Kommentar:Schnapsidee vom Tisch

Im letzten Moment ist Fürstenfeldbruck davon abgerückt, eine Trafostation ausgerechnet auf ein Schulgelände zu verlegen

Von Peter Bierl

Mit überwältigender Mehrheit hat der Brucker Stadtrat die Verlegung eines Trafohauses in den Pausenhof der Philipp-Weiß-Grundschule abgelehnt. Wer sich die Lage vor Ort anschaut, wie es die Kommunalpolitiker taten, musste schnell zu dem Ergebnis kommen, das es sich um eine Schnapsidee handelt. Denn der gesamte Schulhof ist nicht so arg groß und die Wiese dort, auf der das Bauwerk platziert werden sollte, von bescheidenem Umfang. Überdies soll das Schulhaus ja erweitert werden, was die Fläche sowieso schrumpfen lässt, während die Zahl der Kinder steigt.

Obendrein soll das neue Trafohaus mit einer Mobilitätsstation verbunden werden, mit Ladesäulen für Elektroautos und Parkplatz für Carsharing-Autos, womöglich Fahrrädern und E-Rollern. Direkt daneben liegt ein verglichen mit dem Schulhof riesiger Volksfestplatz, eine nachhaltig versiegelte Fläche, den größten Teil des Jahres gar nicht oder als Parkplatz genutzt, dazu die Julie-Mayr-Straße mit noch mehr Autoabstellplätzen. Das Trafohaus im Schulhof wäre die Botschaft gewesen: Parkplätze, also Autos, sind uns wichtiger als Kinder. Aber nun soll das Trafohaus auf einem Grünstreifen im Nordosten des Areals platziert werden.

Allein der Oberbürgermeister zeigte sich in der Sitzung bockig. Erich Raff (CSU) mag die sachlichen Gründe nicht anerkennen, die dafür sprechen, das Trafohaus woanders zu platzieren, und disqualifizierte die Entscheidung der Mehrheit, darunter seiner eigenen Parteifreunde, nicht bloß als falsch, sondern als emotional. Auch zum Verpetzen der Rektorin beim Schulamt fand er kein Wort des Bedauerns.

Dabei könnte man schon fragen, warum der OB nicht Mirko Pötzsch (SPD) gefolgt ist, der bereits im Frühjahr vorgeschlagen hatte, die Verlegung des Trafohauses wegen des Zündstoffs in den zuständigen Ausschüssen zu diskutieren, statt eine Eskalation zu riskieren. Eigentlich müsste der OB also nicht bloß einen Blumenstrauß an die Rektorin verteilen. Aber es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren, dass es dazu nicht kommen wird.

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