Germering:Kinder und ihre Rechte

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Bemalte Folien, die von beiden Seiten des Fensters sichtbar sind, hängt Margarita Moroder in der Stadtbibliothek auf. (Foto: Günther Reger)

Mitglieder der Germeringer Malschule gestalten ein Fenster der Bibliothek

Von Johanna Haas, Germering

Was sind eigentlich Kinderrechte? Und was bedeutet das für mich? Mit diesen Fragen haben sich die Germeringer Malschulkinder gemeinsam mit ihrer Lehrerin Margherita Moroder auseinander gesetzt. Zusammen mit dem Weltladen initiierten sie im Rahmen der Fairen Woche eine Malaktion. Die Gedanken und Vorstellungen zum Thema Kinderrechte habend die 36 Kinder mit Acryl und lichtechten Filzstiften auf durchsichtiger Folie dargestellt. Die hängen seit vergangenen Freitag an der Fensterfront der Stadtbibliothek. Und weil die Bilder auf Folie erstellt wurden, können sie sowohl vom Vorplatz als auch aus dem Inneren der Bibliothek noch bis Mitte Oktober betrachtet werden.

"Anhand der Bilder wird klar, welche grundlegenden und hierzulande meist selbstverständlichen Dinge für Kinder wichtig sind - wie ausreichend Essen, Bildung und Kleidung", sagt der Germeringer Oberbürgermeister Andreas Haas in seiner Eröffnungsrede. Abgesehen davon, dass Haas nicht malen könne, wüsste er auch nicht, was er malen würde. Umso bemerkenswerter findet Haas die Ideen der Kinder. Aber wo sind eigentlich die kleinen Künstler? Die Malschulleiterin, die Vorständinnen des Weltladens, Michaela Radykewicz, Anette Blumenthal und Christa Datzmann sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden Ingeborg Keil und Wolf-Dieter Gatzke sind da - nur die Hauptakteure fehlen. "Aus Kindersicht ist so viel Zeit vergangen, weil sie die Bilder vor den Sommerferien gemalt haben, da haben sie unsere Eröffnung heute wohl einfach vergessen", bemerkt der Bürgermeister.

Schade, denn für ihre Kunst erhielten die Kinder durchweg positives Feedback. "Ich bin so unglaublich stolz auf die Kinder. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen", so Moroder. Ein Bild ist ihr besonders aufgefallen. Es zeigt einen Buben - um das Kind herum viele rote Herzen. "Es soll das Recht auf Liebe repräsentieren", sagt die Malschulleiterin. Auch andere, eigentlich selbstverständliche Dinge, wie ein Schulhaus, Bücher und die Familie sind auf den durchsichtigen Folien aufgemalt. Dinge die in anderen Ländern der Erde nicht immer zu bekommen sind. "Ich musste den Kindern erst einmal in Gruppen erklären, dass es nicht allen Kindern so gut geht. Dass nicht alle ein Haus, Mama und Papa oder schöne Anziehsachen haben. Kinderrechte sind eben nicht überall auf der Tagesordnung", so Moroder.

Und in Deutschland gilt zwar seit 30 Jahren die Kinderrechtskonvention der Vereinigten Nationen, im Grundgesetzt sind sie allerdings nicht verankert. Es wird aber seit langem darüber diskutiert, Kinderrechte ausdrücklich im Grundgesetz zu erwähnen. Dieser historische Schritt war für die 19. Legislaturperiode geplant. Trotzdem kam es im parlamentarischen Verfahren zu keiner interfraktionellen Einigung - dafür wäre eine zweidrittel Mehrheit im Bundestag und Bundesrat nötig gewesen und die wurde auch im Mai diesen Jahres nicht erreicht. "Umso wichtiger ist es, sich mit Kinderrechten auseinander zu setzen und darauf Aufmerksam zu machen", so Michaela Radykewicz. Und auch Wolf-Dieter Gatzke ist der Meinung, man müsse weiter für Kinderrechte kämpfen. Immerhin seien ein viertel aller Erdenbewohner Kinder unter 15 Jahren. "Die Hoffnung darf nicht aufgegeben werden", so Gatzke.

Umso beeindruckender, dass sich die 36 Schüler mit dieser wichtigen Thematik auseinander gesetzt haben. Für ihren künstlerischen Einsatz sollten sie eine liebevoll zusammengestellte Überraschung erhalten - die muss ihnen jetzt aber auf anderem Wege überreicht werden.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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