Foto-Ausstellung:Starnbergs Promis ins allerbeste Licht gerückt

Indi Herbst zeigt ihre Portraitfotos; Indi Herbst

Indi Herbst und ihre Models.Die Ausstellung ist bis 20. September zu sehen, der Erlös aus dem Verkauf dient einem guten Zweck.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Indi Herbst fotografiert für eine Benefiz-Aktion bekannte Persönlichkeiten - die von ihren Bildern überwältigt sind.

Von Astrid Becker

Die roten Schuhe müssen einfach sein. Christiane Kern liebt ihre Ankle Boots über alles. Und als sie die Anfrage von Indi Herbst erhält, ist eines für sie sofort klar, ohne ihre Schuhe wird es nicht gehen. Christiane Kern ist zu dieser Zeit mitten im Wahlkampf, ihre Partei, die SPD, hat sie 2018 als Landtagskandidatin nominiert, als sie zum ersten Mal mit Indi Herbst über deren Idee spricht: eine Fotoausstellung zu konzipieren, deren Erlös der Krebs- und Palliativstation des Klinikums Starnberg zugute kommt. Bis diese Idee allerdings sichtbar werden kann, vergehen gute zwei Jahre. Die Pandemie hat das Projekt auf ihre Weise gestoppt - bis zur Vernissage in der neuen "Herbst-Galerie" am Starnberger Kirchplatz.

Indi Herbst zeigt ihre Portraitfotos; Vernissage bei Indi Herbst

Christiane Kern.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Allerlei Kommunalpolitiker haben sich an diesem Abend eingefunden. Da ist die Zweite Bürgermeisterin der Stadt, Angelika Kammerl (CSU), die Kreisvorsitzende der Grünen, Kerstin Täubner-Benicke, oder auch die hiesige Bundestagskandidatin der Grünen, Martina Neubauer. Über Politik oder Wahlprogramme reden sie bei diesem Ereignis mal nicht. Aber auch nicht darüber, warum sie sich auf das Herbst-Projekt eingelassen haben: Weil sie alle wissen, was tiefe Trauer ist, wie zerbrechlich das Leben sein kann. Auch Indi Herbst spricht erst am nächsten Tag über die drei Menschen, die sie "lang vor Corona" innerhalb kürzester Zeit verloren hat und deren Tod ihr einmal mehr bewusst gemacht hat, wie sehr er tabuisiert wird und wie schnell er näher rückt, je älter man wird.

Indi Herbst zeigt ihre Portraitfotos; Vernissage bei Indi Herbst

Leopold Prinz von Bayern.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Um die 50 waren sie alle, 50 war daher die entscheidende Zahl für dieses Projekt: 50 Menschen sollten es werden und sind es geworden. Politiker sind dabei, aber auch Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kultur. Innere Stärke strahlen sie allesamt aus, Menschen mit Vergangenheit, die aber ganz in der Gegenwart angekommen sind. An diesem Abend wird jedoch nicht in den Tiefen ihrer Seelen gegraben, wie es wohl während der Aufnahmen geschah. Sondern das Leben gefeiert, so wie es der Titel der Ausstellung, "Eine Hommage an das Leben", auch vorgibt. Martina Neubauer zum Beispiel erzählt, wie es ihr anfangs bei dem Fotoshooting bei Indi Herbst erging: "Ich schminke mich nie, daher war es für mich völlig ungewohnt, dass eine Visagistin - und zwar ganz schön lang - über mein Gesicht pinselt."

Von dem Ergebnis ist sie allerdings begeistert, ihr Mann zunächst nicht: Er empfindet seine Frau, als er kurz nach dem Shooting zwei der Bilder auf dem Computer sieht, als fremd. Am Abend der Ausstellung ist er von seiner Frau im Großformat und ihrem Bild, das er nicht kennt, so tief beeindruckt wie Neubauer selbst. Tough wirke sie auf dem Bild, sagt sie da. Noch tougher und willensstärker als sie sich selbst in der Realität einschätzt.

Indi Herbst zeigt ihre Portraitfotos; Vernissage bei Indi Herbst

Eva Pfister.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Aber das ist ohnehin den meisten Porträts gemein: Sie zeigen Menschen, die positiv und stark wirken. Und voller Lebenslust. Da sind beispielsweise Leopold Prinz von Bayern, der die Ausstellung eröffnet, Landrat Stefan Frey (CSU) oder auch der Starnberger Bürgermeister Patrick Janik, deren Bilder schon ausstrahlen, dass sie wichtige Positionen bekleiden - das würde sich auch denen erschließen, die sie nicht kennen. Oder zumindest, dass sich diese Männer als Kind wohl mit James Bond identifiziert haben. Da ist auch die einstige Starnberger Bürgermeisterin Eva Pfister (damals John), der gern mal kapriziöses Verhalten vorgeworfen wurde und die auf ihrem Porträt eine Pose einnimmt, die an Grace Kelly denken lässt, die amerikanische Schauspielerin, die 1956 Fürstin von Monaco wurde.

All das gehört zum Konzept. Indi Herbsts Porträts sprechen eine recht eigenwillige Bildsprache, die so gar nichts gemein hat mit den Selfies, die mal eben kurz mit Handys aufgenommen worden sind oder die ein Fotograf auftragsgemäß im Atelier schießt. Die 46-Jährige ist in Sri Lanka aufgewachsen, hat viele Berufe erlernt und ausgeübt: Hotelkauffrau etwa, Hochzeitsplanerin, psychologischer Coach. Fotografiert hat sie schon immer gern, ernsthaft setzte sie sich mit der Kamera erst vor vier Jahren auseinander. Ihre Nische entdeckt sie in der Porträtfotografie und zwar in Form von Bildern, die über Generationen hinweg in den Ahnengalerien von Familien überdauern können.

Indi Herbst zeigt ihre Portraitfotos; Vernissage bei Indi Herbst

Kerstin Täubner-Benicke.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Deshalb versprühen ihre Bilder auch ein wenig Retro-Charme, der einen an die Anfänge der Porträtkunst denken lässt, etwa an die Bildnisse von bekannten Menschen in der Antike wie das der erotischen Lyrikerin Sappho in Pompeji oder auch an die vielen Porträts aus dem 14. Jahrhundert, die Künstler von Adligen, Königen Päpsten und Betuchten anfertigten - meist mit dem Auftrag, die Dargestellten ins allerbeste Licht zu rücken. Indi Herbst verneint dies auch nicht.

Fotoshootings bei ihr dauern. Das sagt sie selbst, Neubauer, Täubner-Benicke und auch Kern bestätigen es. Die "Models" haben in diesem Fall ihre eigenen Kleider mitbgebracht, also etwas, in dem sie sich wohlfühlen. Bei Täubner-Benicke ist es beispielsweise ein Abendkleid, das sie sich für die Oper angeschafft hat: "Man hat nur viel zu wenig besondere Gelegenheiten, so etwas anzuziehen. So ein Fotoshooting, dachte ich, ist aber nun einmal was Besonderes." Am Donnerstagabend entdeckt sie in ihrem Porträt die Züge ihres Vaters: "Dabei dachte ich, mit zunehmendem Alter werde ich meiner Mutter immer ähnlicher."

Aber auch das gehört zu dem, was Indi Herbst sich vorgenommen hat: das Innere eines Menschen nach außen zu stülpen. Die Visagistin, die ihr Können für das Projekt kostenlos zur Verfügung gestellt hat, fungiert dabei vielleicht sogar nur als eine Art Streicheleinheit für die Seele. "Als ich nach dem Shooting nach Hause gefahren bin, dachte ich, jetzt darf ich nichts daran ändern: So eine schöne Frisur habe ich nie wieder", sagt dazu beispielsweise Christiane Kern. Mächtig angespannt sei sie gewesen, regelrecht hibbelig sei sie beim Schminken geworden. Doch Indi Herbst habe sie mit ihrer Art komplett beruhigt. Und vielleicht auch die roten Schuhe.

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