Zweite Liga:Nur einer kennt den Zaubertrank

Max Besuschkow (SSV Jahn Regensburg, 07) schießt / schiesst das Tor zum 0:1, GER, Fortuna Düsseldorf / Duesseldorf 1895

Maß genommen: Der Regensburger Max Besuschkow entwickelt sich mehr und mehr zum gefürchteten Präzisionsschützen.

(Foto: Gabriel Boia/imago)

Wieder trifft Max Besuschkow für Jahn Regensburg, doch wie zuletzt gegen Nürnberg reicht es auch gegen Düsseldorf nicht zu einem Sieg.

Von Linus Freymark, Düsseldorf

Der Regensburger Max Besuschkow scheint eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden zu haben. Eigentlich ist der 24-Jährige beim Jahn dafür zuständig, das Mittelfeld zusammenzuhalten. Doch nun hat es sich Besuschkow offenbar zum Hobby gemacht, des Öfteren vor dem gegenüberliegenden Strafraum aufzutauchen und den Gegnern die Bälle per strammem Flachschuss ins Tor zu hauen. Vergangene Woche gegen Nürnberg erzielte Besuschkow so bereits die zwischenzeitliche 1:0-Führung - und auch am Samstag in Düsseldorf schlug der gebürtige Tübinger mit russisch-kasachischen Wurzeln wieder zu. Es lief die 18. Minute, als Besuschkow an den Ball kam, Maß nahm - und das Spielgerät an den Innenpfosten hämmerte, von dem der Ball dann ins Tor der Rheinländer sprang. Wieder Besuschkow. Wieder 1:0. Und wieder war die Führung nur vorübergehend.

Was er mit seinem Mittelfeldmann gemacht habe, dass der auf einmal regelmäßig trifft, wurde Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic nach dem Spiel auch prompt gefragt, und ein bisschen wirkte der Coach, der in der Oberpfalz sowieso für seine unaufgeregte Art bekannt ist, so, als verstehe er die Aufregung um seinen Spieler nicht so recht. Er stelle ihn lediglich auf, antwortete er also - den Rest erledige Besuschkow schon selbst. Natürlich ist das zutreffend, Selimbegovic bleibt seiner Position auf der Trainerbank schließlich treu und lässt die gegnerischen Strafräume gegnerische Strafräume sein. Doch der Anteil des Trainers am nach wie vor verblüffend guten Saisonstart der Regensburger dürfte trotzdem erheblich sein - auch wenn die Jahn-Elf nach dem 1:1 in Düsseldorf nun seit drei Spielen sieglos ist und sich so nach den vier Triumphen zum Saisonstart langsam wieder auf Regensburger Normalniveau einpendelt.

Jahn-Stürmer Caliskaner lässt eine hundertprozentige Chance zum 2:0 aus

Doch mit der Leistung beim Gastspiel am Rhein durfte Selimbegovic zufrieden sein. Seine Mannschaft präsentierte sich willens, endlich wieder drei Punkte einzufahren. Der Jahn spielte mutig nach vorne und hätte nach der Führung auch auf 2:0 erhöhen können, ja eigentlich müssen - doch Kaan Caliskaner schien am Samstag nur das Gegenmittel zu Besuschkows Zaubertrank konsumiert zu haben. Der gelernte Stürmer setzte nach einer halben Stunde einen Kopfball über das leere Tor (29.), wofür man wohl auch in unteren Ligen von den Kollegen mindestens mal verspottet werden würde. Den Zorn seines Trainers muss der Angreifer dennoch nicht fürchten. "Ich bin sicher, dass Kaan den unbedingt reinmachen wollte", sagte Selimbegovic mit Blick auf die misslungenen Bemühungen seines Angreifers - wobei jede gegenteilige Absicht Caliskaners ja auch einem Skandal gleichkäme und dem Kollegen Besuschkow die Schlagzeilen klauen würde.

Neben seinem neuen Fließband-Torschützen Besuschkow, dem am Samstag etwas unglücklichen Caliskaner und dem Düsseldorfer Ausgleich durch Robert Bozenik (32.) befasste sich Selimbegovic in seiner Analyse auch kurz mit einer Szene, bei der sein Team "Pech gehabt" habe. In der 75. Minute beförderte Benedikt Gimber den Ball mit dem Ellbogen ins Tor. Die Regensburger jubelten - dann griff der Videoassistent ein und erkannte den Treffer völlig zu Recht wegen Handspiels ab. Mit der Entscheidung sei "alles gut" gewesen, konstatierte Selimbegovic, sie sei absolut richtig gewesen - dennoch wurmt es einen Trainer natürlich, wenn ein Tor seiner Mannschaft erst nach Betrachtung der Videobilder annulliert wird.

Ansonsten fand Selimbegovic wenig auszusetzen am Auftritt seines Teams. "Wir haben ein Spiel gesehen, für das es sich gelohnt hat, ins Stadion zu kommen", sagte er. Das lag auch an den Düsseldorfern: Die Rheinländer griffen den Tabellenführer früh an und erzwangen so viele weite Bälle, die oft postwendend wieder zurück in die Regensburger Hälfte bugsiert wurden. Der Jahn hielt nach besten Kräften dagegen - und hat zurzeit eben das Glück, dass er einen Mittelfeldspieler in seinen Reihen hat, der auf einmal das Toreschießen für sich entdeckt hat. Am Freitag geht es zu Hause gegen Erzgebirge Aue. Die sächsische Defensivabteilung dürfte dann ein besonderes Auge auf Max Besuschkow haben.

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