Dietramszeller Politik:Kritik an Spar-Maßnahme

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Grund- und Mittelschule soll aus finanziellen Gründen ohne Lift bleiben

Von Petra Schneider, Dietramszell

Der Aufzug an der Grund- und Mittelschule in Dietramszell, der im Jahr 2017 beschlossen und vom Landratsamt genehmigt wurde, wird vorerst nicht gebaut. Wegen der angespannten Finanzlage waren im Rahmen der Haushaltsberatungen vom Gemeinderat umfangreiche Streichungen diskutiert und beschlossen worden - unter anderem auch der Lift, der an der Ostseite des C-Baus angebaut werden sollte. Dass nun aus finanziellen Gründen von einer weiteren Planung abgesehen werde, kritisiert Waltraud Bauhof scharf. Die ehemalige Gemeinderätin und langjährige Vorsitzende des Dietramszeller Vereins "Miteinander-Füreinander" findet das Argument, dass in den vergangenen fünf Jahren kein Kind mit einer körperlichen Beeinträchtigung in der Gemeinde geboren worden sei, nicht überzeugend. Denn schließlich könne eine Behinderung auch als Folge von Unfällen oder Krankheiten entstehen, zudem müsse der rege Zuzug in die Gemeinde berücksichtigt werden.

Laut der UN-Behindertenkonvention müssten öffentliche Gebäude, die neu oder umgebaut werden, einen barrierefreien Zugang haben. Bauhof verweist auf die ihrer Meinung nach überschaubaren Kosten, die zudem zur Hälfte vom Freistaat bezuschusst würden. Geld für ein neues Schützenhaus in Linden, das rund 300 000 Euro kosten werde, sei offenbar da, aber nicht für einen Aufzug an der Schule, kritisiert Bauhof. Auch der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Ralph Seifert, mahnt in einem Schreiben an die Gemeinde, "die Planung noch einmal zu überprüfen und diese der gesetzlich vorgeschriebenen DIN anzupassen." Schüler mit Behinderungen hätten das Recht auf einen Platz in einer allgemeinen, inklusiven Schule. Dafür sei Barrierefreiheit nötig. Seitens der Gemeinde sei man "nicht glücklich" über die Streichung, betont Zweiter Bürgermeister Anton Huber (BLD). "Aber wir müssen irgendwo einsparen." Die jüngsten Kostenschätzungen für den Außenlift lägen bei knapp 200 000 Euro, bei einer Förderung von 53 Prozent verbleibe ein Eigenanteil von rund 93 000 Euro für die Gemeinde. Im diesjährigen Haushalt sind für die Generalsanierung der Schule, ohne den Aufzug, 480 000 Euro eingestellt. Man habe sich mit der Schulleitung abgesprochen, die die Streichung bedauere, aber die Situation auch ohne Aufzug für machbar halte, sagt Huber. Denn bereits jetzt seien Aula, fünf Klassenzimmer, Bücherei, Hort-Raum und die Turnhalle barrierefrei erreichbar, im A-Bau werde ein weiteres Klassenzimmer über eine Rampe zugänglich gemacht. Auch die Toiletten im C-Bau und in der Aula seien behindertengerecht umgebaut worden. Würde der Bau des Aufzugs realisiert, könnten fünf weitere Klassenzimmer und drei Funktionsräume barrierefrei erreichbar werden. Man suche nun nach "Lösungen im Haus", sagt Huber. So könnten etwa bei Bedarf kleine Treppenlifte zeitnah eingebaut werden. Definitiv vom Tisch sei der Außenlift an der Schule laut Huber aber nicht. Die Baugenehmigung laufe im Oktober aus. Man werde nun eine Verlängerung beantragen, falls sich der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt doch noch für den Bau entscheide.

© SZ vom 01.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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