Dachau:Zwischen Kindern und Kühen

Das Bauvorhaben in Mitterndorf erweist sich als ziemlich knifflig

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Es ist eines der kompliziertesten Bauvorhaben Dachaus: Auf dem Gelände der ehemaligen Schule in Mitterndorf soll ein neues kleines Stadtviertel entstehen. Seit Jahren plant die Stadt, auf dem Areal zwischen der Brucker Straße und Ignaz-Taschner-Straße Wohnungen und einen Kindergarten zu bauen. In der Mitte ist ein Dorfplatz vorgesehen, an dem Menschen zusammen kommen können und vielleicht sogar einmal ein Maibaum in den Himmel ragen könnte. Soweit, so idyllisch.

Das Problem: An das Areal grenzt im Westen ein Bauernhof mit Tierhaltung. Und das bedingt den komplizierten Konflikt zwischen Landwirtschaft und Wohnen, der im Münchner Speckgürtel öfter vorkommt und jedes Mal viel Bürokratie nach sich zieht. Denn der Mitterndorfer Landwirt will seinen Betrieb erweitern und hat dafür auch eine Genehmigung bekommen. Das wirbelte die Planung der Stadt wiederum durcheinander, weil sich dadurch andere Immissionswerte für die geplante Bebauung auf dem alten Schulgelände ergeben. Das Baugesetz regelt, welche Geruchs- wie auch Lärmbelästigungen in Wohn- und Dorfgebieten zulässig sind. Für das Bauvorhaben in Mitterndorf bedeutete das: Wenn der landwirtschaftliche Betrieb sich vergrößert, nehmen auch Immissionen wie Geruch oder Lärm zu. Die Stadt musste also diese Immissionen neu berechnen und auf dieser Grundlage die alten Planungen anpassen. Der Ergebnis: Die Gebäude müssen höher werden. Auf den Kindergarten, der ursprünglich zwei Geschosse hatte, musste man in den Planungen noch ein Geschoss draufsetzen. Ansonsten hätte man den gesetzlich vorgeschrieben Immissionsschutz unterlaufen, erklärte Ariane Jungwirth vom städtischen Bauamt am Dienstag in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses. Jungwirth sprach insgesamt von einer "äußerst schwierigen Planung". Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hofft, dass man mit der Planung bald auf die Zielgerade einbiege.

Das Planungsverfahren ist weit fortgeschritten; es gab bereits eine erste Bürgerbeteiligung. Jetzt sollen die überarbeiteten Pläne öffentlich ausgelegt werden, sofern der Stadtrat zustimmt. Im Bauausschuss waren sich die Stadträte uneinig, welche Schritte nun folgen sollen. Die CSU-Fraktion und BfD-Stadtrat Horst Ullmann hatten "Bauchweh" angesichts der überarbeiteten Planung. "Da hat sich in den letzten Jahren viel geändert", sagte CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky. Ihre Fraktion schlug daher vor, den Menschen in Mitterndorf die neuen Pläne noch einmal vorzustellen, bevor sie öffentlich ausgelegt werden. Ullmann stimmte dem zu, alle anderen Mitglieder des Bauausschusses lehnten ab. Eine erste Bürgerbeteiligung habe bereits stattgefunden, sagte Sören Schneider (SPD). Wenn man nun, wie von der CSU vorgeschlagen, den Bürgern in Mitterndorf die Pläne erneut präsentiere, müsste man dies auch bei allen anderen Verfahren machen. Demnächst wird sich der Stadtrat mit den Planungen auf dem Gelände der ehemaligen Schule in Mitterndorf beschäftigen.

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