Bahnstreik:Das jetzt auch noch

Die Gewerkschaft der Lokführer und ihr Chef Claus Weselsky haben zum Arbeitskampf aufgerufen. Einige Leser haben dafür wenig Verständnis. Der Streik sei unverhältnismäßig, Weselsky gehe es um den Ausbau der Macht seiner GdL.

Bahnstreik: SZ-Zeichnung: Karin Mihm

SZ-Zeichnung: Karin Mihm

Zum Profil von Claus Weselsky im Meiningsressort und "Vor dem Lokdown" im Ressort Wirtschaft vom 9. August:

Erpressung in großem Stil

Dem Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL, Claus Weselsky, ist es schon immer, gerade auch bei den üblen Streiks vor einigen Jahren, immer nur um eines, um einen gegangen: um Claus Weselsky und seine Macht, die seiner Gewerkschaft. Einkommen und Arbeitsbedingungen sind Mittel zum Zweck und waren noch nie inhaltlicher Kern dessen, was er da anstellt. Und wofür er auch diesmal wieder das gesamte Land und seine Bahnreisenden in Geiselhaft nimmt - das klingt abgegriffen, stimmt aber leider haargenau.

Inzwischen gibt es in der Politik ein Vorbild, wie dieser Egomane sein Geschäft betreibt: Donald Trump lässt grüßen, er steht im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns und seine Anhänger benehmen sich ähnlich wie die fehlgeleiteten Republikaner - im Irrglauben, in eigenem Interesse zu handeln. Schlimm, wenn das eigene Ego es nicht erträgt, der Zweite nach der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu sein. Es ist gar nicht gut bestellt um die Gesetzeslage, wenn die solche landesweiten Erpressungen in großem Stil zulässt.

Friedrich-Karl Bruhns, München

Auf dem Rücken der Bürger

Obwohl das Staatsunternehmen Deutsche Bahn in einer extrem schwierigen Lage ist (Pandemie, Flutkatastrophe), erweisen sich DB-Topmanager und Spitzenfunktionäre der GDL offenbar als unfähig, einen Kompromiss zu finden. Man beharkt sich mit verbaler Kraftmeierei, die jede Vernunft vermissen lassen. Das Ganze auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger, die auf die Bahn angewiesen sind und so oder so für die finanziellen Folgen eines Streiks geradestehen müssen. Die Verantwortlichen sollten so lange in ein Konklave gesperrt werden, bis weißer Rauch aufsteigen kann.

Stefan Kampmann, Köln

Kompromissfähigkeit gefragt

Die Forderungen der GDL und das Angebot der DB liegen nicht sehr weit auseinander. Man könnte sich meines Erachtens hier gut mit einem kleinen Kompromiss in der Mitte treffen. Dazu gehört aber - und das sollte man vor allem Herrn Weselsky mal erklären -, dass beide Seiten aufeinander zugehen und nicht, dass nur eine Seite sich bewegt.

Ich denke vielmehr, es geht hier um die Konkurrenz zur viel stärkeren EVG. Dafür das wertvolle Streikrecht zu missbrauchen, ist der Skandal! Warum kann das Tarifeinheitsgesetz nicht zum Tragen kommen?

Werner Kliem, Düsseldorf

Schlichter einsetzen statt streiken

Die notwendige Energiewende von Pkw und Lkw zu öffentlichem Personennahverkehr und Bahn kann nur gelingen, wenn letztere verlässlich zur Verfügung stehen. Tarifauseinandersetzungen bei der Bahn sollten per Schlichtung gelöst werden. Wer es mit der Energiewende ernst meint, sollte Bahnstreiks verbieten.

Dr. Holger Schmidt-Endres, Gröbenzell

Glaubwürdigkeit der GdL fördern

Die Zustimmungsquoten der GDL-Mitglieder zu Streiks sind fast denen der DDR-Bevölkerung zur Einheitsliste vergleichbar. Wie wäre es, wenn die Bahngewerkschaften eine Nachzählrunde organisierten, bei der die Fragestellung der Urabstimmungen, die Zahl der Ja- und Neinstimmen, der Stimmenthaltungen und der ungültigen Stimmen geprüft und veröffentlicht würden? Dies wäre für das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der GDL-Spitze sehr förderlich.

Bernd Bergander, München

Unverhältnismäßiger Streik

Ich empfinde es als Unrecht, wenn die GDL große Teile der Bevölkerung schädigt, um ihr Streikziel zu erreichen. Das ist unverhältnismäßig, nicht nur gegen die Bahn, sondern gegen eine große Zahl von Personen gerichtet, die mit den GDL-Forderungen nichts zu tun haben. Das Streikrecht sollte reformiert werden, um dies zu unterbinden.

Kurt Vogler-Ludwig, Gräfelfing

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