Flutkatastrophe:Die Bauernhilfe rollt an

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Eine von der Flut zerstörte Weinkelter liegt im August an der Stadtmauer von Ahrweiler. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Verlorene Ernten, kontaminierte Felder: Auch viele Landwirte sind vom Juli-Hochwasser arg gebeutelt. Sie sollen nun rasch Unterstützung bekommen.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Was die Flutkatastrophe im Juli bei Landwirten angerichtet hat, konnten Bilder nur mäßig transportieren. Höchstens verzweifelte Winzer kamen mal ins Bild, die aus ihren Kellern bargen, was noch zu bergen war. Was man eher nicht sah: Ausgelaufenes Heizöl, das sich mit den Fluten auch auf Felder verteilte; Futter, das in vollgelaufenen Lagern faulig wurde; oder Kartoffeln und Karotten, die in den riesigen Pfützen einstiger Äcker ersoffen. Die Schäden, gerade in Rheinland-Pfalz, sind enorm.

Wie enorm, das hat das Bundeslandwirtschaftsministerium nun erstmals beziffert. Allein in Nordrhein-Westfalen sind Landwirten demnach Schäden in Höhe von 52 Millionen Euro entstanden. In Rheinland-Pfalz kommen 220 Millionen Euro zusammen, rund die Hälfte davon im Weinbau. An der Ahr etwa sind 65 der dortigen 68 Weinbaubetriebe betroffen. "Das ist schier unfassbar, was das heißt", sagt Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die selbst von einem Weingut in Rheinland-Pfalz stammt. Es brauche jetzt für alle Landwirte schnell Hilfe, sagt die CDU-Politikerin. "Und schnell heißt: auch unbürokratisch."

Landwirte könnten die EU-Agrarsubventionen verlieren

Baustellen gibt es einige. So könnten Landwirte, die durch das Hochwasser Äcker oder Grünland verloren haben, im nächsten Schritt auch die EU-Agrarsubventionen verlieren - die sind schließlich zum größten Teil an Flächen gekoppelt. Dies versuche sie zu verhindern, sagt Klöckner. Dann fehle mancherorts das Futter, weil Ernten zerstört wurden oder Lagerbestände. Diesen Mittwoch wolle sie deshalb eine Verordnung vorlegen, mit der auch ökologische Vorrangflächen ausnahmsweise für die Versorgung der Tiere herangezogen werden dürfen. Ähnliche Ausnahmen hatte es zuletzt etwa in besonders trockenen Jahren gegeben. "Es ist sonst nicht genug Futter da für die Tiere", sagt Klöckner.

Unmittelbar nach der Flut hatten viele Landwirte mit ihrem schweren Gerät bei den Aufräumarbeiten geholfen, nun rollt die Hilfe gewissermaßen zurück - wenn auch mitunter etwas kleinteilig. So können Landwirte ihre Unterstützung beim Aufräumen als Betriebsausgaben geltend machen, sie sollen bei der Kfz-Steuer Erleichterung bekommen und dürfen nachträglich dafür auch den steuergünstigen Agrardiesel nutzen.

Wichtiger für die direkt betroffenen Betriebe aber dürfte ein Programm sein, das die Landwirtschaftliche Rentenbank nun auflegt: eine schnelle Liquiditätshilfe. Ohne große Vorprüfungen sollen Landwirte hier über ihre Hausbank Kredite bekommen, zu einem Zinssatz von 0,01 Prozent - in einem "superschlanken Verfahren", wie es bei der staatlichen Förderbank heißt. Ausgleich für ihre Schäden sollen die Landwirte, wie andere auch, aus dem Sondervermögen zum Wiederaufbau erhalten, das ebenfalls am Mittwoch das Kabinett passieren soll. Vorbild ist das Wiederaufbauprogramm nach dem Elbe-Hochwasser 2013. Das hatte ebenfalls großzügig Schäden der Landwirte ausgeglichen.

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