Fürstenfeldbruck/Erdweg:Das Grab ist weg

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Die letzte Ruhestätte des früheren Fürstenfeldbrucker Pfarrers Herbert Ziegenaus in Kleinberghofen ist entfernt worden

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck/Erdweg

Eleonore Pucher ist in Aufruhr: Das Grab des früheren Fürstenfeldbrucker Pfarrers Herbert Ziegenaus ist auf rätselhafte Weise verschwunden. Alles, was die letzte Ruhestätte des Geistlichen in seinem Geburtsort Kleinberghofen, Gemeinde Erdweg im Landkreis Dachau, markiert hatte, haben Unbekannte lieblos entfernt. "Es wurde plattgemacht", entrüstet sich Pucher, die Nichte von Ziegenaus. Ihr Onkel hat von 1987 bis 2004 in der Pfarrei Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck gewirkt. Den Friedhof in Kleinberghofen hatte er sich selbst für sein Grab ausgesucht. Ob es sich um eine Störung der Totenruhe handelt, untersucht die Rechtsabteilung des erzbischöfliche Ordinariat. Eine Auflösung des Grabs gab es laut Pfarrei jedenfalls nicht.

Das Grab des früheren Fürstenfeldbrucker Pfarrers Herbert Ziegenaus in seinem Geburtsort Kleinberghofen ist eingeebnet worden. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Es gibt praktisch nichts mehr, was an Ziegenaus letzte Ruhestätte erinnern würde: Das schmiedeeiserne Kreuz wurde abgesägt, die Grabbepflanzung vollständig herausgerissen, Umrandungssteine und Wasserbecken entfernt. Entdeckt hat den Frevel Ziegenaus Bruder Martin. Der informierte seine Tochter Eleonore während ihres Urlaubs. "Wir waren entsetzt und fassungslos", berichtet sie. Mit der Nachricht sei der ursprüngliche Zweck der Reise, Entspannung und Erholung, dahin gewesen. "Es ist wirklich nichts mehr da, was an das Grab erinnern würde", sagt sie. "Das Grab wurde zerstört, man könnte es auch Grabschändung nennen." Deshalb ist sie froh, dass die Rechtsabteilung des Ordinariats den Fall nun untersuchen wird. Eigentlich hätte Herbert Ziegenaus, wie jeder Geistliche der katholischen Kirche, Anspruch auf ein Priestergrab gehabt, bestätigt die Pressestelle des Ordinariats. Es gebe aber keine Verpflichtung, dies zu nutzen.

Herbert Ziegenaus hatte es vorgezogen, auf dem Gottesacker seines Geburtsortes bestattet zu werden. Dafür hatte er sich eigens den Platz am Eingang des Friedhofs ausgesucht. Das schmiedeeiserne Kreuz hatte der Pfarrer selbst bei einem Antiquitätenhändler entdeckt. Wieso nun 13 Jahre nach seinem Tod die Ruhestätte auf diese Art entfernt wurde, ist für die Nichte und ihre Familie ein Rätsel. Ihr sei nicht bekannt, dass ihr Onkel irgendwelche Feinde gehabt hätte, schon gar nicht welche, die nach so langer Zeit tätig werden würden. Ganz im Gegenteil: Pucher schildert ihren Onkel als allseits geschätzten Geistlichen: "Es sind auch Ortsfremde an sein Grab gekommen, auch Menschen auf dem Jakobsweg", viele seien von weit hergekommen und hätten ihn sehr gemocht, sagt sie.

Das Grab des früheren Fürstenfeldbrucker Pfarrers (Foto: Privat/oh)

Finanzielle Gründe seien für die gewaltsame Entfernung des Grabs eher unwahrscheinlich, erklärt sie. Denn Herbert Ziegenaus hatte seinen Platz auf dem Friedhof in Kleinberghofen für die nächsten 15 Jahre im Voraus bezahlt. "Die Liegezeit ist noch nicht abgelaufen", betont seine Nichte. In den vergangenen Jahren hätten vor allem sie und ihr Mann das Grab gepflegt. Dabei wäre eigentlich eine andere Nichte dafür zuständig gewesen, sagt sie. Diese lebt im Raum Rosenheim und wurde von Pfarrer Ziegenaus adoptiert. Sie ist die rechtmäßige Besitzerin des Grabes. Gerüchten zufolge soll sie schon mehrfach versucht haben, das Grab aufzulösen. Aber weder Pfarrei noch Ordinariat wollten das bestätigen. Die adoptierte Nichte war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Womöglich hatte die Entfernung des Grabs einen ganz anderen Grund, mutmaßt Eleonore Puffer. "Wir vermuten, dass das Kreuz veräußert werden sollte." Wahrscheinlich sei es nicht ganz billig gewesen. Wenn dem so wäre, bliebe jedoch die Frage: Wieso hätten sich die Diebe dann die Mühe machen sollen, auch den Rest der Grabstätte zu entfernen?

© SZ vom 17.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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