Logistik:Großbritannien fehlen nach dem Brexit Lkw-Fahrer

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Nichts mehr da: Wer diesen Sommer in einen britischen Supermarkt gegangen ist, könnte diesen Anblick kennen. (Foto: Dan Kitwood/Getty)

Leere Supermarktregale machen die Folgen des Brexit sichtbar. Britische Spediteure haben aber noch ein Problem.

In Großbritannien fehlen Lastwagenfahrer. Das führt zunehmend zu Problemen. In britischen Supermärkten sind große Lücken in den Regalen seit Wochen nicht zu übersehen. Das Handelsverband British Retail Consortium bestätigte "geringfügige Störungen in den Lieferketten". Auch von Tesco, einer der größten britischen Supermarktketten, hieß es, man erlebe sporadische Störungen aufgrund des branchenweiten Mangels an Fahrern. Das führe dazu, dass es bei einigen bestimmten Produkten Engpässe gebe. Auch Tankstellen oder Fabriken, die ihre Produktion aussetzen müssten, sind betroffen. "Alles, was wir in Großbritannien bekommen, kommt auf der Tragfläche eines Lastwagens zu uns", sagte Rod MacKenzie, Chef des Logistikverbandes Road Haulage Association. Der Mangel an Fahrern bedeutet ihm zufolge, dass viele große Supermärkte statt etwa drei Lieferungen pro Tag nur noch eine bekommen.

Das Problem hat auch mit dem Brexit zu tun. Etwa 20 000 europäische Fahrer seien seitdem nicht mehr in Großbritannien tätig, weil sie seit dem EU-Austritt das Land verlassen hätten. Für neue Bewerber gibt es große Hürden, da teure und komplizierte Visa-Verfahren notwendig sind. Außerdem gehen laut Speditionsverband Road Haulage Association jeden Monat Tausende ältere Fahrer in Rente. Durch die Pandemie seien zudem Zehntausende Fahrprüfungen ausgefallen, die für Nachwuchs hätten sorgen können. Insgesamt fehlten im Augenblick rund 100 000 Fahrer, so MacKenzie. Die britische Regierung hat bislang die maximalen Fahrzeiten am Steuer von Lastwagen gelockert. MacKenzie zufolge ist das jedoch längst nicht genug. Es brauche kurzfristige Visa für Fahrer aus der EU und die Ausbildung müsste stärker subventioniert werden, damit sie auch für Menschen infrage kommt, die nicht 5000 bis 10 000 Pfund investieren könnten. Das British Retail Consortium und der Verband Logistics UK stellen ähnliche Forderungen. Die britische Regierung verweist jedoch auf das Ende der Freizügigkeit für EU-Bürger nach dem Brexit und ruft britische Firmen auf, Briten zu engagieren.

© SZ vom 24.08.2021 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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