Mitten in der Region:Wellen reiten? Wellen machen!

Hawaii?  Kalifornien? Neuseeland? Sicher. Aber so manche Zukunftsidee für den Wassersport wird auch in der Alpenregion geboren...

Von Claudia Koestler

Die Frage, was eigentlich alles unter die Kategorie Sport fällt, dürfte mindestens so umstritten sein wie die Definition, was Kunst ist. Hierzulande fällt einem natürlich erst einmal alles ein, was mit Bergen zu tun hat: Klettern, Wandern, und im Winter natürlich Ski, Langlauf, Rodel. Und ja, okay, auch noch das Radeln. Doch auch der Wassersport hat sich etabliert, obschon als Nische: Es gibt Windsurfer und SUP-Paddler am Kochel- und Kitesurfer am Walchensee. Platz für Neues ist sogar in der nischigsten aller Nischen, das belegt das eigene Beispiel: Denn das Boogie-Board, mitgebracht von Reisen ans Meer, soll schließlich nicht auf dem Trockenen porös werden. Das Meer ist fern, die Arbeit nah, da muss es eben der See nach Feierabend tun. Also liegt man auf der ach so ruhigen Wasseroberfläche eines Binnengewässers auf dem Board herum, und gibt ein schwimmendes Buffet für Mücken ab. Hin und wieder fährt ein Ausflugsdampfer vorbei, seine Bugwellen bringen wenigstens den Hauch einer Bewegung mit sich. Das Gute daran: Solche Beschreibungen führen zu keinem Neid, sondern zu Erheiterung bei küstennäheren Freunden, ehe sie von Böen, Brisen und Stürmen schwärmen.

Aber: Im Sport wie in der Kunst braucht es stets neue Ideen, um Grenzen zu verschieben. Als der Künstler Marcel Duchamp 1917 in New York ein Urinal ausstellen wollte, war der Aufschrei groß: "keine Kunst!" Heute gilt seine "Fountain" als Meilenstein. Nicht, dass man ein Schwimmbrett damit vergleichen wolle. So realistisch muss man sein, Boogie-Board-Dümpel-Weltmeisterschaften wird es nicht geben, auch wenn die Mückenstiche danach rekordverdächtig sind. Ob sich hingegen das Radeln über Wasser durchsetzen wird, wie es gerade ein paar Freunde am Starnberger See versuchen, wird davon abhängen, ob sich mehr Aktive finden, Sportverbände gründen und große Hersteller einsteigen.

Einer der Weltgrößten des Wassersports, Robby Naish, hat kürzlich einen sehr sehenswerten Dokumentarfilm veröffentlicht: In "The Longest Wave" sucht er, der alles erreicht hat, nach einem neuen Ziel und findet schließlich die längste Welle in Costa Rica. Für die Zukunft aber können wir dem Champion den Blick ins Oberland empfehlen! Schließlich soll in Wolfratshausen die wirklich längste aller Wellen, nämlich eine stehende in der Loisach, kommen. Und als wäre das nicht schon innovativ genug: Die Anreise ließe sich dann bestimmt ganz sportlich per Foilbike-Konvoi über den Fluss organisieren. Ein solcher Brückenschlag von Wassersport und Alpenregion würde, so viel steht fest, weltweit aber mal so richtig eine Welle machen!

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