SZ-Kolumne "Bester Dinge":630 Zahlen in fünf Minuten

Bester Dinge
(Foto: dpa)

Ein 21-Jähriger hat gerade die Deutschen Meisterschaften im Gedächtnissport gewonnen. Warum ein wenig Gedächtnistraining auch in der Schule und Politik helfen könnte.

Von Kerstin Lottritz

Der Italiener Andrea Muzii, 21 Jahre jung, hat gerade die Deutsche Meisterschaften im Gedächtnissport gewonnen. Innerhalb von fünf Minuten konnte er sich eine Zahl mit 630 Stellen merken und posierte anschließend mit Pokal und Sektflasche - ähnlich wie nach einem Formel-1-Sieg - instagramtauglich für die Fotografen.

Die Schülerinnen und Schüler, für die nun auch im letzten Bundesland die Sommerferien zu Ende sind, wissen bestimmt davon zu berichten, wie öde es sein kann, unregelmäßige Verben, Geschichtsdaten und Herleitungen physikalischer Formeln auswendig zu lernen. Gedächtnissportler raten, Zahlen mit Codewörtern zu belegen, aus denen man dann Sätze oder ganze Geschichten bildet, um sich so eine Zahlenreihe merken zu können. Klingt nach ganz schön kompliziertem Training, das aber viel mehr Spaß machen soll.

Nun mag man darüber streiten, ob Gedächtnistraining tatsächlich unter die sportlichen Betätigungen fällt. Ins Schwitzen kommt man ja eher, wenn man sich nicht erinnert. Wie etwa jener AfD-Politiker, der am Wochenende gefordert hatte, Kinder sollten in der Schule mehr "deutsches Kulturgut" vermittelt bekommen. Als ZDF-Kinderreporter Alexander daraufhin von ihm wissen wollte, welches denn sein liebstes deutsches Gedicht sei, fiel dem Mann partout keins ein. Dabei hätten es wahrscheinlich gar nicht alle 430 Zeilen von Schillers "Lied der Glocke" sein müssen. Ein Titel hätte gereicht. Oder zumindest die unter Schülern beliebte Parodie: "Loch in Erde / Bronze rin / Glocke fertig / Bim bim bim."

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