, wo die Dinger überall rumliegen." Zustimmung von der JBS-Fraktion auf dem Pavillon-Boden. Mit dem Versprechen, den in der Runde hoch gelobten kostenlosen Fahrrad-Verleih noch einmal zu starten, ist das Thema vom Tisch. Und am Ende gibt es noch mal Lob für den Bürgermeister. "Es ist toll, dass Sie so offen sind und so was machen. Ich glaube, das würde nicht jeder Bürgermeister machen", erklärt ein junger Mann in Jogginghosen.

© SZ vom 03.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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