Landesamt für Umwelt:"Der Schlammpeitzger gehört in unsere Flussauen"

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Gerade einmal sieben Wochen alt sind die im Donaugraben ausgesetzten Schlammpeitzger. (Foto: Lukas Ittner/LfU)

Die sehr seltene Süßwasserfischart ist vom Aussterben bedroht - und soll nun mit einem Artenhilfs­programm wieder angesiedelt werden.

Von Christian Sebald, Deggendorf

Der Europäische Schlammpeitzger oder Misgurnus fossilis, wie sein wissenschaftlicher Name lautet, ist ein sehr seltener Süßwasserfisch. Das liegt an seinem Lebensraum. Er kommt am schlammigen Boden von stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor - also zum Beispiel in Altarmen der Donau oder anderen Flüssen, aber auch in Gräben oder Tümpeln in Feuchtgebieten oder Au-Landschaften. All diese Arten von Gewässern sind in Bayern kaum noch anzutreffen. Sie sind verbaut, trocken gelegt, ausgeräumt oder entkrautet worden. Deshalb ist der Schlammpeitzger inzwischen vom Aussterben bedroht. Dabei zählt er zu den besonders geschützten Arten.

Jetzt hat das Landesamt für Umwelt (LfU) ein Artenhilfsprogramm für den seltenen Fisch gestartet. Im Donaugraben unterhalb von Deggendorf sind kürzlich 4500 gerade mal sieben Wochen junge Schlammpeitzger freigelassen worden. Matthias Merkel von der Fischereifachberatung Niederbayern freut sich sehr darüber. "Der Schlammpeitzger gehört in unsere Flussauen", sagt er. "Wann immer wir das Projekt des LfU unterstützen können, sind wir dabei." Merkel hofft sehr darauf, dass die Wiederansiedlung gelingt. Aus seiner Sicht es aber schon ein großer Erfolg, dass das LfU den Schlammpeitzger in seinen Teichanlagen im oberbayerischen Wielenbach hat nachzüchten können.

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Misgurnus fossilis ist eine vergleichsweise kleine Art. Die Fische mit dem aalartigen langgestrecken Körper werden nur 15 bis 30 Zentimeter lang. Sie haben einen dunkelbraunen Rücken, die Seiten sind etwas heller, mit mittig verlaufenden Längsstreifen, die Bauchseite selbst ist hell. Ihre Schuppen sind sehr klein, die Haut ist schleimig. Als Speisefisch spielen sie keine Rolle. "Da sie nachtaktiv sind, bekommt sie ein Angler kaum zu Gesicht", sagt Merkel. "Und wenn wirklich einmal ein Fischer einen in einer Reuse oder einem Netz findet, wirft er ihn wieder ins Wasser zurück." In Asien ist das anders. Dort gibt es mehrere Arten von Schlammpeitzgern - "und sie gelten dort als Delikatessen", so Merkel.

Schlammpeitzger kommen sehr gut mit sauerstoffarmen Gewässern zurecht. Das liegt an ihrer ausgeprägten Darmatmung. Sie schlucken an der Wasseroberfläche Luft und pressen sie anschließend in ihren stark durchbluteten Darm, wo der Sauerstoffaustausch stattfindet. "Deshalb können sie auch noch in Gewässern leben, in denen keine andere Fischart gedeiht", sagt Merkel. Ihre Darmatmung unterstützt die Kiemenatmung so gut, dass die Fische auch längere Hitze- und Trockenperioden überstehen können.

Das neue Artenhilfsprogramm des LfU soll sich nicht auf den Donaugraben bei Deggendorf beschränken. In seinem Rahmen sind auch noch einige andere Gewässer wiederentdeckt worden, in denen früher Schlammpeitzger heimisch waren. Sie sollen nun so hergerichtet werden, damit auch in ihnen Wiederansiedlungen Erfolg versprechen.

© SZ vom 17.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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