Bundestagswahl:Die CDU will sich durchwursteln

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet während einer Pressekonferenz

Wo geht es lang? Armin Laschet am Anfang dieser Woche in Berlin

(Foto: Emmanuele Contini/imago)

Die Union debattiert bereits jetzt, was passiert, wenn sie auf Platz zwei landet. Sie hat offenbar verlernt zu kämpfen.

Kommentar von Robert Roßmann

Es ist ein absurdes Schauspiel, das die Unionsparteien gerade aufführen. Da erklärt CDU-Vize Volker Bouffier, dass man auch den Kanzler stellen könne, wenn die Union bei der Bundestagswahl lediglich auf Platz zwei lande. Doch aus München gibt es sofort Widerworte. "Nur wenn die Union an der eins ist, besteht die Chance zu regieren", sagt CSU-Chef Markus Söder. Zuvor hatte sein Parteifreund Alexander Dobrindt bereits erklärt: "Für eine Regierung unter Führung einer zweitplatzierten Union fehlt mir gerade die Fantasie." Nun ist es mit der Fantasie ja so eine Sache, da hat jeder seine eigene. Unstrittig ist aber, dass solch eine Debatte der Union schadet. Wer gewinnen will, muss auch Siegeszuversicht ausstrahlen. Sonst kann er es gleich bleiben lassen.

Olaf Scholz wurde von der SPD-Spitze vor mehr als einem Jahr zum Kanzlerkandidaten ausgerufen. Den größten Teil dieses Jahres blieb die SPD in den Umfragen wie festgetackert bei etwa 15 Prozent. Doch Scholz hat in all diesen Monaten unerschütterlich behauptet, Kanzler werden zu können. Und die Union?

Ausgerechnet die Partei, die immer als Machtmaschine galt

Die erste Umfrage, die die Sozialdemokraten vorne sah, ist noch keinen Monat alt. Doch in der CDU geht es seitdem zu wie in einem Hühnerhaufen. Ausgerechnet die Partei, die immer als Machtmaschine galt, versagt, wenn es um die Macht geht. Statt geschlossen um Platz eins zu kämpfen, streiten sie in der Union bereits darüber, ob man auch mit Platz zwei den Kanzler stellen kann. Und manche in der CDU-Spitze reden sogar schon darüber, wer im Fall einer Niederlage Armin Laschet ersetzen könnte.

Dabei liegt der Abstand zur SPD innerhalb der statistischen Unschärfe der Umfragen. Der Großteil der Deutschen hat noch gar nicht abgestimmt, und der Anteil der Unentschiedenen ist so hoch wie lange nicht. Wer in so einer Situation schon darüber spricht, was passiert, wenn man verliert, gibt sich vorschnell auf. Hätte Scholz im vergangenen Jahr so wenig Siegeszuversicht gezeigt, stünde er jetzt nicht da, wo er in den Umfragen steht.

Dass man in Deutschland auch Kanzler werden kann, wenn die eigene Fraktion nicht die größte ist, muss niemand extra betonen. Das sollte ohnehin klar sein. Willy Brandt wurde 1969 zum Kanzler gewählt, obwohl die SPD bei der Bundestagswahl nur auf Platz zwei gelandet war. 1976 und 1980 war es bei Helmut Schmidt genauso. Warum also sprechen sie in der Union darüber?

Die CDU ist bequem geworden

Auf der einen Seite scheinen Laschet und seine politischen Freunde - zu ihnen gehört Bouffier - immer noch zu glauben, dass sich die CDU irgendwie durchwursteln kann. Egal, ob man nur auf Platz zwei landet, egal, ob man bei der Wahl fast zehn Prozentpunkte verliert: Laschet soll Kanzler werden. Die CDU ist in den vergangenen Jahren bequem geworden. Sie weiß nicht mehr so genau, wofür sie steht. Und sie weiß nicht mehr, wie Kämpfen geht. Sie glaubt aber immer noch, dass das Kanzleramt in ihre Hände gehöre.

Auf der anderen Seite steht vor allem die CSU. Die hält sich zwar auch für eine natürliche Regierungspartei. Aber in München haben sie erkannt, dass man mit Durchwursteln keine Wahlen mehr gewinnt. In der CSU glauben sie, dass wer über Platz zwei redet, erst recht Gefahr läuft, auf Platz zwei zu landen. Und in der CSU haben sie gelernt, sich in der Regierung zu erneuern - der CDU ist das meistens nur in der Opposition gelungen.

Richtig ist aber auch: Wenn Söder und seine vielen Anhänger in der CDU Armin Laschet in den vergangenen Monaten immer mit Leidenschaft unterstützt hätten, stünde die Union in den Umfragen jetzt besser da - und es gäbe vielleicht gar keine Diskussion um Platz zwei.

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