Kommentar:Die Wartezeit nutzen

Will man den Verkehr in der Kreisstadt Ebersberg entspannen, sollte er für dessen unmotorisierte Teilnehmer kompatibler werden

Von Wieland Bögel

Bloß nicht entmutigen lassen, irgendwann muss es ja klappen. Ausgiebig haben sich die Ebersberger Stadtratsmitglieder nun über einen neuen Anlauf zur Verkehrsentlastung der Innenstadt ausgetauscht, ein guter Teil der Debatte drehte sich darum, wie man den entsprechenden Antrag denn nennen soll. Herausgekommen ist schließlich: "Maßnahmen zur Staatsstraße 2080 in der Stadtmitte" - aber der erste Satz dieses Textes hätte auch gut gepasst.

Denn Tatsache ist, dass die Suche nach einer Verkehrsentlastung für das Ebersberger Zentrum mit dem Wort "Geduldsspiel" noch sehr euphemistisch beschrieben ist. Fast genau zwölf Jahre ist es her, da verwarf der Stadtrat alle Varianten für eine Nord-Süd-Umfahrung und die Entlastung fiel aus dem Staatsstraßenausbauplan. Wenig später gab es Überlegungen für eine große überörtliche Lösung, diese sollte die beiden Staatsstraßen durch den Forst zu einer verbinden und jeweils nördlich von Steinhöring auf der einen sowie Ebersberg, Kirchseeon und Zorneding auf der anderen Seite an B 304 und FTO anschließen. Mehr als zu einer Skizze reifte dieser Plan ob des immensen Flächenverbrauchs und der hohen Kosten indes nie. Wie weit sich die nun im Antrag erwähnten interkommunalen Lösungen umsetzen und bezahlen lassen, wird sich zeigen. Dasselbe gilt für den Tunnel, für den es auch einige Sympathien im Stadtrat gibt. Sicher kann man aber schon sagen, was auf absehbare Zeit passieren wird: Genau gar nichts. Denn bislang gibt es keinerlei Planung für eine Entlastung oder Verlegung der St 2080, was bedeutet, sollten hier wirklich einmal die Bagger anrücken, werden sie es sicher nicht in den kommenden zehn und wahrscheinlich auch nicht 20 Jahren tun.

Ohnehin gilt: Egal wann eine Nord-Süd-Umfahrung oder ein Tunnel eröffnet oder eine weiträumige Umleitung eingerichtet werden könnte, die Kreisstadt würde danach nicht zum Radler- und Fußgängerparadies. Schließlich sind auch die Ebersberger selbst in ihrer Stadt mit dem Auto unterwegs oder bekommen Besuch. Will man den Verkehr in der Stadt also entspannen, sollte er für dessen unmotorisierte Teilnehmer besser benutzbar werden - auf Maßnahmen zur Staatsstraße 2080 warten, kann man ja derweil trotzdem.

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