Donald Trump als Box-Kommentator:Die hohe Kunst der tiefen Schläge

Let's get ready to rumble: Donald Trump hat von Boxen mehr Ahnung als von Politik.

Let's get ready to rumble: Donald Trump hat von Boxen mehr Ahnung als von Politik.

(Foto: Douglas P. DeFelice/AFP)

Ex-Weltmeister Evander Holyfield steigt mit 58 Jahren noch mal in den Box-Ring, um einen Streaming-Dienst zu vermarkten. Die Show wurde ihm aber von jemanden gestohlen, der noch älter ist. Donald Trump.

Von David Pfeifer

Älter wird man ja nur für die anderen, selber fühlt man sich wie immer. So etwa muss es auch Evander Holyfield gehen. Den meisten jungen Menschen dürfte Holyfield bekannt sein durch den Umstand, dass Mike Tyson ihm 1997 in einem Kampf ein Stück vom Ohr abbiss. Doch für diejenigen, die sich schon in den frühen 1990er-Jahren den Wecker gestellt haben, um seine Kämpfe gegen Riddick Bowe und George Foreman zu sehen, wirkt der Name immer noch elektrisierend, einer der ganzen Großen.

Der vielfache Ex-Weltmeister Evander Holyfield ist 58 Jahre alt, sein Gesicht eventuell nur 56, sein Körper höchstens 36 Jahre. Bevor er am Samstag in Hollywood, Florida, noch mal in den Ring stieg, zu einem Kampfabend, der von einem neuen Streaming-Dienst veranstaltet wurde, um die Marke bekannt zu machen, war er in bestechender Form, so wie immer. Das weiß man, wenn man Holyfield auf Instagram folgt. Er hat erfolgreich gegen seinen Verfall angekämpft, aber kann er gegen die Zeit siegen?

Man selber kämpft sich also durch die diversen Anmeldungen, die man ausfüllen muss, um den Online-Dienst sehen zu können, war es nicht auch ganz schön, als es nur drei Fernsehsender gab? Natürlich nicht, es war langweiliger. Man streamt im vollen Bewusstsein, auf eine Vermarktungsmasche reinzufallen. Vielleicht ein Fehler. Denn auch der legendäre, aber lebend mumifizierte Ringansager Michael Buffer, 76, wurde für diesen Kampfabend gebucht, und: Donald Trump, 75, als Co-Kommentator. Plötzlich ist es wie auf einem Klassentreffen, bei dem man sich wundert, wie alt alle geworden sind - bevor die Selbsterkenntnis einsetzt, und man erschrickt.

Verhauen: Evander Holyfield (rechts) machte im Ring gegen Vitor Belfort keine gute Figur.

Verhauen: Evander Holyfield (rechts) machte im Ring gegen Vitor Belfort keine gute Figur.

(Foto: Rebecca Blackwell/dpa)

Schwer sich das heute in Erinnerung zu rufen, dass Trump einmal nur ein reicher Entertainer war, der plaudernd am Boxring saß, eine Frau an seiner Seite, die "Big Hair" trug - so nannte man das damals, als Evander Holyfield noch jung war. Am Anfang spricht der Ex-Präsident über Afghanistan, man will schon abschalten, aber dann gehen die Kämpfe los, und Trump weiß Anekdoten aus alten Zeiten zu berichten, von Kämpfern wie Iran Barkley und James "Lights Out" Toney. Auch Donald Trump hat ja mehr Vergangenheit hinter als Zukunft vor sich - und von Boxen hat er mehr Ahnung als von Politik. Vor dem Hauptkampf kommt es zu "We want Donald Trump"-Sprechchören, dabei wird nicht ganz klar, ob als Präsident oder als Kommentator, aber es wäre doch beruhigend, wenn er bei Letzterem bleiben würde. Niemand mag einen alten Entertainer, der die Abschusscodes für Atombomben in die Finger bekommen möchte.

Holyfields Gegner: ein MMA-Kämpfer namens Vitor Belfort, 44 Jahre alt, kleiner und nicht mit den boxerischen Fertigkeiten ausgestattet, die Holyfield mitbringt. Es dauert dann nur wenige Sekunden, um den Abend zu bereuen, für Holyfield, und auch für den boxinteressierten Zuschauer. Denn der Ex-Champion sieht zwar noch so aus wie früher, aber er schlägt Luftlöcher, er stolpert, er geht zu Boden. Der Ringrichter bricht den Kampf noch vor dem Ende der ersten Runde ab. Gewinner gibt es keine: Vitor Belfort hat einen alten Mann verhauen, Holyfield gegen die Zeit verloren. Und als Zeuge fühlt man sich ein wenig beschämt, dass man zugesehen hat.

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