Digitalisierung:Landkreis forciert Digital-Schub an Schulen

Städte und Gemeinden sollen sich nicht nur finanziell engagieren, sondern auch ein Kompetenzzentrum gründen. So könnten alle 27 000 Schüler zügig Zugang zu moderner Computer-Technologie erhalten

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Deutschland hat es verpasst, seine Schulen zeitig zu digitalisieren. Während der Corona-Krise wurden die Versäumnisse besonders spürbar. Im Landkreis Fürstenfeldbruck will man daraus nun Lehren ziehen, die Digitalisierung an allen 60 Schulen im Landkreis zügig voran bringen und ein Kompetenzzentrum gründen. Dieses soll Städte und Gemeinden in Fragen der Digitalisierung der Schulen beraten und Informationen vorhalten. Die Kommunen sollen dazu einen finanziellen Beitrag leisten.

Von Bund und Freistaat Bayern gibt es für die Kommunen, die die Geräte für den Digitalunterricht bereit stellen müssen, finanzielle Förderung. Sie nennen sich Digitalpakt und Digitalbudget und sind in ihren Beantragungsmodalitäten kompliziert, wie Vertreter auch der Landkreiskommunen in der Vergangenheit immer wieder kritisierten. Um "die Geschwindigkeit zu erhöhen", wie Hans Seidl (CSU), Bürgermeister von Maisach und Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, sagt, sollen die Städte und Gemeinden im Landkreis eigene finanzielle Mittel für die Digitalisierung bereit stellen. Geplant ist, dass jede Gemeinde pro Schüler einen bestimmten Betrag abführt, um ein Kompetenzzentrum zu finanzieren. Wie hoch dieser Beitrag sein wird, ist auch davon abhängig, wie viele Kommunen sich an dem Kompetenzzentrum beteiligen wollen. Die jeweiligen Stadt- und Gemeinderäte werden das entscheiden, nur bei einem positiven Votum kann das Projekt beginnen.

Es geht dabei vor allem um die 42 Grund- und Mittelschulen, für deren Ausstattung die jeweilige Kommune zuständig ist. Der Landkreis habe für die 18 weiterführenden Schulen in seiner Zuständigkeit den Weg schon beschritten, um dank gebündelter IT-Ansprechpartner Synergien nutzen zu können, sagt Landrat Thomas Karmasin (CSU). Aber auch diese Schulen würden von den Vernetzungsmöglichkeiten noch profitieren, die ein neues Kompetenzzentrum biete. Allerdings waren sich die Entscheidungsträger, die das Vorhaben jetzt vorstellten, einig darüber, dass ein stärkeres finanzielles Engagement der Kommunen in die Digitalisierung der Schulen nicht dazu führen dürfe, "dass sich der Staat zurücklehnt", betont Hans Seidl: "Wir wollen damit nur einen zügigen starken Ausbau."

Denn Ausstattung und Betrieb der Schulen mit IT-Technik sind eine Herausforderung. Welche Geräte sind für welche Schule und Schulart sinnvoll? Welche haben sich in der Praxis bereits bewährt? Was ist neu auf dem Markt? Wie können die staatlichen Förderprogramme genutzt werden? Was ist in Sachen Datenschutz zu beachten? Wie können die Lehrkräfte unterstützt und geschult werden? Mit dem geplanten Kompetenzzentrum möchte man verhindern, dass jede einzelne Kommune mit eigenem Personal die gleichen Vorarbeiten leisten muss.

Die Situation, wie sie sich bisher zeigt, skizziert Hans Seidl so: "Jeder hat sich hier einen externen Berater geholt und jeder macht eine Insellösung." Notwendig sei, entsprechende Kompetenzen mit professioneller Hilfe zu bündeln. Dies wünschten sich auch die Schulen. Seidl erinnert daran, dass die Politik zwar Fördermöglichkeiten etwa für Ladesäulen oder Fahrräder diskutiere, die wichtigste Diskussion aber sei jene um die Bildung: "Es geht um die Zukunft der Kinder." Profitieren davon sollen alle 27 000 Schülerinnen und Schüler im Landkreis.

Norbert Seidl, SPD-Bürgermeister aus Puchheim und ehemaliger Lehrer, betont die Notwendigkeit, ein Konzept für die Digitalisierung zu erarbeiten. Er selbst habe als Lehrer Zeiten erlebt, "da wurden die Geräte irgendwo reingestellt und es den Lehrern überlassen, wie sie das managen". Und "nach einer Verstaubungszeit" seien die Geräte dann auf dem Schulbazar veräußert worden. Deshalb "wäre es ein Gewinn, wenn eine Zentrale wie das Kompetenzzentrum Aufgaben zur Beratung und Information übernimmt." Dem Puchheimer Bürgermeister schwebt vor, dass ein Kompetenzzentrum vielleicht auch Kurse dazu anbieten oder die Musik- und Volkshochschulen einbeziehen könnte.

Die digitale Ausstattung zwingt die Sachaufwandsträger dazu, sich laufend mit dem Thema zu beschäftigen. Denn die Geräte sind deutlich weniger lange haltbar wie etwa eine Tafel. Sie müssen gewartet werden, und nach nur wenigen Jahren werden Updates oder Neuanschaffungen notwendig. Es sei nicht damit getan, "dass man ein Schulhaus hinstellt und es danach instand hält", versucht sich Mammendorfs Bürgermeister Josef Heckl (Bürgergemeinschaft) an einem Vergleich.

Anstoß zu dem Vorhaben gegeben hat die Initiative "Digitale Schule FFB", ein gemeinnütziges Projekt, das Schulen im Landkreis bei der Auswahl sinnvoller Geräte und der benötigten Infrastruktur sowie bei der Vermittlung digitaler Inhalte unterstützen möchte und nun mit den Kommunen kooperiert.

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