Rotes Kreuz:Kathrin Alte ist Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes

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Als Bürgermeisterin von Anzing hat Kathrin Alte schon gut zu tun. Trotzdem schreckt sie nicht davor zurück, sich ehrenamtlich zu engagieren. (Foto: Christian Endt)

Die Anzinger Bürgermeisterin erzählt, warum es ihr im Landkreis Ebersberg wert ist, kostbare Zeit für das Ehrenamt zu investieren.

Von Karin Pill, Ebersberg

"Wenn Leute sich Tag und Nacht ehrenamtlich für andere engagieren, dann ist das etwas Besonderes", sagt Kathrin Alte. Dieses Engagement begeistere sie so sehr an der Arbeit beim Bayerischen Roten Kreuz, dass sie sich seit dem 25. Juli als Vorstandsvorsitzende des BRK-Kreisverbandes Ebersberg engagiert. Ehrenamtlich wohlgemerkt, denn hauptberuflich ist Alte, die in diesen Tagen 43 Jahre alt wird, Bürgermeisterin der Gemeinde Anzing. Auf die zusätzliche Belastung zu ihrer Arbeit als Rathauschefin kommt Alte im Verlauf des Gesprächs, das in der Ebersberger BRK-Geschäftsstelle stattfindet, noch zu sprechen.

Doch zuerst erzählt sie davon, wie es eigentlich kam, dass sie sich zur Wahl der Kreisvorstandsvorsitzenden stellte, um damit Christa Stewens abzulösen, die das Amt vor Alte 24 Jahre lang inne hatte. "Christa Stewens hatte mich eines Tages angerufen und gefragt, ob ich ihren Posten nicht übernehmen wolle", sagt Alte. "Dann habe ich erst einmal gesagt: Oh je, das ist eine große Verantwortung und ein wichtiges Amt, weil so viele ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer dranhängen." Doch ein weiteres Telefonat mit der Kreisgeschäftsführerin Elisabeth Seibl-Kinzlmaier, die ihr noch einmal detailliert erklärte, was das BRK sei und vor allem, was es ausmache, konnte Alte schließlich vollends überzeugen. "Das BRK kommt immer dann, wenn niemand mehr da ist. Bei allen Lebenslagen - unabhängig davon, wer Hilfe braucht", fasst Alte schließlich zusammen, was sie überzeugte, wertvolle Stunden ihrer Freizeit zu opfern.

Dass Kathrin Alte eine Frau ist, der wohl nur selten langweilig werden dürfte, zeigt sich auch an diesem Sommernachmittag wieder, als die gebürtige Oberfränkin wenige Minuten verspätet zum Interview erscheint. Doch sogleich versichert sie, dass sie viel Zeit für das Gespräch mitbringe. Denn seit langem stünde ihr endlich einmal wieder ein freier Abend bevor. Sie erzählt lachend, dass eine Freundin sie damit aufgezogen habe, ob sie überhaupt wisse, was sie mit dem freien Abend anfangen solle. Doch sogleich widmet sie sich wieder dem Grund des Termins: ihr neues Ehrenamt.

Damit muss Alte nun eine Stelle füllen, die fast ein Vierteljahrhundert lang ein und dieselbe Person besetzte, die auch in der bayerischen Landespolitik keine Unbekannte ist. Neben ihrer Arbeit beim BRK war Christa Stewens unter anderem Bayerische Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin. Das BRK habe natürlich von Stewens Fachwissen profitiert, so Alte. "Deshalb würde ich mir nie anmaßen zu sagen, ich würde in ihre Fußstapfen treten", versichert sie. "Da überhaupt in die Nähe zu kommen erfordert sehr viel Lernbereitschaft." Alte beschreibt die Anfänge ihres neuen Amtes deshalb lachend mit den Worten: "Ich bin auf einer steilen Lernkurve nach oben."

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Für den Anfang gehöre da auch dazu, die Komplexität des BRK zu begreifen. 380 Hauptberufliche sowie fast 900 Ehrenamtliche engagieren sich aktuell für den Kreisverband. Rund 42 000 Stunden Hilfe leisteten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aller Gemeinschaften im Landkreis im Jahr 2020. Doch genau das ist es - Alte nennt es die "Faszination BRK", also der Gemeinschaftsgeist und das positive Gefühl untereinander - was es der Anzinger Bürgermeisterin und Mutter zweier Kinder einfacher mache, sich einzuarbeiten.

Bevor Alte den Posten als BRK-Kreisvorsitzende übernahm, habe sie insbesondere mit ihrer Familie gesprochen. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich das gerne machen würde." Auch als Bürgermeisterin müsse sie ihre zeitlichen Kapazitäten freilich im Blick haben. "Priorität hat natürlich meine Arbeit in Anzing", so Alte. "Aber ich denke, wir sind in Anzing ja gut aufgestellt und ich kann mir die Freiräume schon nehmen."

Das Bürgermeisteramt verschaffe ihr außerdem Kenntnisse, die sie für das Ehrenamt beim BRK sehr gut qualifizierten. "Gremienarbeit gehört für Bürgermeister ja zum Tagesgeschäft." Zu ihren Aufgaben gehöre nun vor allem, Haupt- und Ehrenamtliche zu unterstützen, ohne sich in das Tagesgeschäft des BRK einzumischen - denn das obliege der Geschäftsführung. Einen besonderen Fokus möchte Alte auch auf das "Vorankommen mit den Fördermitgliedern" legen. Diese finanzierten ja die Arbeit der Ehrenamtlichen mit, ohne selbst aktiv werden zu müssen. Alte hält das für eine gute Sache.

Zum Ende des Gesprächs kommt die neue Vorsitzende noch einmal auf die "Faszination BRK" zu sprechen. Auch Geschäftsführerin Elisabeth Seibl-Kinzlmaier, in deren Büro das Interview stattfindet, sei nächstes Jahr seit 20 Jahren beim BRK. "Wer bei uns einmal reinschmeckt, der wird einfach infiziert vom Roten Kreuz und vom Gedanken zu helfen", sagt Alte. So ginge es auch vielen Bundesfreiwilligendienstlern, die nach ihrer Zeit beim BRK nicht mehr vom Wohlfahrtsverband wegkämen.

Bevor es für Kathrin Alte dann tatsächlich Zeit für ihren Feierabend wird, muss sie ein paar Zimmer weiter. Denn dort hat sie noch einen Termin zum Blut spenden.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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