60 Jahre Mauerbau in Berlin:Monument des Kalten Krieges

"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen", behauptet der Staats- und Parteichef der DDR, Walter Ulbricht. Dann kommen Stacheldraht, Steine, Beton und tödliche Schüsse. Ein Rückblick in Bildern.

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(Foto: imago/United Archives Internatio)

Und dann wächst da mitten in Berlin eine Mauer, spaltet nicht nur die Bevölkerung der Stadt, sondern wird zum Symbol der Trennung zwischen dem Osten Europas und der westlichen Welt. In der Nacht zum 13. August 1961 beginnen Arbeiter aus der DDR, mit Steinen, Stacheldraht, Beton, Panzersperren ein Monument des Kalten Krieges zu errichten.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nachts waren unter der Aufsicht von Soldaten der Volksarmee Straßensperren aus Stacheldraht errichtet worden, hier etwa in der Bernauer Straße, wo der französische und der sowjetische Sektor aneinandergrenzten. Die Sperren und die Mauer sollen verhindern, dass weiterhin Bürgerinnen und Bürger der DDR in die Bundesrepublik fliehen. Dabei hatte der DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 noch behauptet, an so etwas würde niemand denken.

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(Foto: N/A)

An diesem Tag spricht im "Haus der Ministerien" in der Wilhelmstraße Ulbricht zu mehreren Hundert Journalisten aus aller Welt. Annamarie Doherr, Berlin-Korrespondentin der Frankfurter Rundschau, stellt die Frage: "Bedeutet die Bildung einer Freien Stadt Ihrer Meinung nach, dass die Staatsgrenze am Brandenburger Tor errichtet wird? Und sind Sie entschlossen, dieser Tatsache mit allen Konsequenzen Rechnung zu tragen?" Ulbricht antwortet: "Ich verstehe Ihre Frage so, dass es in Westdeutschland Menschen gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR dazu mobilisieren, eine Mauer aufzurichten, ja? Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird." Dann, nach einer kurzen Pause, der berühmt gewordene Satz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."

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(Foto: N/A)

Historiker streiten bis heute darüber, ob Ulbricht sich verplappert hat oder strategischen Überlegungen folgte. Sicher ist: Gedankenspiele, den Westteil der Stadt abzuriegeln, gab es zwei Monate vor dem Beginn des Mauerbaus längst. Der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow (Bild) hatte bereits 1958 die Umwandlung Westberlins in eine entmilitarisierte Zone gefordert und damit gedroht, einen Separatfrieden mit der DDR abzuschließen. Diese Kraftprobe zwischen Sowjetunion und USA zieht sich bis 1961 hin.

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(Foto: N/A)

Zwar kann die kommunistische Seite ihr Ziel, ganz Berlin zu vereinnahmen, nicht durchsetzen. Doch dass es ihr gelingt, den neuen US-Präsidenten John F. Kennedy (Bild) auf den Status quo zu verpflichten, ist bereits ein Erfolg. Weniger erfolgreich ist die DDR darin, ihre Bürger zu halten. Ein Massenexodus in die Bundesrepublik und nach Westberlin setzt ein - allein im Jahr 1960 überschreiten 200 000 DDR-Bürger die innerdeutsche Grenze.

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Im August 1961 gestattet die Sowjetunion die Abriegelung der Sektorengrenze. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 bauen ostdeutsche Soldaten, Grenz- und Volkspolizisten sowie Angehörige der Betriebskampfgruppen Barrikaden entlang der Grenze auf. Um 3.37 Uhr meldet die Nachrichtenagentur AP: "Brandenburger Tor geschlossen".

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(Foto: N/A)

Um 3.53 Uhr meldet die Deutsche Presseagentur: "Vopo spannt Stacheldraht". Ziemlich schnell wird der "Antifaschistische Schutzwall" - so nennt die SED die Grenzsicherungen - zu einer massiven Mauer ausgebaut.

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(Foto: N/A)

Im Westen reagiert die Bevölkerung mit Protest: Im Bild eine Demonstration am 13. August 1961 in Westberlin.

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Die DDR-Bürger, denen am Wochenende des Mauerbaus die Flucht geglückt ist oder die sich in Westberlin aufgehalten haben, müssen sich im Notaufnahmelager Marienfelde registrieren.

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Die Sperranlage schneidet mehr als 50 000 Ostberliner von ihren Arbeitsplätzen im Westen ab. Die DDR-Regierung verringert die Zahl der Grenzübergangsstellen zwischen beiden Stadthälften auf sieben. Das Gesamtberliner Verkehrsnetz wird über Nacht an der Sektorengrenze zerschnitten.

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(Foto: imago images / United Archives I)

Einige Tage finden Menschen noch Gelegenheiten, um aus dem Ostteil der Stadt in den Westteil zu fliehen - etwa durch Wohnungen, deren Fenster nach Westberlin gehen. Die werden bald zugemauert, die Grenze ist dicht.

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(Foto: AP)

Für einen einfachen Blick in das jeweils andere Deutschland reicht der Besuch an der Grenze bald nicht mehr, dafür ist die Mauer zu hoch.

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(Foto: N/A)

Die Barriere trennt sogar Familien voneinander, deren Mitglieder sich nur noch über die Mauer hinweg zuwinken können.

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Das Brandenburger Tor - unmittelbar an der Mauer gelegen - ist das Symbol der deutschen Teilung. Dass sich an dieser so schnell nichts ändern wird, wird klar, ...

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(Foto: N/A)

... als Ende Oktober 1961 Mitarbeiter der amerikanischen Verwaltung an der Einreise in den Ostsektor gehindert werden. Die US-Armee reagiert mit Panzern an der Grenzübergangsstelle Checkpoint Charlie.

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(Foto: N/A)

Wenig später stehen ihnen sowjetische Panzer gegenüber. Der Weltöffentlichkeit wird deutlich, dass die Vereinigten Staaten auf ihren Rechten in Berlin bestehen, an der Teilung der Stadt jedoch nichts ändern können.

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(Foto: N/A)

Die Mauer kann aber nicht jeden von der Flucht in den Westen abhalten. Berühmt ist das Bild des Grenzpolizisten Conrad Schumann, wie er am 15. August 1961 den Stacheldraht überspringt. Eine Flucht, die gut ausging.

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(Foto: N/A)

Anders endet der Versuch von Peter Fechter, der am 17. August 1962 die Mauer überqueren will. Ostberliner Grenzposten schießen den 18-Jährigen nieder und lassen ihn fast eine Stunde im Todesstreifen liegen.

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(Foto: N/A)

Wenige Stunden später stirbt Fechter - er verblutet. Mindestens 136 Menschen werden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet - sowohl Flüchtlinge als auch Grenzsoldaten. Immer wieder ist die Mauer auch Ziel von (Sprengstoff-)Anschlägen, zum Beispiel am 26. Mai 1962. Die Explosion reißt ein großes Loch in das Bauwerk. So muss die Mauer immer wieder ausgebessert werden. Es wird immer schwieriger, über die Mauer zu kommen, weswegen ...

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(Foto: N/A)

... manche Flüchtlinge versuchen, unter der Mauer hindurchzukommen. 1964 zum Beispiel schaffen es 57 Menschen durch einen Tunnel von Ostberlin in den Westberliner Bezirk Wedding. Unmittelbar nach Abschluss der Flucht wurde der Tunnel von Grenzern entdeckt. Doch von den wenigen erfolgreichen Fluchtversuchen abgesehen: Westberlin ist nun eine Enklave.

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(Foto: N/A)

Es kommt zu Zweifeln an der amerikanischen Garantie für die Sicherheit und Freiheit Westberlins. US-Präsident John F. Kennedy - hier mit dem Regierenden Berliner Bürgermeister Willy Brandt und Bundeskanzler Konrad Adenauer, entschließt sich, im Juni 1963 der Stadt einen vielbeachteten Besuch abzustatten.

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(Foto: N/A)

Vor dem Schöneberger Rathaus hält Kennedy eine seiner berühmtesten Reden, in der er seine Verbundenheit mit der Stadt und die Entschlossenheit der USA, Berlin nicht aufzugeben, betont. Die historischen Worte ...

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(Foto: N/A)

... "Ick bin ein Berliner" fallen - und geben der Bevölkerung in der geteilten Stadt neue Hoffnung. Sie wissen nicht, dass sie - vom Tag des Mauerbaus an gerechnet - noch 28 Jahre, zwei Monate und 27 Tage warten müssen, bis die Wunde Berlins endlich geheilt werden kann. (Diese Bildergalerie ist die überarbeitete und erweiterte Version einer älteren Fassung.)

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