Coronavirus im Landkreis:Es wird nachgerüstet

Der Kreis stattet weitere 96 Klassenräume mit Luftfiltergeräten aus, die Begeisterung darüber bei Bürgermeistern und Kreisräten ist aber überschaubar

Von Stefan Galler, Landkreis

Die Begeisterung bei den lokalen Politikern über die Vorgaben der bayerischen Staatsregierung zur Corona-Prävention an den Schulen hält sich weiterhin in Grenzen. Zuletzt etwa hatte sich Landrat Christoph Göbel (CSU) kritisch an den seiner Meinung nach zu unkonkreten Quarantäne-Regeln für Schulen geäußert. Auch das ständige Hin und Her, was Ansagen zu den Luftreinigungsgeräten in Klassenzimmern angeht, stoßen bei Bürgermeistern und Kreisräten auf Unverständnis.

Forschungsprojekt Luftfilter Klassenzimmer Grundschule Parksiedlung, Oberschleißheim. Klasse 4c mit Lehrerin Lena Negele.

Raumluftfilter wie hier an einer Schule in Oberschleißheim sollen die Virenlast durch Aerosole reduzieren.

(Foto: Florian Peljak)

Ursprünglich spielten die Lüfter bei der Pandemie-Bekämpfung eher eine untergeordnete Rolle, dann entschied die Regierung kurz vor den Sommerferien, die Anschaffung zu empfehlen und mit der Übernahme von 50 Prozent der Kosten auch zu fördern. Und kurz vor dem Schulstart hieß es dann sogar, dass bei einem "korrekten Einsatz von Luftreinigungsgeräten" auch bei einem positiven Corona-Fall in einer Schulklasse auf die Quarantäne aller übrigen Schüler verzichtet werden könne.

Was nun wiederum die Kommunen unter Druck setzt, perfekte Voraussetzungen zu schaffen, um Quarantänefälle zu verhindern. Ein aktuelles Gutachten von Professor Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg kommt zu dem Ergebnis, dass mobile Luftreinigungsgeräte die beste Lösung für die kreiseigenen Schulen seien. Für Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) eine Aussage, die man hinterfragen müsse, schließlich sei Kähler "ein besonderer Verfechter der Geräte"; er hätte sich "ein neutraleres Büro" für die Studie gewünscht. Zudem sei die teure Technik kein Allheilmittel gegen steigende Infektionen an Schulen: "Biontech hat angekündigt, in vier bis sechs Wochen marktreife Impfstoffe für Kinder zu haben", sagte Greulich im Kreisausschuss.

Angesichts der zu erwartenden Lieferschwierigkeiten bei Luftfiltern sei damit zu rechnen, dass "der Impfstoff früher da ist als die Geräte". Göbel ergänzte, dass es wohl noch dauern werde, bis Impfungen für Unter-Zwölfjährigentatsächlich von der Ständigen Impfkommission (Stiko) freigegeben würden, und kritisierte die Staatsregierung wegen ihrer schwammigen Ansagen: "Wir sollen mit Augenmaß und Sachverstand handeln." Dabei seien Abstands- und Maskenregeln sowie die ganze Debatte um das Lüften "ein sehr weites Feld". Er müsse darauf vertrauen, dass sein Gesundheitsamt richtige Entscheidungen trifft.

Wie es das Gutachten will

Der Zweckverband staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München schafft für die Klassen- und Fachräume in seinen Schulen Luftreinigungsgeräte an, die nicht mit einer raumlufttechnischen Anlage (RLT) ausgestattet sind. Der Zweckverband setzt damit einen Beschluss aus dem Juli um, wie Geschäftsleiterin Patricia Hüfner erläutert. Damals hatte die Verbandsversammlung beschlossen, diese Geräte anzuschaffen, wenn ein Gutachter das empfiehlt. Das Gutachten, das der Landkreis in Auftrag gegeben hatte, liegt mittlerweile vor. Die betreffenden Schulen werden aus Wirtschaftlichkeitsgründen mit Filtergeräten ausgestattet, nicht etwa mit Plasma-Geräten, was auch eine Option gewesen wäre. Geräte werden für das Gymnasium Ottobrunn, das Gymnasium Neubiberg und die Realschule Neubiberg angeschafft. Die weitere Schule des Zweckverbands, das Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn, erhält keine Anlagen, da das gesamte Gebäude mit einer RLT-Anlage ausgestattet ist. dabo

Konkret sollen im Landkreis nun weitere 96 schlecht zu lüftende Schulräume mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden, bislang seien 118 dieser Apparate in Betrieb. Der Auftrag werde am 27. September erteilt. "Aber die ganze Luftreinigung bringt natürlich nichts, wenn sich die Schüler auf dem Schulweg, in der Pause oder beim Sportunterricht ohne Maske gegenseitig anstecken."

Er setze deshalb ähnlich wie Greulich ganz klar auf Impfungen: "Irgendwann haben wir die Gefahr, dass sich viele Menschen anstecken, dann so minimiert, dass wir heftige Ausbrüche als Gesellschaft ausschließen können."

Corona-Lage im Landkreis

Aktuell Vgl. Fr.

Infizierte gesamt: 16 914; + 119

Infizierte ges. mit Mutanten: 3657; + 92

Infizierte aktuell: 565;- 12

Tote gesamt: 297; + 0

Menschen mit 1. Impfung: 229 506; + 1349

davon haben 2. Impfung: 229 381; + 1765

Auffrischungsimpfungen: 2290; + 236

Impfungen insgesamt: 461 177; + 3350

Schulen in Quarantäne: 3; + 3

Sieben-Tage-Inzidenz: 92,4; 85,2

Quelle: Landratsamt München

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