Tiny Houses in Freising:Große Pläne für kleine Häuser

Tiny Houses in Freising: In einem Tiny House ist auf kleinstem Platz, alles was man braucht.

In einem Tiny House ist auf kleinstem Platz, alles was man braucht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der neue Verein "Tiny House Freising" will die kleine und ökologische Form des Wohnens bekannter machen. Die Mitglieder finden: Auf 20 Quadratmeter passt alles, was man braucht.

Von Pia Schiffer und Marie Schlicht, Freising

Klein, mobil, ökologisch: Mit Tiny Houses wird der minimalistische Lebensstil propagiert. Der Trend zu sehr kleinen Häusern startete als gesellschaftliche Bewegung in den USA, ursprünglich mit dem Ziel, bezahlbareren Wohnraum zu schaffen. Mittlerweile finden Tiny Houses auch in Deutschland immer mehr Anklang: Bereits 25 Städte und Gemeinden bieten eigene Siedlungen mit Stellplätzen an. Auch in Freising wird sich für das minimalistische und nachhaltige Wohnprinzip eingesetzt.

Der neu gegründete Verein "Tiny House Freising e.V.", hat sich zum Ziel gesetzt, Tiny Houses und Kleinwohnformen in der Region noch bekannter und alltagstauglicher zu machen. "Unser Verein dient als Plattform, mit deren Hilfe sich das Thema Tiny Houses und Kleinwohnformen auch ganz konkret hier bei uns vor Ort weiterentwickeln soll", erklärt Sebastian Schubert, Vorsitzender des Vereins. "Die Reduzierung des Wohnraums empfinde ich als tollen Weg, um sich auf die wesentlichen Dinge in seinem Leben zu besinnen. Es hilft einem sozusagen beim Ausmisten."

Tiny Houses erinnern vom Aussehen fast an Gartenhäuser

Zumeist nur um die 20 Quadratmeter groß, erinnern Tiny Houses vom Aussehen fast an Gartenhäuser. Innen findet man dennoch Küche, Bad und Wohnbereich vor; letztlich ermögliche der kleine Wohnraum alle Nutzungen, die auch ein großer Wohnraum biete, sagt Schubert. Im Vergleich zu gewöhnlichen Wohnhäusern seien Tiny Houses jedoch sehr viel nachhaltiger: "Zum einen ist die Herstellung aus Naturmaterialien, mitunter sogar aus Recyclingstoffen möglich. Die verwendeten Rohstoffe sind oft auch wiederverwertbar. So muss weder für Produktion noch für Entsorgung viel CO₂ aufgewendet werden. Der Energieverbrauch ist bei dieser Wohnform tendenziell sehr gering, wie unter anderem Untersuchungen des Vereins Kleinwohnformen aus der Schweiz zeigen konnten", erklärt Schubert. Zudem sei ein wichtiger und zukunftsweisender Faktor, dass das Konzept kleinerer Wohnformen generell dazu anrege, sich über seinen Konsum und Besitz Gedanken zu machen.

"Der Fokus verschiebt sich in diesem Prozess oft weg von der Quantität hin zur Qualität der Dinge, welche einen umgeben", versucht Schubert das in Worte zu fassen. Die Faszination für Tiny Houses entstand bei dem Diplom Ingenieur der Landschaftsarchitektur durch Dokumentationen über Tiny Houses aus den USA und Neuseeland. "Interessant fand ich dabei besonders die Kreativität der einzelnen Tiny House-Projekte, die Nähe zur Natur und natürlich die Möglichkeit, sich relativ günstig Wohneigentum zu schaffen - oder überhaupt noch leisten zu können." In Gesprächen mit Bekannten und Freunden habe er dann festgestellt, dass sich mehrere Personen im Landkreis für das Thema zu interessieren schienen. Daraus sei die Idee entstanden, die Tiny House-Interessierten in einem Verein zusammenzubringen.

Der Verein möchte auch mit Forschern kooperieren

Neben Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit zu den nachhaltigen Wohnformen unterstützt "Tiny House Freising e.V." auch die Bereiche Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung sowie Naturschutz und Landschaftspflege in der Region. Hierzu wird sich für Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu dem Aspekt der Nachhaltigkeit eingesetzt.

"Als Diplom Ingenieur der Landschaftsarchitektur würde ich mich natürlich besonders freuen, wenn möglichst viele interessante Projekte gerade auch in Zusammenarbeit mit den Hochschulen entstehen - zum Beispiel stadtklimatische Untersuchungen und Potenziale oder intelligente Freiraumkonzepte für Tiny Houses im urbanen Raum. Denn die Idee des kleinen Wohnens funktioniert meines Erachtens nur im Zusammenspiel mit einer hochwertigen Wohnumgebung sowie Freiräumen. Es soll auf keinen Fall zu einer Einschränkung der allgemeinen Lebensqualität führen, sondern ganz im Gegenteil Potenziale freisetzen", lautet der Wunsch für die Zukunft.

Jährlich gibt es eine Ausstellung

Eine jährlich wiederkehrende Vernissage soll ebenfalls stattfinden, um sich im offiziellen Rahmen Themen der Baukunst und Mikroarchitektur zu widmen. In diesem Jahr wird dabei die japanische "Bonsai-Bunka"-Miniarchitektur im Vordergrund stehen. Ebenso ist für die öffentliche Ausstellung ein kleines Sommerfest am Samstag, 11. September, ab 15.30 Uhr geplant, bei dem unter anderem auch Mitglieder und Vorstände von "Einfach Gemeinsam Leben e.V." aus München und von "Übrig e.V." aus Freising anwesend sein werden. Als Highlight der Veranstaltung soll Florian Dittmar sein Tiny House, das im Zuge seiner Montessori-Abschlussarbeit entstanden ist, als Ausstellungsstück zur Verfügung stellen. Aufgrund der vorgegebenen Hygienemaßnahmen bittet der Verein bei Interesse um vorherige Anmeldung unter https://qrco.de/bcL1WH.

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