Karlsfeld:Ruhe bewahren und reden

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Karlsfelder Jugendarbeit gibt Tipps zum Umgang mit jungen Rowdies

Viele Karlsfelder haben derzeit Angst um sich und ihre Kinder. Grund sind die in den vergangenen Wochen vermehrt auftretenden Gewaltdelikte einer Jugendbande. Mit der Aktion "Karlsfeld steht auf" will sich die Gemeinde Karlsfeld nun dagegen wehren und ein sicheres und gewaltfreies Miteinander für alle garantieren. Halbjährlich soll nun die Veranstaltungsreihe "Jugendarbeit im Dialog" stattfinden. Sie startet mit dem Thema "Jugend und Gewalt". Das Jugendhaus Karlsfeld tritt im Rahmen dieser Aktion in den Dialog mit Eltern, Erziehenden und weiteren Interessierten. Sie gibt Ratschläge, wie man sich in Bedrohungssituationen verhalten soll. Etwa 20 Bürger haben bei der Online-Veranstaltung teilgenommen und konnten anschließend Fragen stellen.

Wohl kaum jemand rechne damit, an seinem Wohnort massiv bedroht, beleidigt oder gar geschlagen zu werden, sagt Alex Pöschel vom Jugendhaus Karlsfeld, "doch das Phänomen Gewalt begegnet uns leider immer wieder". Viele Delikte ließen sich jedoch verhindern. Thomas Kirner, Jugendbeamter der Polizeiinspektion Dachau, rät Betroffenen dazu, zunächst Ruhe zu bewahren und zu versuchen, mit den Leuten zu reden: "Teile das Offensichtliche mit, sprich ruhig, laut und deutlich." Auch sollte man die Aufmerksamkeit der umherstehenden Personen auf sich ziehen. Hier würden Hilfsmittel wie etwa eine laute Pfeife helfen, die die Aufmerksamkeit auf das Geschehen lenkt und den Täter nicht mehr anonym wirken lässt. Zu körperlicher Selbstverteidigung rät Kirner nur als allerletzte Lösung. "Die Gefahr, sich selbst zu verletzen, ist riesengroß", sagt er und weist darauf hin, dass eine "seelische und körperliche Vorbereitung" für solch eine Tat nötig wäre. Anzeige zu stellen, nachdem man Zeuge einer Straftat wurde, ist in den Augen des Polizisten immer ratsam, auch wenn eine polizeiliche Aussage, die man notfalls vor Gericht wiederholen muss, dazu führt, dass man für den Täter dann nicht mehr anonym ist.

Isabella Brähler, stellvertretende Sachgebietsleiterin vom Jugendamt Dachau, spricht gezielt die Eltern unter den Teilnehmern an und weist darauf hin, dass sie selbst Eltern "von einem Opfer oder von einem Täter" sein können. In dieser Rolle hätten sie manchmal nur wenig Einfluss auf das Kind, die Meinung der Freunde oft mehr als ein "gut gemeinter Rat der Eltern" zähle. Doch egal ob Eltern von Opfer oder Täter, man könne sich an diverse Beratungsstellen des Jugendamtes wenden. "Vor allem in diesen Momenten ist es keine Schwäche, sich Hilfe zu suchen, sondern eine Stärke", meint Brähler. Hierbei sei es jedoch immer wichtig, das eigene Kind nicht aufzugeben und die Taten zu verurteilen, nicht den Menschen.

© SZ vom 27.09.2021 / rojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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