Umweltschutz: Weg mit den Zigarettenstummeln

Umweltschutz: "Ein Zigarettenstummel verunreinigt 40 Liter Grundwasser", sagt Lukas Wiesmeier. Um etwas für den Klimaschutz zu tun, hat er einen Saug-Roboter erfunden.

"Ein Zigarettenstummel verunreinigt 40 Liter Grundwasser", sagt Lukas Wiesmeier. Um etwas für den Klimaschutz zu tun, hat er einen Saug-Roboter erfunden.

(Foto: Robert Haas)

Staubsauger für Parkanlagen und Festivalgelände: Lukas Wiesmeier, 28, beweist, dass Roboter auch Gutes tun können. Mit seinem Start-up will er Grünflächen von Müll befreien - und damit zum Klimaschutz beitragen

Von Alexandra Höpfl, München

Parkanlagen, Festivals und Freibäder. Gerade im Sommer sind diese voll mit Zigarettenstummeln, Kronkorken und Glasscherben. Meistens bleibt der Müll liegen oder wird im Laufe des Tages in die Erde eingetreten, sodass er kaum noch auffällt. Für Reinigungskräfte ist es kaum möglich, diesen Kleinmüll richtig zu entfernen. Nicht nur aus Zeitgründen, sondern auch, weil es keine geeigneten Hilfsmittel gibt. Eine Kehrmaschine funktioniert vielleicht auf Asphalt, jedoch nicht auf Grünanlagen.

Für die Umwelt hat das massive Folgen. "Ein Zigarettenstummel verunreinigt 40 Liter Grundwasser", sagt Lukas Wiesmeier, 28. Dabei ist sauberes Grundwasser die Grundlage für jegliches Leben auf der Erde und essentiell im Kampf gegen den Klimawandel. Die Lösung: Ein kleiner Roboter, 50 Kilogramm schwer, der den Kleinmüll findet, analysiert und punktuell aufsaugt, ohne die Grünflächen außen herum zu zerstören. Umweltschutz dank künstlicher Intelligenz.

Ein Roboter also. Roboter, die zunächst alles vereinfachen, später den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen und am Ende vermutlich die Weltherrschaft übernehmen. Man kennt diese Gedanken über künstliche Intelligenz. Die Befürchtungen. Die Horrorszenarien wie aus einem Science-Fiction-Film. Klimaschutz ist wohl das Letzte, das einem in einem solchen Moment einfallen würde. Doch genau darum geht es Lukas. Er ist Gründungsmitglied von Angsa Robotics.

Lukas Wiesmeier hatte schon immer den Traum, ein eigenes Unternehmen zu gründen

Lukas hatte schon immer den Traum, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Doch die Idee fehlte. Bis zum Jahr 2019. Da lernte er Karl Schulz kennen. Beide waren Teilnehmer des Seminares "Think. Make. Start.", das von der Technischen Universität München angeboten wird. Während dieses Seminares müssen die Studierenden innerhalb von zwei Wochen eine technische Lösung für ein real existierendes Problem entwickeln.

Lukas und Karl bildeten ein Team, da für beide das Thema Nachhaltigkeit ein zentrales Interesse war. Gemeinsam stellten sie sich die Frage, wieso Grünflächen immer so verschmutzt sind. "Dann kam eines zum anderen. Es ist nie so gewesen, dass das Projekt von einem von uns der Masterplan war", sagt Lukas.

Die beiden Studenten wollen nicht nur eine Technologie erfinden für den technologischen Fortschritt. Sie wollen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ihren Teil zum Umweltschutz beitragen. Nachhaltigkeit neu gedacht - und das aus voller Überzeugung. Lukas nahm sich daraufhin ein Freisemester, um das Gründungsprojekt voranzutreiben und um mit Förderern und eventuellen Kunden zu sprechen. Nach einem halben Jahr trat Bilal Tariq dem Team bei. Er hatte Verkaufs- und Maschinenbauerfahrungen und brachte das Projekt auch in diesen Punkten weiter voran.

Bereits 2020 bestand das Team aus 16 Mitarbeitern und war alles andere als "nur eine kleine Idee einer Gruppe Studenten". Doch Lukas konnte alles nicht schnell genug gehen. "Ich bin dann jemand, der will mit dem Kopf durch die Wand." Er möchte Erfolge sehen. Ganz zum Vorteil des Unternehmens. 2022 soll die erste Vorserie des Roboters bereits auf den Markt kommen.

Trotz aller Begeisterung spricht er sehr technisch über sein Projekt

Ein Treffen mit Lukas im "Munich Urban Collab". Das Start-up darf vorübergehend ein Büro im Innovations- und Gründungszentrum der UnternehmerTUM und Landeshauptstadt München belegen. Der Hauptsitz ist eigentlich in Garching. Lukas läuft entspannt durch den Gebäudekomplex. Er trägt lockere Kleidung, die braunen Haare sind zum Zopf gebunden. Seine Stimme ist ruhig und entspannt. Trotz aller Begeisterung spricht er sehr technisch über sein Projekt. Im Büro trifft man auf weitere Mitarbeiter. Alle sind in ihre Arbeit am vierten Prototypen vertieft. Lukas erzählt drauf los. Er erklärt genauer, wie der neue Roboter funktioniert: "Es gibt drei technologische Komponenten", sagt er.

Am wichtigsten: die Objekterkennung. Die eingebaute Kamera kann den gesamten Müll erkennen und klassifizieren und weiß so genau, ob es sich um Zigaretten und anderen Kleinmüll handelt. Die zweite Komponente ist das autonome Fahren. Und das soll anders funktionieren als bei einem Rasenmäher-Roboter. Dieser kann nur mit einer Drahtschleife fahren, also mit einem Begrenzungskabel, der verhindert, dass der Mähroboter das Grundstück verlässt. Eine solche Drahtschleife unter dem gesamten Englischen Garten zu verlegen, ist aber kaum möglich. Ihre Maschine soll daher mit "GNSS" arbeiten, mit einem "Globalen Navigationssatellitensystem". Viele kennen das US-amerikanische "GPS", es ist ein Beispiel für so ein "GNSS". Der letzte Punkt ist die Entfernung des Mülls. Das ist nicht so einfach, da der Müll manchmal in die Erde eingetreten ist und somit schwer zu entfernen. Das Gerät hat einen integrierten Sauger, der nur punktuell saugt und so nur einen minimalen Schaden an der Grünfläche verursacht.

Mit großen Erwartungen blickt Angsa Robotics in die Zukunft. Doch es gibt auch Menschen, die noch verunsichert sind und Angst haben um ihre Arbeitsplätze. "Das ist auch komplett nachvollziehbar. Und Firmenchefs haben auch eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern", sagt Lukas. Deshalb betreibt der junge Unternehmer Aufklärungsarbeit, spricht mit Menschen und erklärt, dass es kein Risiko für die Arbeitsplätze gibt, denn die Roboter unterstützen nur die Reinigung, sodass effizienter gearbeitet werden kann und sich die Angestellten auf beispielsweise den Großmüll fokussieren können, der weniger zeitintensiv ist.

Es verändert sich sehr viel. Bisher hat man unter dem Begriff "Robotic" Maschinen mit Greifarmen in Fabriken gemeint, die nur einen Bewegungsablauf ausführen konnten. Aktuell findet ein Wandel statt. "Mal sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben. Auch in der Grünflächenpflege gibt es noch einiges an Potenzial. Da haben wir schon ein paar Ideen." Lukas schmunzelt.

Welche Ideen genau? Das verrät Lukas nicht. Aber das Thema Klimaschutz ist bei ihm fest verankert.

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