Versuchter Anschlag in Hagen:Verdächtiger 16-Jähriger muss in Untersuchungshaft

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Die Synagoge in Hagen ist offenbar nur knapp einem Anschlag entgangen. (Foto: Roberto Pfeil/dpa)

Der Jugendliche soll einen Anschlag auf die Synagoge in Hagen geplant haben. Ein Richter bestätigte, dass gegen den 16-Jährigen ein dringender Tatverdacht besteht.

Im Fall der mutmaßlichen Anschlagspläne auf die Hagener Synagoge muss der festgenommene 16-Jährige in Untersuchungshaft. Ein Richter bestätigte am Freitagabend, dass gegen den Jugendlichen ein dringender Tatverdacht besteht, wie die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf mitteilte.

Weder der Jugendliche, noch seine Familienangehörigen seien dem Staatsschutz zuvor als Islamisten bekannt gewesen, hatte zuvor ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft gesagt. Der 16-Jährige hat zugegeben, über den Messengerdienst Telegram Kontakt zu einem Bombenbau-Experten unterhalten zu haben, bestreitet aber, einen Plan für den Anschlag auf die Synagoge gehabt zu haben.

Nordrhein-Westfalen
:Reul: Wir hatten konkreten Hinweis auf Ort, Zeit und Täter

In Hagen nimmt die Polizei nach einer Geheimdienstwarnung einen 16-Jährigen fest, der einen Anschlag auf die Synagoge geplant haben soll. Der Innenminister des Landes spricht von einer "islamistisch motivierten" Bedrohung.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat vor. Aus Sicherheitskreisen hieß es, es habe gute Gründe gegeben für den schnellen Zugriff der Polizei: Bei dem Kontaktmann des Jugendlichen soll es sich um einen Angehörigen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) handeln.

Der Anwalt des 16-Jährigen, Ihsan Tanyolu, rechnete am Freitag zunächst mit der baldigen Freilassung seines Mandanten und ging nicht vom Erlass eines Haftbefehls aus. "Es hat sich kein Tatvorwurf erhärtet, der das rechtfertigen würde", sagte Tanyolu.

Tatsächlich hatten die Ermittler weder Bombenbauteile geschweige denn einen Sprengsatz gefunden - weder beim 16-Jährigen, noch in der Nähe der Synagoge. Weit gediehen dürften seine Pläne also wohl nicht gewesen sein. Die Entscheidung des Haftrichters weist aber darauf hin, dass den Ermittlern mehr vorliegt als der vage Hinweis eines befreundeten Geheimdienstes.

Tatsächlich soll es sich Sicherheitskreisen zufolge um den gesamten Chat-Verlauf des 16-Jährigen mit einem mutmaßlichen IS-Terroristen handeln. Der Chat soll belegen, dass der Jugendliche via Telegram-Messengerdienst nicht bloß einen einmaligen losen Kontakt zu dem Bombenbau-Experten hatte, sondern über einen längeren Zeitraum mit ihm kommunizierte. Obwohl er in seiner stundenlangen Vernehmung vehement bestritten haben soll, Anschlagsabsichten auf die Synagoge gehabt zu haben, soll er sie in dem Chat selbst als Ziel ins Gespräch gebracht haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Freitagabend mit.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Donnerstag gesagt, die Hinweise auf das Attentat in Hagen seien sehr konkret gewesen. Die Ermittler seien von einer "islamistisch motivierte Bedrohungslage" an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, ausgegangen. Ein ausländischer Geheimdienst soll zunächst den Bundesnachrichtendienst informiert haben, der die Anschlagswarnung dann an die nordrhein-westfälischen Behörden weiterleitete.

Der Vater des 16-Jährigen war Sicherheitskreisen zufolge 2014 nach Deutschland gekommen und als Flüchtling anerkannt worden. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Familie wurden Handys und Speichermedien sichergestellt, die noch ausgewertet werden müssen. Der Vater und zwei Brüder des 16-Jährigen, die die Polizei zunächst ebenfalls in Gewahrsam genommen hatte, waren bereits am Donnerstagabend wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Gegen sie bestehe kein Tatverdacht, hatte ein Sprecher betont.

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