Peter Maffay gedenkt Roland Temme:"Macht euch keine Sorgen"

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"Was machen wir bloß ohne dich?": Roland "Balou" Temme und Peter Maffay (von links) bei einer Preisverleihung in Köln. (Foto: Eduard Bopp Sportfotografie/imago/Eduard Bopp)

Wenn ich den Freund, den ich verloren habe, mit einem Wort beschreiben soll, dann lautet es "Wohlwollen". Er wollte stets zum Wohle aller Beteiligten wirken. Was für ein Vermächtnis.

Nachruf von Peter Maffay

Es gibt Augenblicke im Leben, die verändern den Lauf der Dinge. Der Moment, in dem ich vom Tod meines Freundes und Partners Roland "Balou" Temme erfuhr, war ein solcher Augenblick. Schlagartig wurde es sehr dunkel und es herrschte Stille. Nichts ist seitdem mehr so, wie es war. Wenn ein Freund plötzlich stirbt, stürzt man in die Sprachlosigkeit. Balou, was machen wir bloß ohne dich?

Balou war für viele Künstler wie BAP, Brings, Westernhagen, Udo Lindenberg, André Rieu und David Garrett ein Mentor, Vertrauter, Begleiter, Geschäftspartner und Möglichmacher. Auch für mich. Eine Konzerttournee ist die Königsdisziplin für jeden Musiker. Denn live ist live. Alles geschieht und vergeht binnen Sekunden. Ein Fehler auf der Bühne, eine Panne bei Licht oder Ton - nichts kann wiederholt werden. Es gibt keinen zweiten Versuch.

Ob eine Tour gelingt, hängt also auch ganz wesentlich an der Professionalität und der Person des Konzertveranstalters. Bestenfalls ist er ein Visionär, ein Ermutiger, beständig, verlässlich, belastbar. Er wirkt ausgleichend, wenn es Stress zwischen den Gewerken gibt. Er hat für jeden aus der Crew ein freundliches Wort. Und er vermittelt allen Beteiligten das gute Gefühl: "Das hier wird ein Knaller. Macht euch keine Sorgen."

Er ging, wie er lebte. Ohne viel Aufhebens um sich und seine Person zu machen, still und leise

Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Seine Firma nannte Balou "Think Big". Der Name war Programm. Balou dachte groß, aber er war kein Hasardeur. Jeder Schritt war wohlüberlegt, jedes Risiko genau abgewogen. Er war kein Spinner, kein Glücksritter, sondern ein Mann, der sich stets seiner Rolle und der damit verbundenen Verantwortung bewusst war. Ich habe ihn für die innere Ruhe, die er ausstrahlte, immer bewundert.

Sein Credo war es, Missverständnisse schnell auszuräumen und Konflikte friedlich zu lösen, lange bevor sie eskalieren konnten. Das gelang ihm, weil er an das Gute in jedem Menschen glaubte. Wenn ich den Freund, den ich verloren habe, mit einem Wort beschreiben sollte, dann lautete es "Wohlwollen". Er wollte stets zum Wohle aller Beteiligten wirken. Ich sehe diese Haltung als sein Vermächtnis an uns, die wir hier weitermachen müssen - ohne ihn. Unser Freund hat die Bühne des Lebens verlassen. Am 6. August frühmorgens starb Roland "Balou" Temme, wie man so sagt, völlig überraschend im Schlaf. Er ging also, wie er lebte. Ohne viel Aufhebens um sich und seine Person zu machen. Still und leise. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Andrea und den Kindern Charlotte und Josh.

Wir sind eine wunderbare Strecke zusammen gegangen. Die Lücke, die der Tod von Balou bei uns reißt, kann niemand schließen. Und doch höre ich ihn, voller Wohlwollen: "Macht euch keine Sorgen!"

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