Podcast "Noise":Medialer Lärm vor der Bundestagswahl

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(Foto: Illustration: Stefan Dimitrov)

Die Macher von "Cui Bono: What happened to Ken Jebsen?" befassen sich in ihrem neuen Podcast wieder mit Falschinformationen und Fake News.

Von Stefan Fischer

Drei Millionen Mal wurde der Podcast Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? in den vergangenen Wochen heruntergeladen - ein fulminanter Erfolg. In sechs Folgen hat ein Team um den Journalisten Khesrau Behroz detailliert berichtet, wie aus dem jungen und schrillen Radio- und TV-Moderator Ken Jebsen im Verlauf von drei Jahrzehnten einer der einflussreichsten Verschwörungserzähler in Deutschland geworden ist. Das ist sehr guter aufklärerischer Journalismus.

Diesen Anspruch erhebt auch der neue Podcast Noise, den Behroz gemeinsam mit Patrick Stegemann präsentiert, der von Undone Originals gemeinsam mit Studio Bummens produziert wird, anders als Cui Bono also ohne öffentlich-rechtliche Partner. In Noise weitet sich der Blick, weg von einem spektakulären Einzelfall. Es geht, mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl, grundsätzlich um den medialen Lärm aus Falschinformationen und Irreführungen, aus Desinformation und Fake News. Es geht um die Interessen, Strategien und Geschäftsmodelle, die dahinter stecken.

"Noise" nimmt Bild-TV ernst, ohne selbst alarmistisch zu sein, weder inhaltlich noch im Tonfall

In der ersten Episode "Bild im Bild" befasst sich der Podcast mit Bild-TV. Rechtzeitig vor der Wahl konnte die Bild-Zeitung ihren Plan realisieren, einen eigenen Fernsehkanal zu starten. Noch sei es zu früh, um tatsächlich zu beurteilen, wie die Zeitung Fernsehen mache, räumen Behroz und Stegemann ein. Beurteilen könne man jedoch, wie die Bild unter ihrem derzeitigen Chefredakteur Julian Reichelt Zeitung mache: Sie sei so politisch wie zuletzt in den Sechzigerjahren, stramm anti-links. Der Ehrgeiz, die Politik zu beeinflussen, sei aktuell sehr groß, urteilt der Medienjournalist Stefan Niggemeier, Gründer von Bildblog und Übermedien.

Behroz und Stegemann legen dar, dass eine Auswertung von rund 2000 verschwörungserzählerischen Foren ergeben habe, dass Bild dort zu den meistgeteilten Medien gehört, ebenso sei es in Foren der AfD oder ihr nahestehenden Kreisen. Der inzwischen verstorbene Michael Spreng, Chefredakteur der Bild am Sonntag von 1989 bis 2000, urteilte vor drei Jahren, die Bild-Zeitung sei inzwischen "eine Vorfeldorganisation der AfD". Die beiden Podcast-Hosts analysieren gemeinsam mit Niggemeier auch die Bild-Videostreams, die so etwas wie der Probelauf für Bild-TV sind. "Live sei ehrlich", erklärt Bild-Chef Reichelt, weil die Aussagen in einer Livesendung nicht manipuliert werden könnten. Tatsächlich weist das Trio nach, dass dort regelmäßig Falschinformationen ungefiltert und ungeprüft weiterverbreitet werden, speziell in Krisensituationen.

Noise nimmt Bild-TV ernst, mit Verweis auf die zersetzende Kraft des US-Senders Fox News. Ohne selbst alarmistisch zu sein, weder inhaltlich noch im Tonfall. Auch Noise kann, wenn die weiteren Episoden das Niveau der Pilotfolge halten, wie Cui Bono zur medialen Aufklärung beitragen. Auch wenn der neue Podcast weniger außergewöhnlich ist.

Noise, unter anderem bei Spotify, Amazon und Deezer

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