Starnberger See:Ein kleiner Ort, 130 Wagyu-Rinder, viel Aufregung

Starnberger See: Betriebsleiter Raimund Niedermeier steht auf dem riesigen Gelände bei Mörlbach, auf dem der Mastbetrieb geplant ist.

Betriebsleiter Raimund Niedermeier steht auf dem riesigen Gelände bei Mörlbach, auf dem der Mastbetrieb geplant ist.

(Foto: Arlet Ulfers)

Edles Fleisch für anspruchsvolle Kunden: Die Gutsverwaltung der Vinzenz-Murr-Inhaberin will im kleinen Ortsteil Mörlbach einen Mastbetrieb bauen - samt Hofladen, Ferienwohnungen und Verwaltung. Die Nachbarn sind aufgeschreckt.

Von Sabine Bader, Berg

Die Bürger in Mörlbach sind aufgeschreckt. Denn in dem kleinen Berger Ortsteil nahe der Garmischer Autobahn ist ein Rindermastbetrieb geplant, dessen Größe alles bisherige in der Umgebung in den Schatten stellt. "Die Bürgerschaft ist hellauf entsetzt", sagte Rathauschef Rupert Steigenberger (BG) dann auch am Dienstagabend im Berger Gemeinderat. Geplant ist ein Mastbetrieb mit gut 130 "Wagyu-Rindern". Das Fleisch der Tiere ist extrem hochpreisig, man verspricht sich im Landkreis Starnberg mit seinen vielen wohlhaben Bürgern darum auch einen guten Absatzmarkt.

Dass sich die Dorfbewohner angesichts dieser Dimensionen Sorgen über die Auswirkungen machen, die das Vorhaben auf die dörfliche Struktur haben wird, liegt auf der Hand. Im Rathaus seien einige aufgeregte Anrufe von Anwohnern in dieser Sache eingegangen, hieß es von Seiten der Verwaltung. Und auch das Gremium selbst zeigte sich skeptisch ob der Größenordnung der geplanten Bauten: Schließlich ist auf dem mehr als 270 000 Quadratmeter großen Areal am westlichen Ortsrand von Mörlbach nicht nur ein Rinderlaufstall mit einer Größe von 1700 Quadratmetern geplant, sondern auch ein Betriebsleitergebäude mit fast 900 Quadratmetern, Mitarbeiter- und Ferienwohnungen, Hofladen und Schulungsraum sowie eine Maschinenhalle. Hinzu kommen noch eine Fahrsilohalle mit rund 850 Quadratmetern Größe, eine Mistlagerhalle, eine Bergehalle mit Hackschnitzellager sowie zwei Güllegruben.

Raimund Niedermeier, der landwirtschaftliche Betriebsleiter der Gutsverwaltung Brandl, versucht erwartungsgemäß, die Anlieger zu beruhigen und ihre Bedenken zu zerstreuen. Seine Chefin plane auf dem Gelände einen nachhaltigen Betrieb und habe dafür auch ein ausgefeiltes Konzept, sagte er am Mittwoch im Gespräch mit der SZ. Evi Brandl ist Inhaberin des Metzgereiimperiums Vinzenz Murr und kennt sich in der Gegend bestens aus. Nur einen Steinwurf von Mörlbach entfernt, in Wadlhausen, betreibt die Brandlsche Gutsverwaltung auf einem zweiten Gutshof eine große Biogasanlage. Hier habe man bis zur BSE-Krise im Jahr 2005 auch eine Rinderhaltung betrieben, erzählt Niedermeier.

In Mörlbach wolle man sich jetzt ein komplett neues Standbein aufbauen, so der 42-Jährige, der vom Fach ist und eine Ausbildung als Agrartechniker absolviert hat. Für das Vorhaben benötige man keine Pachtflächen, könne also alles auf eigenem Grund verwirklichen. Wagyu-Rinder aus Japan habe man gewählt, weil ihr Fleisch nicht nur besonders hochwertig, sondern auch sehr cholesterinarm sei und sich daher für eine cholesterinsenkende Diät besonders gut eigne. Zudem besitze das Fleisch auch bis zu 30 Prozent mehr ungesättigte Fettsäuren.

Starnberger See: Das Betriebsleitergebäude mit Ferien- und Mitarbeiterwohnungen sowie Maschinenhalle soll fast 900 Quadratmeter groß werden. Grafik: Gutsverwaltung Brandl

Das Betriebsleitergebäude mit Ferien- und Mitarbeiterwohnungen sowie Maschinenhalle soll fast 900 Quadratmeter groß werden. Grafik: Gutsverwaltung Brandl

Doch Qualität hat eben ihren Preis: Für ein Kilogramm Wagyu-Rind aus Japan kann man laut Internet hierzulande schon mal zwischen 400 und 600 Euro hinblättern. "In Neuperlach brauche ich das natürlich nicht anbieten", sagt Niedermeier, "im Landkreis Starnberg hingegen schon." Das Fleisch wolle man großteils über den hauseigenen Hofladen direkt vermarkten. "Es ist nicht nachhaltig, Rindfleisch aus Argentinien zu importieren." Die Wertschöpfung müsse in der Region stattfinden. Niedermeier betont auch, dass das Vorhaben nicht in Konkurrenz zu den landwirtschaftlichen Betrieben und Hofläden in der Umgebung stünde.

Zur Zeitschiene, die sich die Antragsteller gesteckt haben, meint er: Binnen zwei Jahren hoffe man, die Planung fertig und die Genehmigung in der Tasche zu haben. Mit einem weiteren Jahr rechne er für die Ausschreibung und hoffe dann, in zirka vier Jahren mit dem Bau beginnen zu können. Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg. Schließlich fehlt es bislang an den rechtlichen Voraussetzung. So konnten die Antragsteller den Gemeinderäten am Dienstag noch keine landwirtschaftliche Privilegierung für ihre Pläne vorweisen. Die ist allerdings für eine Zustimmung die Grundvoraussetzung. Daher lehnte das Gremium die Bauanträge auch einstimmig ab. Niedermeier hat damit, wie er sagt, schon gerechnet. "Aber das Amt für Landwirtschaft hat uns gesagt, wir sollten erst die Bauanträge einreichen." Danach werde das Amt den Fall prüfen. Damit steht es so gut wie fest, dass die Pläne bald wieder auf dem Ratstisch landen werden.

Um sich ein besseres Bild darüber zu machen, welche Kriterien für das Landwirtschaftsamt in Weilheim maßgeblich sind, will die Gemeinde jetzt einen Vertreter der Behörde zu einem Gespräch bitten. Denn für Rathauschef Steigenberger und die Gemeinderäte sind noch viele Fragen offen. Wie verhält es sich beispielsweise mit den Geruchsbelästigungen für die Anwohner? Wofür braucht man bei einem Rinderstall drei Ferienwohnungen? Und wo werden etwa die Güllebehälter entsorgt? Schließlich will man in Berg weder Probleme mit der Wasserversorgung noch mit den Nitratwerten bekommen.

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