Ladies & Gentlemen:Adel verpflichtet

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(Foto: Karl Schöndorfer/picture alliance)

Tristesse royale? Nicht mit Gloria von Thurn und Taxis, Pierre Pelegry und ihren stilsicheren Outfits in Salzburg.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Goldene Tage

Bei den Salzburger Festspielen sieht man traditionell einige Scheußlichkeiten. Berge von Seidentaft, Spitze, Haar und Unternehmertum schieben sich da ins Festspielhaus, so dass einem ganz zuckerwattig wird. Aber es gibt sie natürlich, die gutangezogenen Menschen - nämlich den Adel. Ja, den nimmt ja schon lange niemand mehr ernst. Die Adeligen, so das Gerücht, verwalten nur noch ihre Schlösser und feiern mit internationalen Adelsfreunden komische Motto-Parties in ebenjenen. Das alles mag dem normalen Bürger überflüssig erscheinen, aber ist es natürlich nicht. Man muss nur einen Blick auf Gloria von Thurn und Taxis, hier gutgelaunt bei der Premiere von Tosca, werfen. Man kann ja viel über sie sagen, weil sie selbst oft so eigenartige Sachen von sich gibt. Aber ihr Look ist unerreicht. Hier trägt sie ein tolles Satin-Outfit in Eggshape-Silhouette, und obwohl es so gülden schimmert, hat sie das ganze lässig mit silberfarbenen Schuhen kombiniert. Außerdem trägt sie immer Siebzigerjahre-Brillen, mit denen sie stets mühelos auf dem schmalen Grat zwischen altmodisch und Miu-Miu-Style wandelt. Und die riesige Gliederkette! Mit der könnte man selbst Shrek im Zaum halten. Die Fürstin weiß: Ab einem gewissen Alter lässt man die Diamanten in der Schmuckschatulle, nicht nur, weil sie so betulich wirken, sondern weil das Leben mit exaltiertem Modeschmuck einfach viel freier ist. So iris-apfelt Gloria von Thurn und Taxis also elegant vor sich hin, und deswegen verzeihen wir ihr auch, dass sie manchmal selbst Shrek von der Kette lässt.

Für ihn: Grüne Woche

Die Salzburger Festwochen haben ein paar Eigenheiten, die sie für Eingeweihte besonders genussvoll machen, für Außenstehende eher rätselhaft. Dazu gehören auch die tiefgrünen Smokingjacken, die einige Herren vor Ort mit Stolz ausführen - zum Beispiel hier der fürstliche Begleiter Pierre Pelegry. Der Mann war lange Zeit die rechte Hand von Pierre Cardin, man könnte die Farbe und die Samtslipper mit aufgesticktem Geweih also als Designer-Kapriole abtun, aber das stimmt nicht. In Wirklichkeit handelt es sich um einen klassischen Jagdsmoking. Das ist ein seltenes und etwas skurriles Kleidungsstück, das von der Stange kaum zu haben ist und deswegen für Kenner ein schmackhaftes Statussymbol darstellt. So ein heckengrüner Jagdsmoking verströmt aristokratische Exzentrik ebenso wie eine gewisse alpine Verbundenheit und dürfte sich aus beiden Gründen in Salzburg absolut zu Hause fühlen. Die maßgebliche Adresse für einen Jagdsmoking ist aber der Wiener Schneider Michael Possanner, der in seinem Salon im Villenviertel von Döbling noch klassische Herrenmode zelebriert. Beim Wiener Jägerball hat das Outfit naturgemäß sein Heimspiel, bisweilen wird es dabei auch als Trachtensmoking bezeichnet. Die Regularien des Balls würden Herren den Besuch in Tracht gestatteten - eine absolute Ausnahme. Der grüne Smoking ist aber ungleich distinguierter. Und ein Gentleman wie Pelegry entkommt damit in Salzburg den Niederungen der Landhausmode, huldigt aber trotzdem dem genius loci - perfekt.

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