Aktionstag in Zorneding:Die Achillessehne des Anstoßes

Aktionstag in Zorneding: Umweltaktivist Falk Skeide.

Umweltaktivist Falk Skeide.

(Foto: Christian Endt)

Wie Falk Skeide zum Sinnbild für regionale Nachhaltigkeit wurde

Interview von Korbinian Eisenberger

Falk Skeide ist einer der umtriebigsten Umweltaktivisten im Landkreis Ebersberg. Der 46-Jährige setzt sich seit fünf Jahren dafür ein, Menschen in der Region zu einem nachhaltigerem Alltag zu ermutigen. Mit seiner Frau eröffnete er in Zorneding den kreisweit ersten Unverpacktladen. Das nächste Projekt in seinem Heimatort steigt am Samstag: Am "Tag des Aufräumens" lädt er () von 14 bis 17 Uhr zum "Nachhaltigkeits-Workshop" auf der Feuerwehrwiese ein. Vorab spricht er über Müll, Motorräder - und seine verletzte Achillessehne, mit der alles begann.

SZ: Herr Skeide, was hat Nachhaltigkeit mit Aufräumen zu tun?

Falk Skeide: Die Gemeinsamkeit ist, dass die Leute oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen. In Gesprächen mit Erwachsenen und Kindern in unserem Laden fällt mir auf, dass viele gerne etwas tun wollen, aber nicht wissen, wie sie das konkret umsetzen. Es gibt Ideen und Ansätze, aber dabei bleibt es meist. Am Samstag wollen wir einen Rahmen bieten, um das zu ändern.

Auf zornedingistnachhaltig.de schreiben Sie: "Klar ist, dass wir, jeder einzelne, etwas gegen die Zerstörung unserer Erde, unserer Heimat und die Heimat unserer Kinder tun muss." Gleichwohl fahren Sie Motorrad. Wie passt das zusammen?

Ich glaube, dass es keinen Sinn macht, mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt zu gehen. Als ich mit dem Motorrad rund um die Ostsee fuhr, habe ich auf meiner Tour Plastikmüll gesammelt - und so das Problem thematisiert. Ohne die Motorradtour hätte ich nicht diese Aufmerksamkeit erlangt. Man sollte die Leute nicht darauf hinweisen, was sie nicht tun. Sondern sie darauf hinweisen, was sie tun könnten.

Da spricht der Mediator aus Ihnen.

Als Nachhaltigkeitscoach versuche ich das auch in den Unternehmen. Nachhaltigkeit wird oft nur mit Umweltschutz in Verbindung gebracht. Nachhaltiges Wirtschaften kann aber auch Erfolg bringen.

Was genau passiert am Samstag auf der Zornedinger Feuerwehrwiese?

Wir werden jede Menge Biertischgarnituren aufstellen.

Klingt nach Work-Schoppen.

(lacht) Die Biertische werden zu Thementischen umfunktioniert. In einem Kickoff-Vortrag stelle ich eine Auswahl an Nachhaltigkeitsaspekten vor. Die Teilnehmer bestimmen dann per Voting, welche Themen sie am interessantesten finden. Daraus definieren wir dann die Thementische.

Welche Themen kommen in Frage?

Mobilität, Bildung und Information, Müll und Recycling, Carsharing. Zum Beispiel. Jeder, der sich einem Thema zugehörig fühlt, kommt an den passenden Tisch. Dort wartet jeweils ein Moderator mit Flipchart. Die Gruppe, die sich diesem Thema zugehörig fühlt, setzt sich dann damit auseinander. Auf der Webseite schaffen wir dann Plätze, wo die Teams ihre Aktionen vorantreiben und konkretisieren können.

Wie bewerten Sie die Nachhaltigkeitsbilanz von jemandem, der artig Müll trennt, seinen alten Benziner bis zum Auseinanderfallen fährt (damit für ihn kein neues Auto produziert werden muss) und sein Fleisch vom Metzger holt?

Wenn das für ihn der machbare Weg ist, dann ist das schon mal mehr als nichts. Ich würde dem hinzufügen, dass es in Ebersberg eine Energieagentur gibt, die ihn berät, wie man das Dach für Stromgewinnung nutzen kann oder eine Dämmung einbaut, um energiesparender zu heizbar.

Sie sind Industriemechaniker und Ingenieur für Verkehrssystemtechnik. Nicht gerade, was man von einem Umweltaktivisten vermuten würde. Seit wann ist Ihnen dieses Thema so wichtig - und warum?

2016 hatte ich eine Phase, da war ich durch einen Achillessehnenriss stillgelegt. Es gab mir Zeit, darüber nachzudenken, was ich will im Leben. Ich habe "The Big Five for Life" ("Was wirklich zählt im Leben") von John Strelecky gelesen und kam zu dem Schluss, dass mir meine Familie wichtig ist, meine Tochter, Gesundheit, Ernährung. Ich nahm mir vor, dass ich künftig mehr für diese Dinge machen werde.

Also haben Sie ihre Aufräumtour gestartet und den Laden eröffnet.

Wenn meine Enkel mich irgendwann fragen, ob wir das mit dem Klima gewusst haben, dann kann ich ihnen ins Gesicht schauen und sagen: Ja wir haben es gewusst und wir haben versucht, etwas zu verändern.

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