Papst:Erst Orbán, dann der Gottesdienst

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Auf Abstand, schon der der Hygiene wegen: Papst Franziskus beim Treffen mit Viktor Orbán (re. hinten) und Präsident János Áder (re. vorne) am Sonntag in Budapest. (Foto: VATICAN MEDIA /CPP/ IPA/imago)

Bei seinem kurzen Aufenthalt in Ungarn warnt Franziskus vor Antisemitismus. Das Kirchenoberhaupt trifft auch den Regierungschef - das Thema Migration vermeiden sie offenbar.

Papst Franziskus hat am Sonntagmorgen Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und Staatspräsident János Áder getroffen. Die private Unterredung zum Auftakt des Papstaufenthaltes in der Hauptstadt Budapest fand im Museum der Schönen Künste statt. Dem Vatikan zufolge ging es in dem Gespräch unter anderem um die Rolle der Kirche in Ungarn, Umweltschutz sowie Verteidigung und Förderung der Familie. Das zwischen Orbán und Franziskus umstrittene Thema Migration wurde offenbar ausgeklammert.

Wegen ihrer gegensätzlichen Haltungen war das Treffen mit Spannung erwartet worden - Franziskus fordert immer wieder Hilfe für Flüchtlinge, Ungarn fährt eine Anti-Migrationspolitik. Die Unterredung dauerte 40 Minuten, zehn Minuten länger als geplant. Franziskus hatte von Beginn an betont, er komme nicht zu einem Ungarn-Besuch, sondern zum Abschluss des Eucharistischen Kongresses in Budapest.

Ankunft auf dem Budapester Heldenplatz: Papst Franziskus trifft im Papamobil ein, um die Abschlussmesse zum 52. internationalen Eucharistischen Kongress zu feiern. (Foto: Vadim Ghirda/dpa)

Am späten Vormittag feierte Franziskus auf dem Budapester Heldenplatz vor etwa 100 000 Menschen die Abschlussmesse des Eucharistischen Weltkongresses. Auch Orbán nahm an ihr teil. Der Pontifex forderte die Gläubigen zu Respekt und Offenheit auf: "Mein Wunsch ist, dass ihr so sein möget: gefestigt und offen, verwurzelt und respektvoll." Ungarn stehe treu zu seinen Wurzeln, aber das "Kreuz" lade auch dazu sein, die Arme auszubreiten und sich nicht zu verschanzen, erklärte er weiter.

Bei einem Treffen mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde warnte Franziskus vor Antisemitismus in Europa und rief die Christen zu Einheit. "Wir müssen uns gemeinsam um eine Erziehung zur Geschwisterlichkeit bemühen, damit der immer wieder aufkommende Hass, der die Geschwisterlichkeit zerstören will, nicht die Oberhand gewinnt. Ich denke dabei an die Bedrohung durch den Antisemitismus, der immer noch in Europa und anderswo schwelt", so der Papst: "Das ist eine Lunte, die gelöscht werden muss".

Nach dem Gottesdienst fuhr Franziskus mit dem Papamobil an jubelnden Gläubigen vorbei. Etwa zwei Drittel der etwa zehn Millionen Ungarn sind katholisch getauft, auch die griechisch-katholische Kirche mit etwa 300 000 Mitgliedern erkennt den Papst als geistliches Oberhaupt an.

Franziskus reiste noch am Sonntag in die Slowakei weiter, wo er bis Mittwoch bleiben will.

© SZ/KNA/dpa/Vatican News/SZ/bac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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