Mammendorf:Die Existenzangst der Tierhalter

Mammendorf: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (rechts) besucht mit Parteikollegin Katrin Staffler einen Mammendorfer Bauernhof.

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (rechts) besucht mit Parteikollegin Katrin Staffler einen Mammendorfer Bauernhof.

(Foto: Günther Reger)

Bayerns Landwirtschaftsministerin hört sich in Mammendorf Klagen von 40 Bauern an

Von Manfred Amann, Mammendorf

Sprichwörtlich in die Höhle des Löwen hat sich Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) gewagt, als sie sich am Sonntag auf dem Färberhof in Mammendorf gut 40 Landwirten aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck stellte. In der fast eineinhalbstündigen Aussprache gab es kaum positive Anmerkungen, manchmal etwas zu lachen, aber meist massive Klagen über die Politik in Bund und Land, die vielen Kleinbauern die Existenzgrundlage entziehe. Kaniber konnte zwar viele der Vorwürfe mit "Richtig- und Klarstellungen" auskontern, so richtig zufrieden verließen die Bauern das Anwesen von Josef Mayer jedoch nicht. "Das ist doch alles nur Schönrederei", befand ein Landwirt mürrisch und einmal entzog Kaniber einem das Wort, weil dieser ungefragt und aggressiv gegen die Politik der Ministerin wetterte.

Kaniber kam zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler und dem Landtagskollegen Benjamin Miskowitsch von Jesenwang, wo sie auf dem Gründungsfest mit Fahnenweihe der Burschenschaft die Festrede gehalten hatte. Nachdem Josef Mayer junior seinen Hof mit 50 Hektar Ackerland, 20 Grünland und fünf Wald vorgestellt hatte, auf dem 75 Milchkühe und 900 Hühner gehalten werden, forderte Kaniber nach einem kurzen Lagebericht die Landwirte auf, zu sagen, was ihnen unter den Nägeln brenne. "Es ist mir wichtig bei allen Kämpfen mit Andersdenkenden im Land, im Bund und sowie möglich auch in der EU für die bayerischen Landwirte das Beste herauszuholen", versicherte die Ministerin.

Ein Schweinemäster aus dem Dachauer Land kritisierte, dass die neue Förderung von 40 Prozent für Investitionen zur Verbesserung des Tierwohles langfristig dazu verpflichte, die Schweinemast viele Jahre zu betreiben "auch wenn es sich nicht mehr rechnet". Außerdem dauere das Genehmigungsverfahren für Umbauten viel zu lange. Auch Bullenmäster Josef Wörle, im Landkreis stellvertretender Obmann des Bauernverbandes, teilte die Kritik, vor allem auch, "weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass sich wegen des Tierwohls nicht bald wieder etwas ändert und man erneut umbauen muss".

"Wir haben mittlerweile den Eindruck, die Kleinbauern sind nicht mehr gewollt", warf ein Junglandwirt ein. Immer mehr bekomme man zu hören, dass jemand "hinschmeißen" wolle. Kaniber wies jedoch darauf hin, dass manche Neuregelungen des Bundes verstärkt die großen Tierzüchter wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern im Blick habe. "Ich weiß, die Tierhaltung steht schwer in der Kritik", beteuerte sie. Der Vorteil der bayerischen Tierhalter liege in der Veredelung hin zu Spitzenqualität und an der kleinbäuerlichen Struktur wolle niemand rütteln. "Das Ministerium versucht, die neuen Vorschriften zum Tierwohl auf die bayerischen Verhältnisse herunterzubrechen", was nicht leicht sei, weil es vor allem den Grünen nicht weit genug gehe. "Wenn Bauern aufgeben, dann geht regionale Wertschöpfung verloren", mahnte Kaniber.

Ziel der Staatsregierung sei es, alle der 497 noch existierenden Betriebe mit Tierhaltung in Bayern zu erhalten. Die 40-prozentige Förderung für Umbauten solle dazu beitragen. Zu einem Einwurf, politisch besser mit Druck auf die Einzelhandelsketten einzuwirken und bessere Preise vorzugeben, betonte die Ministerin energisch: Die Politik kann nicht in die Marktwirtschaft eingreifen". Außerdem lehne sie jeden Zwang ab. Unverkennbar wahlkämpferisch stellte sie fest: "Solche kommunistische Methoden haben andere im Programm, wir sicher nicht", betonte die bayerische Landwirtschaftsministerin, bevor sie sich von Josef Mayer den Betrieb zeigen ließ. Lob gab es schließlich auch. Metzgermeister Engelbert Jais rief in Erinnerung, dass der neue Fürstenfeldbrucker Schlachthof nur mit Unterstützung der CSU habe gebaut werden können, der den Tieren weite und stressige Transporte erspare.

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